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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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rutschte beunruhigt auf dem Rand des Stuhls umher und schaute von dem Labyrinth zu Lionels sorgenvollem Gesicht. Dann lehnte er sich zurück und streckte die langen Beine von sich.
    »Wir besitzen nicht die Macht, die Urheberin dieser Plagewinde auszulöschen«, meinte er nachdenklich, »aber ich glaube, wir können die Plage selbst abschwächen. Jede Dorfzauberin kennt etliche kleinere Zaubersprüche gegen die Missetaten niederer Geister. Auch gibt es einige magische Rituale, mit denen man die Wirksamkeit gewöhnlicher Heilpflanzen gegen übernatürliche Krankheiten erhöhen kann. Ich werde sie niederschreiben und an Eure Adligen schicken; sie sollen sie an diejenigen weitergeben, die am Besten damit umgehen können. Durch solche Notbehelfe überleben wir vielleicht bis zum Frühling und bis zu Magister Veneficus’ Ankunft.«
    Das war in der Tat ein guter Rat, der Lionel zu unerwarteter Hoffnung verhalf. »Reicht es nur zum Überleben, Will? Können wir diese Hexe nicht zur Strecke bringen und ihren verfluchten Turm niederreißen?«
    William schüttelte nur den Kopf. Er stand auf, um sich Wein einzuschenken. Die Kerzen tropften und flackerten. Lionel hörte, wie die Abteiglocken gegen die schwere Luft ankämpften und die Gläubigen zur Laudes riefen. Plötzlich waren ihm Glieder und Augen schwer wie Blei und das Hemd klebte ihm feucht am Rücken.
    »Bei Christi Wunden«, gähnte Lionel, »ich bin müde und diese Hitze macht mich noch ganz verrückt. Wir reden später weiter.« William verneigte sich, nahm seinen Umhang und ging zur Tür. »Warte.« Lionel wollte das Gespräch noch nicht beenden, aber er wusste nicht, wie er es fortsetzen sollte. »Spielst du Schach?«, fragte er.
    William hatte bereits die Hand auf die Klinke gelegt. Er hielt inne und lächelte. Sein Gesicht hatte einen sanften und unbegreiflich traurigen Ausdruck angenommen. Lionel glaubte, der Haushofmeister sei ebenfalls müde. »Ja, Sire. Früher einmal habe ich dieses Spiel sehr gern gespielt.«
    »Dann solltest du mich an den Abenden besuchen und mit mir spielen, denn seit Lord Roylance tot und Lord Molyneux auf seine Besitzungen zurückgelehrt ist, beherrscht niemand an meinem Hof mehr dieses Spiel.«
    »Ja, Sire, mit dem größten Vergnügen.« William schüttelte sich. »Soll ich nach den Kammerdienern Seiner Majestät schicken?« Lionel fielen die Augen zu. Er nickte und hörte, wie die Tür leise geöffnet und sofort wieder geschlossen wurde. Dann glitt er in einen unruhigen Schlaf und träumte, er wandere in einem stacheligen Labyrinth umher und finde nicht das Innere, obwohl seine Schritte von einem weißen Seidenfaden geleitet wurden, den er im Gehen zu einem weichen Ball aufwickelte.

Kapitel Sechs

    Innerhalb einer Woche hatte William den Plan für das Labyrinth auf eine Gitternetzkarte übertragen, sodass Tom Gatham und seine Gehilfen ihn am Ende des Nordgartens mit Stöcken und Seilen abstecken konnten. Sie gingen frisch ans Werk und bevor der Monat vorbei war, hatten sie den Irrgarten mit kniehohen und kräftigen Wacholderbüschen bepflanzt, die sie zuvor in den Hügeln südlich von Cygnesbury ausgegraben hatten. Lord Brackton wurde seit seinem Gespräch mit Baron Carstey von unangenehmen Gedanken an Sodom und Gomorrah heimgesucht und stellte mit großer Befriedigung fest, dass der König eine bewundernswerte Anteilnahme am Fortschritt seines Brautgeschenks zeigte. Oft sah man ihn an den stickigen Nachmittagen durch das Labyrinth streifen. Manchmal folgte er den Pfaden, manchmal brach er durch eine junge Hecke oder hüpfte über das aus Seilen gelegte Skelett eines noch unbepflanzten Teils. Er sprach andauernd über Heckenbilder und Statuen und hielt die Gärtner von der Arbeit ab.
    Die neue Leidenschaft des Königs für die Gartenkunst war nicht auf Irrgärten beschränkt. Als im späten August die nahe gelegenen Landgüter Trinley und Greenhaugh berichteten, dass die mit den Heilpflanzen des Haushofmeisters behandelten Bewohner von Fieber und Schmerzen genesen waren, befahl König Lionel die Vergrößerung der Kräuterkammer. Auch ging der König nun gern im Kräutergarten spazieren, denn dort konnte er sich ungestört mit dem Haushofmeister besprechen. Zuerst tauchte dort zwar häufig die Gräfin Pascourt mit einem Stickrahmen in der Hand auf und machte sofort einen höflichen Knicks, wenn sie den König sah. Noch nach einigen Tagen blieb sie fort und Lionel hatte nun sowohl die Kräuter als auch William für sich allein. Sie

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