Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
Vom Netzwerk:
das …« Seine Stimme klang anklagend und empört.
    »Es ist nichts.«
    Er streckte die Hand aus und griff nach dem Dolch auf dem Kaminsims. »Bei Gott, wenn er Euch etwas angetan hat, dann …«
    »Nein. Bitte! Er hat nichts dergleichen getan.«
    »Was ist es dann?« Die Klinge des Dolches blitzte im Licht des Feuers auf.
    »Nichts!« Er hatte gar nichts getan. Er hatte alles mir überlassen. Während ich aufstand und auf den alten Mann zuging, hörte ich die Worte seines Sohnes: Wenn du ihn zufriedenstellst, dann wird er alles tun, was du von ihm verlangst. Dann hörte ich meinen Vater: Manchmal hat die Vergangenheit die Macht, die Zukunft zu verschlingen. War ich mir selbst denn so wichtig, dass ich mich nicht für meinen Vater opfern konnte? Hatte er denn nicht so viel für mich geopfert? »Bitte legt den Dolch wieder beiseite. Er hat nichts getan.«
    Er wandte sich so ruckartig ab, dass ich einen Moment lang glaubte, er habe mich nicht gehört. Doch dann hielt er inne. Er ließ die Schultern fallen und seufzte. »Nichts tun. Das konnte Julien immer schon sehr gut. Zumindest hat er nie das getan, worum ich ihn gebeten habe.«
    Ich führte ihn zu dem Stuhl, den er zuvor mir angeboten hatte. Der Ritter, der noch Augenblicke zuvor den Dolch geschwungen hatte, war verschwunden. Stattdessen sah ich einen müden und gebeugten alten Mann. Er ließ sich in den Stuhl sinken. Seine Ellbogen ruhten auf seinen Knien, während er den Dolch hin- und herdrehte. Der Griff war mit glitzernden Juwelen in den verschiedensten Farben verziert. Es schien, als würden sie das Licht des Feuers auffangen und es reflektieren, während der Marquis nicht aufhörte, den Dolch in seinen Händen zu drehen.
    »Es hätte nicht so weit kommen sollen.« Er warf mir einen Blick zu. »Ich habe im Krieg gegen die Spanier gekämpft. Zusammen mit dem Vater des Königs.«
    Der gute König Heinrich.
    »Er war der Beste. König Heinrich wusste, was es bedeutete, ein Ehrenmann zu sein. Er hätte nie von uns verlangt, etwas zu sein, das wir nicht waren.« Er seufzte, als er den Dolch betrachtete. »Während des Krieges habe ich in der Nähe von Troyes im Kampf von Fontaine-Française einen Mann kennengelernt. Wir wurden zu Brüdern im Kampf, und unser Blut hat uns vereint. Wir schworen uns, dass es unseren Söhnen nie an etwas fehlen würde, wenn es in unserer Macht stand, ihnen zu helfen. Ich verdanke diesem Mann alles. Ich verdanke ihm buchstäblich mein Leben.« Er drehte den Dolch weiter in seinen Händen, während er sprach. »In Ardes hätte mich ein Spanier beinahe getötet. Er hätte es auch tatsächlich geschafft, wenn mein Freund nicht gewesen wäre.«
    Seine Augen wanderten zum Feuer, obwohl sich das Licht nicht in ihnen zu spiegeln schien.
    »In Fontaine-Française geriet der König selbst plötzlich auf feindliches Territorium. Mein Freund und ich hatten es bemerkt, und so durchbrachen wir die feindlichen Linien, um ihn zu retten. Er verlieh uns unsere Titel und gab jedem von uns ein Stück Land. Die Besitztümer lagen auf unsere Bitte hin nebeneinander. Mein Freund bat, nach Amiens reisen zu dürfen, um dort weiterzukämpfen. Bevor wir uns trennten, übergab er sein Land in meine Obhut, und wir ließen diese Dolche anfertigen.« Er hielt mir die Waffe hin. »Doch damals habe ich ihn zum letzten Mal gesehen. Er schrieb mir Jahre später, dass er sich in eine Spanierin verliebt hätte.«
    Er lächelte.
    »Nach allem, was geschehen war!« Er schüttelte den Kopf. »Aber was kann die Vernunft schon gegen die Liebe ausrichten? Er schrieb, dass er einen Sohn hätte. Und dann habe ich nie wieder von ihm gehört.« Er seufzte, und das Seufzen erzählte von seinem Bedauern und von versäumten Möglichkeiten. Dann wandte er sich mir mit einem traurigen Lächeln zu. »Julien möchte mich beerben. Er sollte mich beerben. Aber nachdem die Dinge nun einmal so sind, wie sie sind … Ich habe mich oft gefragt, was wohl wäre, wenn ich keinen Sohn hätte.« Die Traurigkeit breitete sich wie ein Schleier über sein Gesicht. »Ich habe versucht, ihn zu verstehen …«
    Ich streckte meine Hand aus und legte sie auf seinen Arm.
    »Die Hälfte des Besitzes, von dem Julien glaubt, dass er mir gehört, gehört mir in Wahrheit nicht. Ich verwalte das Land bloß … für meinen Freund.« Er seufzte noch einmal und machte Anstalten, den Dolch auf den Kaminsims zu legen.
    »Lasst mich das machen.« Ich nahm ihn ihm ab und legte ihn zurück auf seinen Platz.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher