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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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hörte … jemanden sprechen. Schritte. Menschen, die durch die Nacht auf uns zukamen. Ich winselte.
    »Du möchtest also nicht fort von mir? Gerade jetzt, mit der teuersten Spitze, die du jemals bei dir hattest? Ich hätte dich öfter schlagen sollen! Ich hätte dir noch weniger zu fressen geben sollen!« Sein Fuß traf meine Nasenspitze.
    Ich hatte es nicht kommen sehen und jaulte laut auf.
    Aus dem Wald drangen Schreie herüber, und schließlich tauchte ein Schatten zwischen den Bäumen auf. Zwei Schatten. Zwei Männer. »Halt!«
    Der böse Herr hob mich hoch. »C’est foutu!« Er wollte sich schon ins Innere des Hauses zurückziehen, doch dann hielt er inne. Er setzte mich wieder ab. »Lauf, Chiant. Lauf, als wäre der Teufel hinter dir her. Lauf bis nach Frankreich. Los!« Dann schob er mich ruckartig nach vorne.
    »Der Hund – halte den Hund auf!«
    Die beiden Schatten trennten sich. Einer rannte auf mich zu, während der andere meinen bösen Herrn ansteuerte.
    »Halt!«
    »Was wollt Ihr von mir, mein Freund?«, fragte mein Herr, während er mir einen Tritt verpasste. »Ich bin doch bloß ein armer Bauer.«
    Ich taumelte von ihm fort, weit genug, dass mich sein Fuß nicht mehr erreichen konnte.
    »Du bist ein Schmuggler!«
    Ich kauerte mich nieder, als der Schatten, der auf ihn zukam, sich in einen Mann verwandelte. Ich konnte nicht erkennen, welche Farbe seine Kleider hatten, doch es war offensichtlich, was er vorhatte. Ich war frei. Ich würde mich nicht wieder einfangen lassen. Ich würde mich nicht wieder in die Kiste sperren lassen.
    »Wo ist dein Hund?«
    »Was für ein Hund?«
    »Finde den Hund!«
    »Wo ist er?« Der Schattenmann hielt eine lange Flinte in die Höhe und zielte damit auf die Brust meines bösen Herrn.
    »Ich weiß nicht, was Ihr …«
    »Der Hund!«
    »Ich habe keinen Hund.«
    Der Schatten, der in meine Richtung gelaufen war, lief an mir vorbei. Ich schlich mich davon, den Bauch ganz fest auf den Boden gepresst.
    »Dort! Am Haus entlang!«
    »Lauf, Chiant!« Mein Herr kam auf mich zu.
    Ich würde mich nicht wieder einfangen lassen. Ich lief so schnell ich konnte von dem Haus fort und warf dabei noch einen letzten Blick zurück über meine Schulter.
    Ein Blitz durchzuckte die Dunkelheit. Gleich darauf folgte ein lauter Knall.
    Ich bellte.
    Mein böser Herr taumelte und fiel schließlich zu Boden. Er hatte die Hände nach mir ausgestreckt.
    Ich hielt inne. Streckte ein Ohr in die Höhe.
    Ich hörte, wie ein langes, sanftes Seufzen über seine Lippen drang. Dann kam nichts mehr.
    Ich streckte meine Nase in die Höhe … ich konnte Blut riechen. Den Geruch des Todes. Ich winselte. Der Geruch war nun überall. Hinter mir, vor mir, über mir.
    »Hier, chiot. Braver Hund. Guter Hund.«
    Ich wandte meinen Blick von meinem bösen Herrn ab und sah die Schattenmänner an. Sie schlichen mit ausgestreckten Händen auf mich zu … Ihre Hüte schimmerten im schwachen Mondlicht.
    Ich würde mich nicht einfangen lassen.
    Ich würde nicht zulassen, dass man mich zurückbrachte.
    Ich würde mich nicht wieder in die Kiste sperren lassen.
    Ich warf einen letzten Blick auf meinen bösen Herrn, bevor ich mich umdrehte und losrannte.

    Er ist tot. Er ist tot. Er ist tot.
    Wenn der böse Herr tot war, dann würde man mich nicht wieder zurückbringen können.
    Egal, was ich tat. Egal, welchen Fehler ich auch beging, man würde mich nicht wieder zurückbringen können. Sie konnten mich nicht wieder zurückbringen. Aber ich würde dennoch vorsichtig sein. Ich lief durch den Wald. Ich watete durch den Bach und kletterte den Hügel hinauf.
    Er ist tot. Er ist tot. Er ist tot.
    Ich hielt einen Moment inne und keuchte. Ich war hungrig. Ich war durstig. Ich verlor meine Kraft. Ich spürte, wie sie mir über meine Füße abhandenkam.
    Ich kauerte mich einen Moment nieder.
    Ich zerrte mit den Zähnen an Legrands Fell.
    Nein. Ich würde es nicht schaffen, es loszuwerden. Je früher ich zu meinem guten Herrn zurückkehrte, desto eher würde ich es loswerden. Ich würde etwas zu fressen bekommen, und dann noch ein bisschen mehr. Er würde meine Wunden pflegen. Und es würde Sahne geben und einen Schoß und ein Feuer. Und eine sanfte Hand, die mein Fell streichelte.
    Ich stemmte mich hoch. Stolperte über eine knorrige Wurzel.
    Dann lief ich weiter. Auf und ab, immer weiter und weiter.
    Schließlich hielt ich wieder inne.
    Ich streckte ein Ohr in die Höhe. Lauschte. Streckte die Nase in die Luft. Schnüffelte. Etwas

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