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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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ich soll mit Jean den ersten Zuckerrohrtransport besprechen.«
    Julie freute sich, dass Martin ihr so offen entgegentrat, sie hatte in Bezug auf ihr Zusammentreffen böse Vorahnungen gehabt. Diese waren aber wie fortgewischt, als sie ihn jetzt freundlicher denn je erlebte. Auch äußerlich hatte er sich verändert, er wirkte kräftig und muskulös.
    »Jean und Henry sind noch im Wald, die Arbeiter bereiten gerade den Weg vor.«
    »Ja, die ersten sind vor ein paar Tagen zu uns auf die Felder durchgestoßen. Es wird einfacher für alle, wenn der Landweg fertig ist.«
    Julie hörte aus Martins Worten Wehmut heraus. Hatte er gar Heimweh? Sie gab sich Mühe, keinen peinlichen Moment des Schweigens aufkommen zu lassen. »Komm, wir gehen rein, du hast sicherlich Durst.«
    »Karini«, rief sie im Haus. »Karini?«
    Das Mädchen kam aus dem hinteren Wirtschaftsbereich des Hauses. Als sie Martin erblickte, huschte ein freudiges Lächeln über ihr Gesicht.
    »Bring uns bitte etwas zu trinken in den Salon.«
    Karini nickte und verschwand.
    Julie blieb nicht verborgen, dass Martin ihr einen Moment zu lange hinterhersah. Sie musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Karini wurde von Monat zu Monat erwachsener und hübscher. Wie eine kleine unscheinbare Blume, die plötzlich eine wunderschöne Blüte entfaltete. Julie hatte selbst des Öfteren in den vergangenen Monaten innegehalten und bewundert, zu welch reizender jungen Frau sich Karini entwickelt hatte. Sie war jetzt fast achtzehn.
    Julie hatte sich in Anbetracht der heranwachsenden Kinder schon einmal zu der Überlegung hinreißen lassen, wie schön es wäre, wenn vielleicht Henry und Karini zusammenfinden würden. Sie meinte, bei den jungen Leuten immer wieder Anzeichen entdeckt zu haben, dass sie einander zugetan waren. Andererseits … Vielleicht wäre es gut für die Kinder, eines Tages doch anderweitig ihr Glück zu finden. Aber sie konnte sich weder Henry mit einem der verwöhnten Mädchen aus der Stadt vorstellen noch Karini mit einem jungen Mann aus dem Arbeiterdorf – und ein weißer Mann würde ihr sowieso verwehrt bleiben. Und genau da lag das Problem. Julie seufzte. Selbst wenn sich zwischen Henry und Karini Gefühle entwickelten, wäre die Hürde, die ihnen durch ihre unterschiedliche Hautfarbe im Weg stand, immer noch sehr hoch. In dieser Hinsicht hatten sich die Zeiten im Land wohl kaum geändert.
    »Wie ergeht es euch auf Watervreede?« Julie brannte auf Neuigkeiten, zu lange hatte sie nichts von dort gehört.
    »Danke, gut! Die Dampfmaschine läuft sehr gut, und wir kommen mit den Arbeiten auf den Zuckerrohrfeldern voran. Ich soll dir allerherzlichste Grüße von Erika ausrichten.«
    »Erika? Ist sie immer noch auf Watervreede? Ich dachte, sie wäre schon längst wieder in die Stadt gereist!«
    »Ja, da war sie auch, immer mal wieder, aber nun ist sie wieder auf Watervreede und … sie versteht sich ausgesprochen gut mit Wim.«
    »Mit Wim?« Julie fragte sich, nicht zuletzt wegen Martins Tonfall, ob eventuell mehr dahintersteckte als eine Freundschaft. Das würde Gesine sicher nicht gefallen …
    »Und wie geht es Gesine?«
    Martin grinste. »Sie ist nicht sehr erbaut darüber, dass ihr Mann so viel Zeit mit Erika verbringt. Aber …« Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, und er senkte den Blick.
    Julie sah, dass ihn ein Gedanke zu quälen schien, und wartete auf die Fortsetzung. Als er nicht weitersprach, fragte sie behutsam: »Aber was? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Nun ja«, er druckste herum und hob dann den Kopf. Sein Blick enthielt eine Mischung aus Trauer und Wut. »Ich finde … ich finde, mein Vater verbringt etwas zu viel Zeit mit Gesine.«
    »Oh.« Diese Neuigkeit machte Julie in der Tat stutzig. Pieter hatte ihrer Erfahrung nach noch nie etwas ohne Hintergedanken getan. Er war nie und nimmer an Gesine interessiert, es sei denn, eine Liaison brächte ihm einen Vorteil. Und Gesine war reich, sehr reich. War er etwa tatsächlich auf Watervreede aus? Direktor war er dort immerhin schon, und Thijs Marwijk schien ihm zu vertrauen.
    »Na ja, dein Vater wird seine Gründe dafür haben«, sagte sie so gelassen wie möglich. »Und Thijs Marwijk, wie geht es ihm?«
    »Ihm geht es gut. Er überlässt die meisten Aufgaben inzwischen meinem Vater.«
    Julie betrachtete Martin nachdenklich. Sie musste zugeben, dass es ihr jedes Mal einen schmerzhaften Stich ins Herz gab, wenn er mein Vater sagte. Vater … was war Pieter bisher schonfür ein

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