Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
Vom Netzwerk:
Gesellschaft. Wims Meinung nach fand die Versklavung von Menschen zu keiner Zeit und in keiner Kultur ihre Rechtfertigung.
    Brick aber redete sich richtig in Rage. »Mijnheer Vandenberg, glauben Sie denn, es hat sich in all den Jahren irgendetwas geändert? Nein! Außer, dass der Weiße sich nicht mehr zur Wehr setzen darf gegen die Neger. Sie werden ja sehen, was dadurch mit der Kolonie passiert ist. Zugrunde geht sie … zugrunde. Es wirdZeit, dass wieder Männer ins Land kommen, die etwas von der Plantagenwirtschaft verstehen.«
    Wim war gar nicht wohl bei dieser Diskussion. Er blickte Hilfe suchend zu Thijs, der entgegen seiner Erwartung zu dem Thema bisher schwieg. Dabei hatte er doch so positiv über die ehemaligen Sklaven seiner Plantage gesprochen. Schlummerten in ihm gar ähnliche Ansichten, wie Brick sie hatte?
    Erleichtert bemerkte er, dass Thijs sich jetzt endlich regte. »Sie wollen sich also trotz allem in der Plantagenwirtschaft versuchen?«
    Brick warf Wim einen langen Blick zu, den Wim nicht so recht deuten mochte, und wandte sich dann an Thijs. Schnell entspann sich ein lebhaftes Gespräch über die Bewirtschaftung einer Plantage, hier glänzte Brick mit großem Wissen um den Zuckeranbau und das Exportgeschäft. Thijs war sichtlich erfreut und stellte viele Fragen. Bald drehte sich das Gespräch um Zuckerrohr und dessen Verarbeitung. Brick gab bereitwillig Auskunft und erkundigte sich seinerseits wiederholt nach Thijs’ Plänen bezüglich der Zuckermühle.
    Wim lehnte sich erschöpft im Stuhl zurück. Die Ansichten, die Pieter Brick geäußert hatte, gingen ihm nicht aus dem Kopf. Sie waren tief verwurzelt, voller Emotion und kompromisslos. Wim hoffte inständig, dass sich in den letzten zehn Jahren einiges in der Kolonie geändert hatte.
    Dass einiges sich nie ändern würde in diesem Land, das ahnte er nicht.

Kapitel 7
    I nika war Misi Erika sehr dankbar. Sie hatte sie und ihre Mutter freundlich aufgenommen. Vor fast acht Monaten hatte das Boot mit ihr und ihrer Mutter früh am Morgen heimlich von der Plantage abgelegt. Dany und seine Männer hatten sie sicher von der Plantage Rozenburg den Fluss hinab nach Paramaribo und zum Haus am Geenkamper Weg gebracht. Misi Juliette hatte ihnen einen Brief mitgegeben, und Misi Erika war noch während der Lektüre in Tränen ausgebrochen. Liebevoll hatte sie Inika in den Arm genommen.
    »Mädchen, was habt ihr bloß erleben müssen … Jetzt wird alles gut«, hatte sie immer wieder geflüstert.
    Inika hätte ihr gerne Glauben geschenkt, allerdings gaben sowohl ihr Gefühl als auch ihre Gedanken keine Ruhe. Inika traute sich immer noch kaum aus dem Haus. Sie fühlte sich immer und überall beobachtet und war ständig auf der Hut. Zwar war sie mit ihrer Mutter dem Feuertod entkommen, aber falls Baramadir noch lebte, würde er sie suchen und, da war sie sich sicher, eines Tages finden.
    Seit ihrer Ankunft wich Bogo nicht von ihrer Seite. Inika hatte ihn zunächst kaum wiedererkannt. Nichts erinnerte mehr an den ängstlichen Jungen, der vor knapp drei Jahren am Hafen zusammengekauert neben Inika gesessen hatte. Er war gewachsen, muskulös und fast schon ein stattlicher junger Mann. Nur sprechen, das tat er immer noch nicht. Inika spürte, dass er sie beschützen wollte, trotzdem wurde sie die Angst nie ganz los.
    Es hatte Wochen gedauert, bis Inika wieder einigermaßen ruhig schlafen konnte, und nicht selten erwachte sie schreiend, weil sie im Traum den Schatten ihres Mannes oder das Bild eines brennenden Holzhaufens gesehen hatte. Es war Bogo, der dann aufgeschreckt zu ihr gerannt kam und in erträglichem Abstand still dasaß, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Beim ersten Mal hatte er noch versucht, sie tröstend in den Arm zu nehmen, was allerdings bei Inika unwillkürlich zu weiterem hysterischem Schreien geführt hatte. Sie wusste zwar, dass Bogo ihr niemals etwas tun würde, aber allein die Berührung hatte sie in Panik versetzt. Misi Erika kümmerte sich liebevoll um sie, Inika war jedoch nicht entgangen, dass sie sie manchmal mit nachdenklichem Blick beäugte. Sie hatte gehört, wie Sarina der Misi erklärt hatte, dass Baramadir sie geschlagen hatte. Doch an Misi Erikas Blick konnte Inika erahnen, dass sie sehr wohl wusste, welche Pein sie hatte erleiden müssen. Und da war noch etwas … ein Schatten von tiefstem Verständnis huschte über Misi Erikas Gesicht, wenn Inika von ihrer Angst überwältigt wurde.
    Erika waren die hysterischen Reaktionen

Weitere Kostenlose Bücher