Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
Vom Netzwerk:
leiden?«
    »Es wäre, als hättet Ihr Eure eigene Wache. Ich bin immerhin trotz allem noch ein Soldat.«
    »Und ein Soldat verdient etwas Besseres als einen harten Boden, auf dem er die Nacht verbringen muss. Ich habe nicht einmal eine Decke, die ich Euch geben könnte.«
    Ein Soldat brauchte keine Decke. »Das ist auch nicht notwendig.«
    »Aber Ihr könntet bis ins Dorf weitergehen und zusehen, dass Euch jemand die Nacht über bei sich aufnimmt.«
    Das konnte ich tatsächlich. Dieses Recht hatte der König seinen Soldaten verliehen. Aber ich würde es nicht tun. Ich hatte es noch nie getan. Es schien mir nicht sehr höflich zu sein. » Non. Ich bin Euer Reisebegleiter, und mein Platz ist an Eurer Seite.«
    »Auf dem Karren ist nicht genügend Platz.«
    Ich hatte auch nicht vor, dort zu schlafen. Nicht so dicht bei einem Leichnam! »Ich werde neben dem Karren schlafen.«
    »Im Schlamm?«
    Ich betrachtete die Landschaft um uns herum. Plötzlich tauchte das Gesicht des Hundes wieder auf. »Vielleicht finde ich einen Unterschlupf im Wald unter einem Baum.« Dort, wo die Gesetzlosen schliefen. Und lebten. Und andere bestahlen. Vielleicht würde ich heute Nacht kein Auge zutun. Vielleicht würde ich wach bleiben. Das schien mir das Vernünftigste zu sein. »Ich werde für uns beide wach bleiben. Ich werde Wache stehen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wie Ihr wollt.«
    Er schien nicht sehr dankbar zu sein, dass ich bei ihm blieb. Und ehrlich gesagt gab ich einiges auf, um bei ihm bleiben zu können. Ein warmes Essen. Einen Platz zum Schlafen auf trockenem Untergrund vor einem warmen Feuer. Aber vielleicht machte ihm auch die Trauer zu schaffen. Einen Mann, der mit solchen Gefühlen zu kämpfen hatte, konnte man nicht sich selbst überlassen.
    Wir gingen noch ein Weilchen weiter, und als wir eine Ausbuchtung entlang der Straße entdeckten, zogen wir den Ochsen an den Straßenrand. Der Himmel wurde zuerst grau, dann blau und schließlich schwarz. Die Sterne flackerten wie weit entfernte Kerzen, zu weit entfernt, um uns zu wärmen und uns mehr als ein schwaches Licht zu spenden. Der Mond hingegen leuchtete hell und prachtvoll. Wie eine hübsche, füllige Jungfrau, die auf uns herablächelte. Eine Brise pfiff durch die Bäume und trieb die Schatten aus dem Wald.

    Ich erwachte und spürte die kalte Klinge eines Messers, das gegen meine Kehle gedrückt wurde. Ich bemerkte überrascht, dass ich eingeschlafen war.
    »Dein Geld.« Die Stimme klang heiser und roch nach Bier.
    »Ich habe kein Geld.«
    Als er das Messer drehte, konnte ich seine scharfe Spitze spüren.
    »Zumindest nicht allzu viel.«
    »Nicht allzu viel ist genug für mich.«
    »Bitte. Ich habe nicht sehr viel.« Und das, was ich hatte, wollte ich auch behalten.
    »Dein Geld.«
    »Wenn Ihr mich aufstehen lasst, dann hole ich es.«
    »Sag mir einfach, wo es ist.«
    »Es ist … nun … es ist …« Wollte ich wirklich, dass er meinen Rucksack durchwühlte?
    Das Messer bohrte sich in meinen Hals.
    »Es ist in meinem Rucksack. Auf der rechten Seite. Ganz unten.«
    Der Druck des Messers ließ nach.
    Ich hörte, wie der Rucksack über den Boden geschleift wurde. Das Klimpern der Münzen. Das Messer verschwand. Ich atmete wieder leichter und setzte mich auf, doch dann presste er die Klinge gegen meinen Brustkorb. »Zieh deine Stiefel aus.«
    »Meine …« Meine Stiefel? Wirklich? »Das würde ich, aber ich kann mich nicht bewegen.«
    Das Mondlicht spiegelte sich in der Klinge des Messers. Der Mann zog sich ein wenig zurück, obwohl er immer noch sein Messer auf mich richtete. In der unnatürlichen Stille hörte ich, wie eine Pistole geladen wurde.
    Der Dieb hörte es auch. Er riss die Augen auf und sah zuerst mich an, bevor er in Richtung des Karrens blickte. Er warf mir noch einen letzten Blick zu, dann verschwand er im Wald.
    Ich rappelte mich hoch und überlegte, ob ich ihn verfolgen sollte. Besser nicht. Er hatte mein Geld, aber ich hatte immer noch meine Stiefel. Und wer wusste schon, wie viele von seiner Sorte sich dort draußen im Wald versteckten?
    Alexandre war vom Karren gesprungen. Er packte mein Kinn und drehte meinen Kopf, so dass ich zum Mond hochsah.
    »Ihr habt mir das Leben gerettet!«
    »Zumindest Eure Stiefel. Lasst Euren Hals ansehen.«
    »Er hat mein ganzes Geld mitgenommen.«
    »Deshalb sollte man es auch an vielen verschiedenen Stellen aufbewahren.«
    Daran hatte ich nicht gedacht. »Aua!« Ich presste meinen Finger auf die Stelle, an der er

Weitere Kostenlose Bücher