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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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geweigert hat, auf mich zu schießen! Ich stehe in deiner Schuld.«
    »Du hast mich bereits bezahlt. Erinnerst du dich nicht? Ich habe dich um dein Geld erleichtert.«
    Zum ersten Mal seit Wochen lachte Jake laut los. Dass die Geldbörse eine Attrappe für Buschräuber war, verriet er ihm nicht. Wie üblich hatte er alles Wertvolle im Stiefel verstaut gehabt.
    Will Martens stellte sich förmlich vor. »Wirst du hier auch ordentlich behandelt?«
    Jake zuckte die Achseln. »Ich werde allmählich irre. Hier geht es schlimmer zu als im Knast. Ich hasse es, gefangen zu sein.«
    Will nickte ironisch. »Ich auch. Du kannst froh sein, dass sie dir ein Bett gegeben haben. Vor ein paar Wochen hatten sich meine
Wunden entzündet, nachdem man mich in Gideon Park ausgepeitscht hatte. Ich bat darum, hierher verlegt zu werden. Ein Bett für einen Strafgefangenen hätte meinen Master Jonstone einen Shilling und Sixpence am Tag gekostet, aber der Teufel in Person hat es verhindert.« Er ahmte die weiche, rachsüchtige Stimme des Mannes nach. »›Simulanten werden sich nicht im Krankenhaus vor der Arbeit drücken können. Jedenfalls nicht, solange ich Aufseher in Gideon Park bin!‹«
    Jake grinste. »Du hast diesen Bastard haargenau getroffen, Kumpel. Was ist er für ein Kerl? Es heißt, er sei ein Schweinehund. Ein richtiges Ungeheuer.«
    »Das ist ja noch sehr höflich, so würde man ihn höchstens in Anwesenheit von Damen bezeichnen.«
    Angeregt unterhielten sie sich eine ganze Stunde lang. Jake stellte erfreut fest, dass Will ein leidenschaftlicher Pferdeliebhaber war, genau wie er. Gut gelaunt stritten sie sich über die Vorzüge von reinrassigen Berberpferden und Arabern. Trotzdem hatte Jake die Befürchtung, dass ein Junge wie Will nur ein Bauer in einem bösen Schachspiel war, deshalb kam er wieder auf Gideon Park zu sprechen.
    »Für Jonstone habe ich nicht viel übrig. Ein Edelmann, der sich die Hände nicht schmutzig macht und vor den Machenschaften seines Aufsehers die Augen verschließt.«
    Will versuchte, es herunterzuspielen. »Jonstone ist kein schlechter Mensch, nur leider viel zu oft in Sydney Town. Er kann sich gar nicht vorstellen, was der Teufel in Person während seiner Abwesenheit so alles treibt. Ich will lieber von einem Trooper erschossen werden, als nach Gideon Park zurückzukehren.«
    Jake wusste, dass Strafgefangene das häufig sagten, trotzdem hoffte er, dass der Junge mehr Glück hätte.
    »Per Gesetz haben Strafgefangene, die sich beschweren wollen, das Recht, einen Richter aufzusuchen und einem Master unterstellt zu werden, der sie gut behandelt. Zumindest in der Theorie«, sagte Jake.

    Will zog die Schultern hoch. »Bislang haben mich alle Richter nach Gideon Park zurückgeschickt. Die sind so eng mit Julian Jonstone befreundet, dass sie bei ihm am Tisch sitzen. Für Leute wie mich bleibt nicht einmal ein Krümel Gerechtigkeit übrig.«
    »Wenn ich dir helfen kann, mein Junge, so werde ich es tun«, versprach Jake. »Aber Waffen besorge ich dir nicht!«
    Will nickte. Er fragte Jake nach seinem Plan, reinrassige Pferde zu züchten. Jake redete so lange, bis seine Kehle ausgetrocknet war und er den Jungen schließlich um einen Gefallen bat.
    »Könntest du mir nicht eine Flasche Albion Ale hier reinschmuggeln oder etwas in der Art? Um die Ecke ist ein Wirtshaus. «
    Will sah ihn besorgt an. »Du willst, dass ich ins Policeman’s Arms gehe?«
    »Nein. Solomon Moses hat die Kneipe gerade in Traveller’s Home Inn unbenannt.« Jake senkte die Stimme. »Ich habe eine junge Krankenschwester beschwatzt, mir gelegentlich eine Flasche zu besorgen, aber im Moment sitze ich auf dem Trockenen. «
    »Nichts leichter als das, Jake.« Und schon war Will aus der Tür.
    Er kehrte mit einem struppigen Blumenstrauß zurück, der aussah, als hätte er ihn aus einem der umliegenden Gärten geklaut.
    Jake machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. »Na, vielen Dank!«
    »Riech mal dran!«, sagte Will.
    Als Jake den Kopf senkte, erkannte er den Hals einer Flasche inmitten des Blumenstraußes. Er hob ihn an den Mund und nahm einen kräftigen Schluck.
    »Will Martens! Man sollte dein Blut in Flaschen abfüllen.«
    Nachdem der junge Buschräuber sich mit einem stummen Gruß verabschiedet hatte und in die Nacht verschwunden war, fragte sich Jake, was für Chancen er wohl hätte. Nur wenige Entflohene überlebten länger als ein oder zwei Jahre.

    Jake spürte einen Anflug von Niedergeschlagenheit, als er daran dachte, wie

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