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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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mit Mühe eine spitze Bemerkung. Er standauf, zog sich sein nasses Hemd über den Kopf und wischte sich damit über das Gesicht. Seine Augen brannten vom Salzwasser und vom Wind.
    Plötzlich spürte er eine Hand an seinem Arm. »Was haben Sie da? Zeigen Sie mal.«
    Wim ließ seinen Blick den Arm hinunterwandern und erblickte erstaunt eine blutige Wunde an seinem Unterarm.
    »Das ist nur eine Schramme, Sie sollten das aber mit klarem Wasser auswaschen.«
    »Danke.« Wim spürte keinen Schmerz, war für den Hinweis jedoch dankbar. Er reichte dem Mann die Hand, der sie sofort ergriff.
    »Ich glaube, wir hatten uns noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Pieter Brick. «
    »Wim Vandenberg … meine Frau Gesine. Angenehm.« Mehr brachte Wim nicht hervor, er war bis ins Mark erschöpft.
    Der Mann wandte sich zum Gehen. »Ziehen Sie die nasse Kleidung aus, damit Sie keine Lungenentzündung bekommen. Wir sehen uns ja noch … sofern uns der Sturm nicht noch in die Tiefe reißt.«
    Gesine gab ein klägliches Wimmern von sich.
    »Mevrouw, machen Sie sich keine Sorgen.« Er tippte sich zum Gruß an die Stirn, während er sich mit der anderen Hand an der Wand abstützte, und verließ dann die Kabine.

Kapitel 5
    S eit sie wieder in der Stadt war, hatte Karini Julius noch nicht wiedergesehen. Sooft sie konnte, war sie zum Markt gegangen und sogar eines Abends heimlich aus ihrer Hütte hinter dem Stadthaus geschlüpft, um zu einem dansi zu laufen, von denen sie so viele besucht hatten. Aber Julius war wie vom Erdboden verschluckt. Karini war enttäuscht und traurig und machte sich Vorwürfe. Er war bestimmt wütend auf sie, weil sie ohne ein Wort des Abschieds die Stadt verlassen hatte. Dabei hatte sie doch eigentlich keine Wahl gehabt.
    Leider hatte Karini nicht viel Zeit, um nach ihm zu suchen. Kiri war ebenfalls mit in die Stadt zurückgekehrt, und damit verlor Karini die Freiheit, die sie in den Monaten genossen hatte, in denen Liv das Stadthaus gehütet hatte. Karini hatte eigentlich geplant, am heutigen Nachmittag noch einmal durch die Stadt zu laufen, aber …
    »Wir müssen in den oberen Schlafräumen noch die Laken wechseln, bevor die Misi und der Masra nächste Woche kommen. Heute machen wir aber erst einmal die Zimmer der Jungen«, hatte ihre Mutter ihr soeben mitgeteilt.
    »Ja, Mutter.« Karini wusste, dass Widerspruch zwecklos war.
    Seit Misi Juliette ihre Tochter geboren hatte, war Kiri noch sorgfältiger als ohnehin schon, und es war ihr sichtlich schwergefallen, die Misi unter Livs Obhut auf der Plantage zurückzulassen.
    »Kiri, wenn die Gäste kommen, soll im Stadthaus alles in bester Ordnung sein. Deshalb denke ich, dass es besser ist, wenndu mitfährst«, hatte Misi Juliette aber angeordnet, und so waren Karini und Kiri mit Henry und Martin im Dezember in die Stadt gereist. Die Jungen gingen wieder zur Schule, und Karini half ihrer Mutter im Haushalt.
    Die Gäste. Karini hatte noch nicht recht herausgefunden, wer da nun aus Europa anreiste. Anscheinend irgendwelche Verwandten der Misi. Bisher hatte Karini nicht einmal gewusst, dass die Misi noch Kontakt nach Europa hatte. Masra Henry, den die Nachricht ebenso überrascht hatte, schien sich aber zu freuen.
    »Stell dir das mal vor, das ist mein Großcousin. Er führt ein großes Handelshaus in Amsterdam.«
    Masra Martin hingegen war in den vergangenen Wochen eher still gewesen. Wenn er sich überhaupt äußerte, dann in Form von Kritik an allem, was die Misi betraf. Karini ärgerte sich darüber, immerhin war die Misi wie eine Mutter für Masra Martin. Auch über den Besuch hatte er sich Masra Henry und Karini gegenüber negativ geäußert.
    »Passt mal auf, jetzt tauchen da irgendwelche entfernten Verwandten auf und wollen auch noch Geld von der Plantage haben.«
    Masra Henry hatte diese Aussage geärgert. »Das ist Unsinn! Die sind doch selber reich dort in den Niederlanden, was sollten sie schon von uns wollen?«
    Masra Martin hatte nur mit den Schultern gezuckt. »Du wirst schon sehen«, hatte er mit grimmiger Miene hinzugefügt.
    Er war nicht der Einzige, der Misstrauen hegte, auch Misi Juliette hatte Bedenken geäußert. Masra Jean hingegen schien sich keine Sorgen zu machen. Karini hatte gehört, dass der Masra und die Misi mehrmals darüber gestritten hatten. Karini war durchaus neugierig auf diesen Besuch, schließlich kamen nicht alle Tage Leute aus Europa in die Kolonie. Und wenn es um Europa ging, war Karini immer neugierig. Sie hatten in der Schule

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