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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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würde mich ausgesprochen freuen.«
    Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und lauschten den Geräuschen der Nacht.
    »Ihre Frau ist nicht ganz so begeistert von Ihren Plänen, oder?«, fragte Erika schließlich.
    Wim starrte nachdenklich auf den Fluss. Er war ergriffen von einer seltsamen Wehmut, die er in dieser Stärke nie zuvor gefühlt hatte. Er wusste, dass es richtig war, was er tat, und dass ihnnichts auf der Welt davon abbringen würde, nach Watervreede zurückzukehren. Aber wie sollte er das jemandem, noch dazu einer Fremden wie Erika, begreiflich machen? »Nein«, sagte er schließlich leise. Er rang mit sich. »Aber ich kann nicht anders, ich muss dorthin. Ich ahne, dass die Erfahrungen, die ich hier in Surinam mache, sehr wichtig für mich sind. Und ich möchte sie nicht missen.«
    Er warf ihr einen schüchternen Blick zu, unsicher, ob er zu weit gegangen war. Erika jedoch hielt seinem Blick stand und nickte dann. »Ja, manchmal muss man einfach seinen eigenen Weg gehen«, sagte sie wie aus weiter Ferne. Und fügte dann leise hinzu: »Ich habe das auch lange Zeit gemacht, da mein Mann …«, sie schluckte und schwieg eine Weile. Wim ließ sie gewähren, er wusste, dass sie beizeiten weitersprechen würde. »Es war sehr hart«, sagte sie schließlich leise, »aber die Dinge, die ich erlebt habe, haben mein Leben verändert.«
    Wim war ihr dankbar für ihre Offenheit und spürte, dass es im Moment keiner weiteren Worte bedurfte. Die Sonne war inzwischen so weit untergegangen, dass nur noch ein schwacher roter Schein auf dem Wasser zu sehen war, so, als würde tief unten im Fluss ein Feuer brennen.
    »Wissen Sie, man kann dieses Land lieben lernen. Als ich damals aus Deutschland hierherkam, waren die Gegensätze so groß. Aber heute ist dieses Land ein Teil von mir geworden«, sagte sie schließlich. In ihrer Stimme schwang Begeisterung mit.
    Wim nickte zustimmend. Er wusste, was sie meinte. Auch wenn er selbst noch nicht so lange in der Kolonie war, irgendetwas hier berührte seine Seele.
    Plötzlich zog ein Windhauch über die Veranda und ihn fröstelte. »Erika, es wird kalt. Soll ich Sie ins Haus begleiten?«
    »Nein, vielen Dank. Gleich kommt doch der schönste Teil des Abends, bleiben Sie noch einen Moment hier, bitte. Ich möchte, dass Sie das auch sehen.«
    Wim wusste nicht, was sie meinte, blieb aber auf seinem Platz sitzen.
    »Da, es geht los! Sehen Sie das?« Erika setzte sich auf ihrem Lager auf und zeigte zum Ufer.
    Kurz nachdem der letzte Lichtstreif sich über dem Fluss zurückgezogen hatte und die Nacht anbrach, flammten plötzlich am Fluss Tausende kleiner Lichter auf. Wim war verblüfft, so etwas hatte er noch nie gesehen.
    Erika lachte vergnügt auf. »Ist das nicht wunderschön? Das sind kleine Laternenkäfer.«
    Nun erhob sich eine ganze Wolke aus winzigen Lichtern und tanzte über den Fluss, darüber tauchten am Himmel die ersten Sterne auf, als wollten sie den Reigen ihrer kleinen Brüder auf der Erde begleiten.

Kapitel 17
    J ulie saß mit Gesine, Thijs und Wim bereits beim Frühstück, als Jean von seinem morgendlichen Rundgang zurückkehrte.
    »Thijs, Wim, die Männer haben heute in der Früh am Ufer ein Boot gefunden. Es ist zwar gekentert, scheint aber ansonsten intakt zu sein. Vielleicht ist es das Boot von Watervreede.«
    »Wirklich? Dann hat es der Fluss wohl hierhergetrieben, was für ein Zufall! Aber das wäre doch gut, dann bräuchten wir uns nur eines von euch zu leihen.«
    »Die Männer werden euch nachher helfen, es zu bergen. Es hat sich in den Mangroven ein Stück flussabwärts verfangen.«
    Nach dem Frühstück machte sich Jean auf den Weg zu den Feldern, Wim und Thijs machten sich mit einigen Männern an die Bergung des Bootes und Gesine kommandierte Karini zum Packen ab. Wim und Thijs wollten bereits in zwei Tagen zurück nach Watervreede.
    Julie nutzte die Gelegenheit, sich mit Helena auf dem Arm zu Erika zu begeben, die am Vormittag wieder ihren Platz auf der Veranda eingenommen hatte. Zu Julies Freude ging es Erika schon viel besser, sie aß mit großem Appetit und war guter Dinge.
    »Oh, hallo meine Kleine.« Erika begrüßte Helena liebevoll. Das Mädchen lachte und klatschte mit seinen kleinen Händen, als es Erika sah.
    Julie musste lachen. »Sie mag dich wirklich.«
    »Ach, sie ist ja auch herzig.« Erika streichelte Helena über das blond gelockte Köpfchen. Helena versuchte, sich mit ihren kleinen Ärmchen an der Balustrade der Veranda

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