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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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nicht?«
    »Weil …« Ich hasste es, wenn Heilwich mich anschrie. Das hier war doch ihr Einfall gewesen. Dieser Schwindel und das ständige Versteckspiel. »Wenn es kein Muster ist, das ich schon einmal gemacht habe, dann werde ich es nicht schaffen. Ich muss das Muster sehen können, um danach zu arbeiten.«
    »Natürlich.« Ihre Stimme klang nun sanfter.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Ich weiß jedenfalls, was du nicht tun sollst. Du darfst das Kloster nicht verlassen.«
    »Aber wie schaffe ich es, zu bleiben?«
    »Wenn sie deine Arbeit nicht vor Samstag kontrollieren, dann bist du bis Samstag in Sicherheit. Wann würdest du das neue Muster bekommen?«
    »Am Montag.«
    »Dann musst du bis dahin so tun, als wäre alles in Ordnung. Schaffst du das? Kannst du so tun, als würdest du das tun, was du zu tun hast?«
    Wenn ich nur so tat, als würde ich tun, was ich zu tun hatte, dann tat ich es aber nicht, oder? »Ich weiß es nicht …«
    »Vielleicht … kannst du dir einfach mehr Zeit lassen?«
    »Weshalb?«
    »Damit sie dich nicht aus dem Kloster werfen! Zumindest nicht, bevor ich kommen kann, um dich rauszuholen.«
    »Das würden sie nicht tun. Die Schwester würde das nicht tun. Nicht mit mir.«
    Sie schob eine Hand durch das Loch und griff nach meiner.
    »Versprich es mir einfach. Versprich mir, dass du es tun wirst.«
    »Na gut. Ich werde es versuchen.«
    »Nicht bloß versuchen, Katharina. Du musst es tatsächlich tun. Du musst es für mich tun. Und für dich selbst.«
    »Ich … das werde ich.«
    »Du darfst es ihnen nicht vor Samstag sagen, verstehst du?«
    »Ich denke …«
    »Das ist wichtig, Katharina! Nicht vor Samstag. Was auch immer du tust, du darfst nicht zulassen, dass sie die Sache mit deinen Augen herausfinden.«
    »Das werde ich nicht. Ich werde es ihnen nicht sagen.«

    Arbeite nicht so schnell.
    Aber wie konnte ich meine Arbeit so gut wie möglich erledigen, wenn ich nicht so schnell wie möglich arbeitete? War das nicht träge? Und würde es die Schwester nicht bemerken? Sie vertraute darauf, dass ich die Spitze vollendete, und nun wollte Heilwich, dass ich mir Zeit ließ.
    Ich versuchte zu tun, was Heilwich mir befohlen hatte. Ich versuchte es wirklich. Aber ich konnte es nicht. Nicht, sobald die Spulen mit ihrem Tanz begonnen hatten. Selbst wenn ich es nicht mehr schaffte, sie kunstfertig zu bewegen, bestanden sie darauf, ihrem eigenen Rhythmus zu folgen. Und erst als wir an diesem Abend die Treppe hinabstiegen, erinnerte ich mich daran, was ich meiner Schwester versprochen hatte.
    Ich erinnerte mich daran.
    Doch es war zu spät. Denn nicht einmal zwei Tage später erschuf ich das letzte Blütenblatt und spürte, wie unter meinen Fingern der letzte Schnörkel entstand. Ich war fertig. Meine Kopfhaut prickelte vor Hochgefühl. Ich war fertig. Fertig! Aber … was würde nun geschehen?
    Ich ließ meine Spulen weitertanzen, so dass sie ein Muster erschufen, das kein Muster war. Sie sprangen und kreuzten und drehten sich, ohne etwas zu erschaffen. Ich brauchte Zeit, um nachzudenken. Ich blieb die ganze Nacht wach und versuchte, eine Entscheidung zu treffen. Aber ich hatte keine Wahl. Nicht wirklich. Die Spitze war fertig. Und es lagen noch fünf weitere Tage vor mir, bis Heilwich wiederkam.

Kapitel 16
    Heilwich Martens
    Kortrijk, Flandern
    W ie konnte ich Katharina retten? Ich hatte bloß noch eine Woche. Weniger als eine Woche, wenn die Nonnen bereits am Montag hinter ihr Geheimnis kamen. Nachdem ich an diesem Abend nach Kortrijk zurückgekehrt war und das Feuer in der Küche geschürt hatte, ließ ich mich auf meinem Lager nieder und zählte die Münzen, die ich gespart hatte.
    Es waren nicht mehr geworden, seit ich das letzte Mal bei der Mutter Oberin gewesen war. Ich hatte zwar eine Münze gespart, doch im Gegenzug hatte ich Pieter, dem Straßenjungen, eine Münze gegeben.
    Ich verspürte eine verzweifelte, panische Angst, die in mir den Wunsch auslöste, einen Rosenkranz zu beten. Doch was würde das nützen? Wie konnte das zu Katharinas Rettung beitragen?
    Ich brauchte Geld.
    Mehr als ich bereits hatte.
    Aber was konnte ich tun? Wie konnte ich zu mehr Geld kommen?
    Ich konnte … ich konnte das tun, womit ich die anderen Münzen verdient hatte.
    Seufzend vergrub ich den Kopf in meiner Schürze und presste die Stirn auf meine Knie. Lief es wirklich darauf hinaus? Musste ich De Grote noch einmal zur Hand gehen? Nachdem ich ihm ein für alle Mal erklärt hatte, dass ich nie

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