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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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über das Arbeitsverhältnis hinaus. Sollte mir etwas zu Ohren kommen, was nur aus Ihrem Munde stammen kann, dann, na ja, dann sehe ich mich natürlich gezwungen   …»
    «Das wird nicht passieren, Dr.   Erb, ganz sicher nicht.»
    Er schickte noch einen lapidaren Satz hinterher, dann legte er auf. Er hatte eine Mitarbeiterin und ein Problem weniger. Schade um Beatrix. Aber manchmal gab es eben keine andere Möglichkeit. Früher oder später hätte sie sich gefragt, was sie da in den letzten Tagen für ihn eigentlich alles hatte erledigen müssen. Oder sie hätte im Zusammenhang mit den Landtagswahlen Lunte gerochen. Sie wäre vielleicht misstrauisch geworden und eventuell, auch wenn er es ihr im Grunde genommen nicht wirklich zutraute, eventuell hätte sie sich mal seine persönlichen Akten vorgenommen und festgestellt, dass es da diese riesige weiße Fläche in Tillmann Erbs Lebenslauf gab.
    Erb war jetzt im Labor angekommen und stieß die Tür auf.Der Geruch nach Chemikalien und Arbeitsschweiß schlug ihm entgegen. Er wusste, Riemer und Spangemann würden mittlerweile ebenfalls oben in der Dienststelle sein, um die letzten Beweise abzugleichen. Es war noch reichlich zu tun. Der andere Mitarbeiter hatte heute frei. Nur der Praktikant war noch hier unten. Und zu ihm wollte Tillmann Erb.

36.
    Larch
(Lärche)
    Botanischer Name: LARIX DECIDUA
    Blüte für die Stärkung des Selbstvertrauens
     
    Wencke würde den Anblick nie mehr vergessen.
    Irgendwo in diesem ewigen Auf und Ab bewachsener Sandberge hatten sie ihn gefunden. In einem jämmerlichen Zustand. Völlig entkräftet, mit blauen Flecken, Knochenbrüchen und Schürfwunden am ganzen Körper, so hatten sie Gernot Huckler aus dem Brunnen gezogen.
    Er hatte sich notdürftig oben an der Leiter festgemacht, die Arme waren um das Metall gelegt und die Hände mit den Schnürsenkeln seiner Schuhe zusammengebunden. Zusätzlich hatte er eine Leitersprosse durch den Hosenstall geschoben und den Knopf seiner Jeans wieder zugemacht. Er war erfindungsreich gewesen, und nur das hatte ihn über Wasser gehalten. Als sie den Brunnendeckel zur Seite schoben, hing Gernot Huckler am Eisengestell. Sein Oberkörper war nach hinten gebogen. Die dunkelblonden Haare klebten nass und voller Schmutz im Gesicht, die Augenlider waren halb geschlossen. Wirklich nur dieser winzige Knopf und die Schnürsenkel am Handgelenk hatten ihn davor bewahrt, in das unter ihm lauernde Wasser zu rutschen. Er hätte sich selbst nicht festhalten können, denn er musste für eine ganze Zeit das Bewusstsein verloren haben. Als Wencke ihm ins Gesicht blickte, hatte es einige Sekunden gedauert, bevor er blinzeln, die Augen öffnen und die Situation begreifen konnte.
    «Bin ich gerettet?», hatte er gefragt. Dann hoben ihn vierFeuerwehrleute aus dem feuchten Loch, ganz sachte, denn er schien sich einige Knochen gebrochen zu haben. Trotzdem war Wencke sicher, er weinte nicht aus Schmerz, sondern vor Erleichterung.
    Dass sie mit dieser Vermutung falsch lag, erfuhr sie erst später. Aufgrund seiner Verletzungen, die nicht lebensbedrohlich waren, aber dennoch einen behutsamen Transport notwendig machten, hatte der Arzt entschieden, Gernot Huckler auf der Passagierfähre zum Festland zu bringen. Er würde den Transport persönlich beaufsichtigen. Aber Hubschrauber und Seenotretter wären zu strapaziös für seinen Patienten. Nun lag Huckler auf einer Trage, die man in eine Ecke des Schiff-Salons geschoben und mit aufgehängten Gardinen behelfsmäßig vor neugierigen Blicken geschützt hatte. Er weinte noch immer. Aber nicht die Erleichterung trieb ihm die Tränen in die Augen, sondern die Verzweiflung.
    «Sie sind jetzt in Sicherheit», beruhigte Wencke, die an seinem Kopfende auf einem Hocker saß und mehr aus Versehen ihre Hand auf seine Schulter gelegt hatte. «Es ist alles gut.»
    «Nichts ist gut», presste er hervor. «Was ist mit dem Mädchen   …?»
    «Sie meinen Marina Kobitzki?»
    Er nickte, was ihm Mühe zu bereiten schien.
    «Sie haben recht, nichts ist gut. Marina wurde gestern tot aufgefunden.»
    Huckler schluchzte auf. Er tat ihr leid.
    «Wir wissen, dass nicht Sie es gewesen sind.»
    «Das ist doch egal. Ich hatte gehofft, sie retten zu können.»
    «Sie haben alles getan. Sie wussten, wie gefährlich Hanno Thedinga war, und haben dennoch versucht, ihn zur Vernunftzu bringen. Es ist nicht Ihre Schuld, dass es nicht geklappt hat. Immerhin hat er Sie in diesen Brunnen gesteckt.»
    «Zu spät. Ich war

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