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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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war Keziah unbekannt. Bestimmt ist er wieder dabei, jemanden anzuschwärzen .
    Da während ihrer Abwesenheit der Aufseher Griggs das Sagen hatte, ging sie davon aus, dass er sich noch arroganter geben würde als sonst. So war es auch, doch sie ließ seine Einwände nicht gelten.
    »Ich werde für ihr Essen und ihre Kleidung aufkommen. Die Herren wird es keinen einzigen Penny kosten.«
    Griggs warf Nerida einen verächtlichen Blick zu. »Halten Sie diese Eingeborene von meinen Männern fern. Wir haben hier schon genug Bastarde.«
    »Sorgen Sie lieber dafür, dass Ihre Männer nicht uns belästigen, ansonsten werde ich meinen Arbeitgeber davon unterrichten, dass Sie den Fremden, der versucht hat, mich auf seinem Grundstück zu vergewaltigen, nicht daran gehindert haben«, entgegnete Keziah.
    Griggs gab klein bei. Keziah wusste, dass er das Gerücht in die Welt gesetzt hatte, sie sei Joseph Blooms Schützling. Und obwohl diese Lüge sie ärgerte, kam sie ihr nun sehr gelegen, denn sie garantierte Neridas Schutz.

    »Wenn es noch einmal Ärger geben sollte, wird Joseph Bloom Sie zur Verantwortung ziehen«, rief sie ihm nach, als Griggs wütend davonstapfte.
    Abends am Lagerfeuer, wo Nerida Murphy die Brust gab, bemerkte Keziah, wie die Kleine sie jedes Mal, wenn sie den Rücken durchbog, um ihn von dem Gewicht des dicken Bauchs zu entlasten, verstohlen von der Seite ansah. Hastig wechselte sie die Stellung.
    »Keine Sorge, Miss«, sagte Nerida liebevoll. »Wenn die Zeit kommt, wir machen Spaziergang. Viel Zeit, viele Kinder, groß und stark. Schwarze Babys sind nicht anders als weiße Babys.«
    Keziah fasste Nerida an den Schultern und brach in Tränen aus. »Niemand hier weiß Bescheid, Nerida. Wie hast du geahnt, dass ich so viel Angst habe, das Kind allein auszutragen?«
    »Ihr Bauch, Miss. Ich weiß Bescheid. Kinder kommen, wann sie wollen.«
    »Ich glaube dir, Nerida!« Vor lauter Erleichterung begann Keziah, ein Roma-Lied zu singen. Sie wedelte mit den Händen, beugte sich nach hinten und stampfte mit den Füßen den Rhythmus auf den Boden, den Nerida vorgab. So vertrieben sie ihre Ängste mit Musik.

    Vom Lehrerpult aus beaufsichtigte Keziah die Kinder. Sie waren mit Feuereifer dabei, Segelschiffe, Strafgefangene, die in Reih und Glied vor einem Fahnenmast mit dem Union Jack standen, und tanzende Eingeborene auf einem Korroboree an die Schultafel zu malen. Es war eine geschönte Version der Ankunft der First Fleet im Jahre 1788, aber sie konnte die Kinder unmöglich bitten, hungrige, ausgemergelte Strafgefangene und aufgebrachte Eingeborene zu zeichnen, was der Wahrheit eher entsprochen hätte. Big Bruce hatte seine Arbeit bereits beendet und half den Kleinen.
    Sie warf einen Blick auf den Kalender an der Wand. Morgen war der 26. Januar. Foundation Day. Der fünfzigste Jahrestag der britischen Besiedlung von Port Jackson, bei der zum ersten Mal
der Union Jack gehisst worden war. Man hatte ihr gesagt, dass er in der ganzen Kolonie ein Feiertag war. Es gab weder Arbeit noch Schule; überall wurde er ausgiebig zelebriert, bei den Freien ebenso wie in den Lagern der Strafgefangenen.
    Eigentlich hätte sie aufgeregt sein sollen, aber sie war zu erschöpft, um irgendetwas zu fühlen. Von Tag zu Tag, seit Wochen schon, wurde die australische Hitze unerträglicher. Nerida weigerte sich hartnäckig, sie in Sarannas Korsett zu schnüren, weil es nicht gut für das Baby war, wie sie sagte.
    Trotz der Hitze zog Keziah den Schal enger um sich. Schweißperlen flossen ihr über den Nacken. Als sie das Rieseln von Wasser hörte, schreckte sie auf. Dann sah sie die Pfütze unter ihrem Stuhl. Es war so weit!
    Ihr wurde schwarz vor Augen.

    Als Keziah die Augen wieder aufschlug, lag sie auf dem Fußboden. Ein Ring von Kinderaugen umgab sie, die auf sie herabstarrten. Sie erinnerte sich an den Grund und stieß hastig den Wasserkrug um, damit er von ihrem Fruchtwasser ablenkte. Ihr Kind wollte kommen.
    »Winnie, hol Nerida bitte!« Die kleine Rothaarige mit den Sommersprossen gehorchte auf der Stelle. Keziah zwang sich zu einem Lächeln, obwohl mit den Wehen auch die Schmerzen einsetzten.
    »Ich bleibe bei Ihnen!«, bot Big Bruce an.
    »Danke, Bruce, aber das ist nicht nötig. Bitte, hilf den Kleinen, auf ihre Ponys zu steigen.« Sie biss die Zähne zusammen. »Fröhlichen Foundation Day, Kinder! Ich sehe euch alle am … liebe Güte! Es ist zwar noch früh, aber ihr geht jetzt besser nach Hause!«
    »Danke, Miss Plews!« Die Kinder

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