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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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durchlitten. Schließlich hatte sie keine andere Möglichkeit als die Flucht gesehen und letztendlich den Tod in Kauf genommen, um nicht mehr unter dem Scheffel des gewalttätigen Plantagenbesitzers leben zu müssen. Zumal sie von ihm schwanger war. Und so hatte sie eines Nachts mit Reinereinen Fluchtversuch mit dem Boot gewagt, bei dem sie ertrunken wären, hätten die Eingeborenen sie nicht rechtzeitig gefunden.
    Die Oayanas hatten nicht gefragt, wo sie herkamen, sie hatten sie einfach bei sich aufgenommen und wieder zu Kräften kommen lassen. Reiner war schon damals sehr glücklich dort gewesen und blieb auch heute nie lange zu Besuch in der Stadt. So denn er überhaupt kam. Seit ihrem letzten Kontakt waren Monate vergangen. Aber er war fast erwachsen und Erika hatte kaum noch Einfluss auf sein Leben.

Kapitel 8
    O h, ist das nicht wunderschön?« Gesine hatte sich nun, am Tag der Ankunft, doch noch aus der Kabine gewagt. Sie stand neben Wim an Deck und wirkte zum ersten Mal seit vielen Tagen zufrieden. Es war der 20. Februar, und das kalte Winterwetter hatte sich während ihrer Fahrt westwärts in tropisches Klima verwandelt.
    Sie waren eine Weile zuvor in den Surinamfluss eingefahren und sahen nun am Ufer die ersten Häuser. Wim musste seiner Frau ausnahmsweise einmal recht geben. Die augenscheinlich kleine niederländische Stadt mit dem üppigen tropischen Hintergrund war wahrlich hübsch anzusehen. Hohe Palmen winkten den Reisenden vom Ufer aus mit ihren weit ausladenden Wedeln zu, und Schwärme von bunten Vögeln zogen über den Fluss.
    Je näher sie der Stadt kamen, desto mehr kleine Boote kreuzten oder begleiteten das große Schiff.
    »Schau doch … all diese Mohren! Wie tüchtig sie rudern!« Gesine winkte überschwänglich zu den kleinen Booten hinüber, deren Führer stoisch die Ruder durch das Wasser zogen und Gesine beharrlich ignorierten. »Aber diese Hitze …« Gesine tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn ab. Wim machte die Hitze nicht viel aus. Er war froh, endlich Land zu sehen.
    »Mevrouw, das wird leider an Land nicht besser werden. Dabei haben wir heute Glück. Die kleine Regenzeit neigt sich gerade dem Ende zu, hier hat es vermutlich seit Wochen fast unentwegt geregnet.« Thijs war lachend neben Wim und Gesine aufgetaucht. »Sie sollten sich auf jeden Fall die ersten Tage schonen.«
    Wim betrachtete ihn von der Seite. Ob er Thijs in Surinam wiedersehen würde? Zwischen ihnen hatte sich während der langen Überfahrt eine herzliche Freundschaft entwickelt, und Wim fühlte sich in Thijs’ Gegenwart sehr wohl. In den letzten Jahren hatte er Freundschaften vermieden; Freundschaft konnte auch Verlust bedeuten, und Verluste hatte es in seinem Leben genug gegeben. Er hatte versucht, sich davor zu schützen, und es seit der Trennung von Hendrik bei oberflächlichen Kontakten belassen. Und nun war auf dem Schiff zwischen ihm und Thijs doch eine starke Vertrautheit gewachsen. Und mit ihr die Angst, ihn zu verlieren. Als Freund.
    »Was wirst du tun, wenn wir an Land sind? Reist du gleich weiter oder bleibst du noch etwas in der Stadt?«
    »Ich werde noch einige Tage in der Stadt bleiben und dann die Fahrt flussaufwärts in Angriff nehmen.«
    Wim war erleichtert, dass Thijs nicht gleich in eine entlegene Ecke des Landes verschwinden würde. Dann aber stellte sein Freund die Frage, um die so viele seiner Gedanken gekreist waren.
    »Wo musst du eigentlich hin? Du hast mir gar nicht erzählt, wo die Plantage deiner Cousine liegt?«
    »Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau.« Je länger die Fahrt gedauert hatte, desto mehr Sorgen hatte Wim sich über seinen Besuch bei Juliette gemacht. Er hoffte sehr, dass sein Brief überhaupt angekommen war, nicht einmal in dieser Hinsicht konnte er sich sicher sein. Und selbst wenn, dann wusste er nicht, wie sie reagieren würde. Er hatte immer ein gutes Verhältnis zu Juliette gehabt, und wenn ihn die Erinnerung nicht täuschte, meinte er, dass auch sie ihn gemocht hatte. Was nicht selbstverständlich war, so wie sein Vater und vor allem seine Mutter sie behandelt hatten. Und wenn sich diese Einstellung nicht geändert hatte, freute sie sich ja vielleicht, ihn zu sehen. Immer wieder ertappte er sich bei der Hoffnung, dass sie ihn schon am Hafen empfangen würde oder, falls das wegen des Kindes nicht möglichwar, zumindest einen Boten geschickt hatte. Wenn nicht, hatte er entschieden, würde er zunächst in Paramaribo eine Unterkunft suchen, bis er

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