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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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wurdest von einem jungenhaften König und einer Kräuterhexe überwunden!«
    Der Erzdämon und Höllenfürst in Windsgestalt zischte und duckte sich. »Meine Herrin, habt Erbarmen mit mir! Meine Zaubersprüche prallen von ihrem Boden ab wie schlecht gefiederte Pfeile und meine Seuchen ersterben, bevor sie sich entzünden. Ich werfe mich wie ein versengender Wüstenwind gegen die Türme von Cygnesbury und will sie zu Kieseln zermahlen, doch ich finde mich wieder, wie ich kalt und schwach durch die Gosse krieche. Sie ist Blut von Eurem Blut, o meine Herrin. In ihrer Nähe habe ich keine Macht.«
    Doch Margaret hatte diese Entschuldigung in den letzten drei Monaten schon zu oft gehört; sie hatte sie selbst neunundzwanzig Jahre lang gebraucht. Ihr Glaube daran war abgewetzt wie ein alter, löcheriger und fadenscheiniger Kittel, den man schließlich in Stücke schneidet und als Scheuerlappen benutzt. »Sklave, du selbst hast gesagt, sie sei eine dumme und ungelehrte Dorfhexe. Wenn sie meine Tochter ist, sollte ich umso mehr Macht über sie haben. Wenn sie von meinem Blute ist, kann ich es nach meinem Belieben vergießen. Habe ich denn nicht auch ihren Sohn ermordet, in dem ebenfalls mein Blut floss?«
    Zorn tobte in ihr und verzehrte sie, wie Feuer trockenes Laub verzehrt. Ihre Finger verkrallten sich in der Füchsin, die in erstauntem Schmerz auf jaulte. Die Zauberin erhob sich und warf das Tier zur Seite. Das Feuer ihrer Wut schoss ihr aus Augen und Haar. Margaret brannte und brüllte wie ein Dämon aus dem tiefsten Höllenpfuhl und der Wirbelwind floh unter einem pfeifenden Rauschen, das die vor dem Fenster hängenden Efeublätter abriss.
    Langsam und widerstrebend zügelte Margaret ihre Raserei. Die Flammen verzischten, die letzten Funken wurden matt und kalt und verhärteten sich zu Furcht. Sie hatte einen Höllenfürsten gegen ihre Tochter losgelassen und doch war sie noch immer unverletzt. Diese Kräuterhexe war keine Mücke, sondern ein Elefant, eine Löwin, ein Drache, ein Leviathan unter den Hexen und eine unberechenbare Gefahr. Aber an Margaret nagte noch etwas anderes – etwas, das sie selbst gesagt und das die Wut ihr aus dem Gedächtnis gebrannt hatte. Margaret kauerte sich auf ihrem Stuhl zusammen und jammerte leise. Die Füchsin humpelte über die Fliesen heran und tröstete sie.

Herbst

Kapitel Eins

    Wenn eine Stadt belagert wird, verbreiten sich in ihr zunächst Angst und kopflose Hast. Kaufleute zählen ihre Vorräte, Hauptmänner planen Ausfälle, Haushaltsvorstände schauen nach ihrer Speisekammer und Seneschalle nach den Wasserquellen. Jede Straßenecke wird zum Ratszimmer und jeder Gedanke dreht sich um Vorbereitung und Ausharren. Wenn aber die Quellen der Stadt tief und rein sind, wenn das gelagerte Korn reichlich und gerecht verteilt wird, wenn die Stadtmauern halten, die Leute standhaft sind und der Bürgermeister sein Amt zu Recht innehat, kommt danach eine Zeit, in der Entbehrungen, Hunger und sogar die Angst vor Plünderung und Vergewaltigung vom Gang des täglichen Lebens überlagert werden. Männer und Frauen schwatzen weiter mit ihren Busenfreunden, streiten und begatten sich und schimpfen ihre Kinder aus, gehen ihren Geschäften nach, beten zu ihrem Gott und weben weiter am Teppich ihres Lebens, als ob es vor den Stadtmauern keine Belagerer gäbe.
    Als der Herbst kam, regierte in Albia ein solcher Zustand wehrhafter Alltäglichkeit. Das ganze Land hatte einen viel zu trockenen Sommer bejammert und einen harten Winter erwartet, doch Gewöhnung hatte der Angst die Spitze genommen. Es gab sogar Grund für Hoffnung, denn das Wetter war freundlicher geworden. Im Süden hatte Regen eine kleine Weizen- und Gerstenernte ermöglicht und die meisten Seuchen und Verhängnisse hatten an Kraft verloren. Die Menschen spürten allmählich, dass langes Warten und verlustreiche Scharmützel den Feind entmutigt hatten und er nun welliger heftig gegen Abias Schutzwälle anrannte.
    Es gab jedoch eine Brust, in der nicht einmal eine maßvolle Hoffnung herrschte. Als der August in den September überging, versank Alysons Herz wie die sterbenden Blätter des Gartens in unruhiger Schwermut. Lady Brackton überlegte, ob sie den Hofarzt oder besser noch ein Kräuterweib aus Cygnesbury rufen sollte, damit Alyson von ihrer Unruhe geheilt wurde, bevor sie sich und die anderen Hofdamen zur Verzweiflung trieb. Das Mädchen konnte nicht einmal zehn Minuten lang sticken oder die Laute spielen. Immer wieder lehnte sie

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