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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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Fensterläden zu öffnen. Kübel voller Schmutzwasser wurden in meine Richtung geschüttet, als die Dienstmädchen die Nachttöpfe leerten. Hunde beäugten mich, während sie sich schnüffelnd über die Berge voller Unrat hermachten. Ich war sogar vor einigen der Händler auf dem Marktplatz. Und ich war früher dran als die meisten Reisenden, die die Stadt verließen.
    Ich hatte diesen Ort gemocht.
    Lieber als Signy-sur-Vaux.

    Ich war noch nicht einmal zwei Meilen weit gekommen, als ich einen Mann mit einem Sarg überholte. Er ging neben einem von einem Ochsen gezogenen Karren her und war sehr langsam unterwegs. Und weil ich nichts Besseres zu tun hatte und weil bloß Signy-sur-Vaux auf mich wartete, verringerte ich mein Tempo und gesellte mich zu ihm.
    Der Hund, der neben dem Mann hertrottete, drehte sich zu mir um und knurrte mich an.
    Der Mann ließ eine Hand zu seiner Hüfte gleiten, während er den Blick auf mich richtete. Er sah aus wie jemand, der viel unterwegs gewesen war und dabei harte Zeiten durchlebt hatte. Er warf einen Blick auf meinen Hut. Auf meinen Mantel. Auf meine Flinte. »Der Hund mag keine Soldaten.«
    Ah! Er sprach Französisch wie ein Franzose. Nicht wie die Männer, die von Flandern aus über die Grenze kamen. Während er sprach, verließ der Hund die Straße und zog sich in den Wald zurück.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe nichts gegen Hunde.«
    Ein Knurren ertönte zwischen den Bäumen.
    »Mein Name ist Denis Boulanger.« Ich deutete auf meinen Hut. »Ich bin Soldat der königlichen Armee.«
    »Ich heiße Alexandre. Bitte entschuldigt den Hund. Er hat eine harte Zeit hinter sich.«
    Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinanderher. Der Hund hielt mit uns Schritt. Ich sah, wie ab und zu sein dunkler Kopf im Gras auftauchte und er einen Blick auf uns riskierte.
    »Was ist los mit ihm?«
    »Mit wem?«
    »Mit dem Hund.«
    »Nichts.«
    »Er hat kein Fell.«
    »Oh. Das! Er hatte … die Räude. Man muss sie scheren, wenn sie die Räude haben.«
    Wir gingen weiter. Bei dieser Geschwindigkeit würde es fünf volle Tage dauern, bis ich das Dorf erreichte. »Und warum?«
    »Warum was?«
    »Warum muss man sie scheren?«
    »Weil man das eben tun muss. Hört zu. Ich bin dankbar für Eure Gesellschaft, aber ich weiß, dass ich Euch bloß aufhalte. Ihr müsst doch sicher irgendwohin. Ein Soldat des Königs, wie Ihr einer seid.«
    »Das muss ich tatsächlich.« Irgendwann einmal. »Wer ist das?« Ich deutete mit dem Kinn auf den Sarg.
    »Mein … Vetter. Ich lasse ihn begraben. In Signy-sur-Vaux.«
    »Signy-sur-Vaux? Aber dorthin bin ich doch auch unterwegs! Wir können zusammen weitergehen.«
    Ich hatte mir erwartet, dass sich der Mann freuen würde, doch er warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte.
    Wir gingen weiter. Immer weiter.
    Der Mann musste wohl sehr traurig sein, denn er sagte nichts. Ich begann, mir über den Sarg Gedanken zu machen. Darüber, wie außergewöhnlich es war, dass es zwei von uns gab, die Signy-sur-Vaux verlassen hatten und nun zur gleichen Zeit wieder heimkehrten. Natürlich war ich noch am Leben und der tote Mann nicht, aber trotzdem. Kaum jemand verließ je das Dorf. Und das ließ mich nachdenklich werden. »Warum ist Euer Vetter fortgegangen?«
    Wieder sah ich den seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes. »Nun, er … ist gestorben.«
    » Non. Ich meinte, warum ist er aus Signy-sur-Vaux fortgegangen? Vielleicht kenne ich ihn.«
    »Warum solltet Ihr ihn kennen? Seid Ihr auch aus Kortrijk?«
    »Aus Kortrijk? Non. Warum?«
    »Er war aus Kortrijk … und Ihr habt gesagt, dass Ihr ihn vielleicht kennt.«
    Aber ich hatte doch gedacht, dass er aus Signy-sur-Vaux kam. »Er war aus Kortrijk? Aber er wird in Signy begraben?« Das schien keinen Sinn zu ergeben.
    Er warf mir einen weiteren finsteren Blick zu. » Oui. Es ist ein Familiengrab.«
    »Ein Familiengrab? Wo er doch aus Kortrijk war?«
    »Ich weiß nicht, ob er aus Kortrijk stammte . Von Geburt an.«
    »Das wisst Ihr nicht?«
    Entweder stammte der tote Mann aus Kortrijk, oder er kam von woanders her. Und ein Verwandter hätte das doch wissen müssen. »Und er war Euer Vetter?«
    » Oui. Ich meine … in etwa. Ein entfernter Verwandter.«
    Wir gingen weiter und wichen Pfützen und dem nassen, rutschigen Schlamm aus, der durch den Regen entstanden war. Der Hund lief im Wald neben uns her.
    Wie konnte ein Mann nicht wissen, woher sein Vetter stammte? Ich wusste, wo meine Verwandtschaft lebte.

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