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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Glaubensbrüdern hier den Sabbat zu feiern. Bestimmt fragen Sie sich, was ich hier im Krankenhaus mit Ihnen zu besprechen habe, nicht wahr, Mr. Andersen? «
    »Himmelherrgott! Rolly Brothers hat Sie beauftragt, gegen mich zu prozessieren! Hören Sie, ich wollte deren verdammte Kutsche nicht zu Schrott fahren. Genügt es nicht, dass sie mich gefeuert haben? Was wollen die denn noch, Blut sehen etwa?«
    »Beruhigen Sie sich, Mr. Andersen. Das ist nicht der Anlass meines Besuchs.«
    »In was für einem Schlamassel stecke ich dann?«
    »Ihr langer Aufenthalt im Krankenhaus bereitet jemandem Sorgen. Einer Dame.«
    »Welcher?«, fragte Jake hastig.
    Joseph Bloom verbarg ein Lächeln. »Vor meiner Abreise aus Ironbark erhielt ich diesen Brief mit der Bitte, Sie aufzusuchen.«
    Jake hasste es, vor Fremden in seinem Schneckentempo zu lesen. »Ich habe heute ein Problem mit den Augen. Wären Sie so freundlich, mir vorzulesen?«
    Joseph Bloom faltete das Schreiben auf und räusperte sich. »Jakob Andersen liegt in einem Krankenhaus in Goulburn. Ich mache mir Sorgen um seine Verletzungen. Ich war Passagierin in seiner Kutsche. Falls Sie ihn besuchen können, richten Sie ihm bitte aus, dass Saranna Plews wissen möchte, ob er Hilfe braucht.«
    Jake war verwirrt. Saranna Plews? War sie nicht bei dem Unfall ums Leben gekommen? Seine Erinnerung an jene Nacht war
lückenhaft. Es war, als versuchte er, Poker mit einem Satz Karten zu spielen, in dem die Königinnen und die Asse fehlten.
    Joseph Bloom erklärte ihm, dass Miss Plews die allseits respektierte Lehrerin von Ironbark sei. Als er Jake fragte, ob es etwas gäbe, bei dem er ihm behilflich sein könne, nahm der die Gelegenheit wahr.
    »O ja, Sie könnten meine Ehefrau und meine Tochter finden.«
    Der Anwalt hörte sich Jakes Beschreibung mit ernstem Ausdruck an. Die Worte schienen durch ständigen Gebrauch abgewetzt zu sein, doch Jake blickte dem Anwalt direkt in die Augen, als er hinzufügte: »Ich bin keiner, der seine Frau schlägt, falls Sie das denken.«
    »Ich würde niemals einem Mann helfen, seine Frau zu suchen, wenn ich das glaubte. Also, Mr. Andersen, Sie können mit meiner Hilfe rechnen, sofern es in meiner Macht steht.«
    Nachdem Joseph sich von ihm verabschiedet hatte, war Jake erneut mit sich und seinen Gedanken allein. Doch diesmal drehten sie sich nicht um Jenny. Er wunderte sich über die affektierte Engländerin, die sich Sorgen um ihn machte, nachdem sie ihn so von oben herab behandelt hatte. Nach allem, was er ihnen zugemutet hatte, hatte er nicht damit gerechnet, dass sich einer seiner Passagiere nach seinem Zustand erkundigen würde, am allerwenigsten Saranna Plews. Das war ziemlich merkwürdig. Er fragte sich, was aus der geheimnisvollen Witwe Smith geworden war. Sie hatte behauptet, sie sei Schauspielerin und spiele die Rolle einer Zigeunerin, aber für Jake stand fest, dass sie vor einem Kerl aus England auf der Flucht war.
    Er war frustriert, im Krankenhaus gefangen zu sein und nicht zu wissen, was draußen in der Welt vor sich ging. Die Schwestern erzählten ihm ständig, er müsse Geduld haben. Vielleicht würde Mac, wenn er das nächste Mal mit seiner Kutsche durch Goulburn kam, ihm erzählen können, was aus seinen Passagieren geworden war. Jake grinste. Trotz seiner lückenhaften Erinnerung hatte er noch gut im Gedächtnis, wie die Witwe sein Gesicht an
ihre nackten Brüste gedrückt hatte, um ihn zu wärmen. Er konnte beinahe den Duft des Rosmarinöls riechen, mit dem sie ihre Haut eingerieben hatte, oder die kühle Berührung des silbernen Amuletts zwischen den Brüsten spüren. Verblüfft von der sinnlichen Kraft dieser Erinnerung murmelte er laut vor sich hin: »Ich wünschte, diese Nacht wäre echt gewesen. Wie grässlich, dass es nur ein Fiebertraum war.«

    Zwei Abende später tauchte ein weiterer Besucher auf.
    Jake sah den schlaksigen jungen Mann an, der im Schatten der verdunkelten Station stand, und hatte den vagen Verdacht, dass er ihm nicht gänzlich fremd war. Jake hatte einen Riecher dafür, wenn jemand auf der falschen Seite des Gesetzes stand.
    Der Junge, der seinen Hut mit der breiten Krempe in die Stirn gedrückt hatte, zog einen Stuhl an die Bettkante und fragte: »Wie geht’s, Kumpel?«
    Jake war auf der Hut. »Wir kennen uns doch, nicht wahr?«
    »Ja, wir haben uns einmal unter etwas … ungewöhnlichen Umständen getroffen.«
    Plötzlich erinnerte sich Jake wieder an das freche Grinsen. »Mist! Du bist der Kerl, der sich

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