Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
Vom Netzwerk:
gab bereitwillig Antwort.
    »Nein, eigentlich praktiziere ich nicht mehr. Meine Reise ist eher … geschäftlicher Natur.«
    »Ach, Sie wollen dort auch Geschäfte machen.« Thijs’ Neugier schien geweckt, er beugte sich vor und legte die Hände auf die Knie. »Das trifft sich doch wunderbar, kennen Sie sich in der Kolonie aus, Mijnheer Brick? Um welche Art von Geschäft handelt es sich, wenn ich mir die Frage erlauben darf?«
    »Ich gedenke, wieder in die Plantagenwirtschaft einzusteigen. Ich bin erst vor wenigen Jahren nach Europa gereist«, sagte Brick langsam, und Wim beschlich sofort das Gefühl, dass er etwas verschwieg. Europa schien ihm kein angenehmes Thema zu sein.
    Thijs jedoch schien erfreut hinsichtlich dieser Pläne. »Siehst du, Wim, du hast gute Chancen, schon auf der Reise viel zu erfahren und Kontakte zu knüpfen.« Er lächelte. »Mijnheer Vandenberg und seine Gattin bereisen die Kolonie zum ersten Mal. Aber er führt in Amsterdam ein Handelskontor«, fügte er an Brick gewandt erklärend hinzu.
    Wim fühlte sich unwohl, als Pieter Brick ihn jetzt aufmerksam musterte.
    »Dann erwartet Sie ja ziemlich viel Neues. Das Leben in der Kolonie ist mit dem in den Niederlanden nicht zu vergleichen.« Er lachte kurz auf. »Und nehmen Sie sich vor den Negern in Acht. Seit sie sich in Freiheit wähnen …«
    Wims Unbehagen wuchs, ihm missfiel die Art dieses Mannes, vor allem sein überheblicher Tonfall. Er bemühte sich, seine Stimme möglichst ruhig zu halten. »Wirklich? Man hört doch nichts Negatives.«
    »Nichts Negatives?« Brick lehnte sich etwas vor und fixierte Wim mit seinem Blick. »Immerhin hat es dazu geführt, dass fast achtzig Prozent der Weißen das Land verlassen haben.«
    Wim rutschte unwillkürlich so weit als möglich auf seinem Stuhl zurück. »Nun, das stimmt sicherlich, aber die Auswanderung der Weißen hängt ganz sicher nicht mit der Freilassung der Sklaven zusammen«, versuchte er zu argumentieren. Er hatte sich eingehend mit dem Thema beschäftigt, aber sein Wissen stammte aus zweiter Hand, Brick hingegen hatte in Surinam gelebt. Und plötzlich fühlte Wim sich unangenehm an Juliettes ersten Mann erinnert. Er hatte Karl Leevken damals kennengelernt, als der um Juliettes Hand anhielt; auch er hatte mehr als einmal Ansichten über Sklaven geäußert, die Wim erschüttert hatten. Der abwertende Ton, den Brick anschlug, ließ keinen Zweifel daran, was dieser Mann von der schwarzen Bevölkerung des Landes hielt.
    »Die Neger hätte man einfach nicht freilassen dürfen«, bemerkte er jetzt.
    Wim verspürte wenig Lust, das Thema weiter zu erörtern, wollte den Satz aber nicht unkommentiert lassen. »Mijnheer Brick, ich denke, dass es durchaus ein Weg war, um die niederländischen Kolonien profitabler zu machen. Sie wissen doch selbst, dass die Menschen in Europa den Kolonien, die noch Sklavenhaltung betrieben, kritisch gegenüberstanden«, sagte er so ruhig wie möglich.
    »Ach, die Leute hatten doch keine Ahnung von der Wirklichkeit! Der Neger an sich ist gar nicht fähig, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und es war auch nur Glück, dass es nicht wieder zu Aufständen kam. Denken Sie mal einhundert Jahre zurück  – da hat man fast dreißig Jahre gegen die aufständischen Sklaven kämpfen müssen.« Und mit einem stolzen Unterton fügte er hinzu: »Selbst mein Großvater hat damals 1775 an der Seite von John Stedman gekämpft.«
    Wim wusste, wovon er sprach. Er hatte sich über die Geschichte der Kolonie informiert, dennoch waren gerade Hinweise in dieser Richtung eher spärlich gewesen. »Wurden die Neger nicht um 1760 alle befriedet?«
    »Ja. Die Buschneger schon, zumindest offiziell. Inoffiziell kam es aber immer wieder zu Aufständen, insbesondere der Plantagensklaven. Ich selbst habe vor einigen Jahren noch miterleben müssen, wie sich dieses Volk auflehnte … und dann haben sie sie einfach freigelassen.« Brick schüttelte den Kopf.
    »Mijnheer Brick, Sie werden doch zugeben müssen, dass die aufständischen Sklaven durchweg von den Kolonisten dazu getrieben worden sind!« Jetzt war Wim wirklich verärgert. Bei einigem, was er über die Sklavenhaltung gehört hatte, konnte er es so manchem Sklaven nicht verübeln, sich gegen seinen Peiniger aufgelehnt zu haben. Natürlich, die Befürworter der Sklavenhaltung verwiesen immer auf die Bibel, und auch darauf, dass schon die alten Griechen ja für sich arbeiten lassen hätten, aber sie lebten doch jetzt in einer modernen

Weitere Kostenlose Bücher