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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Missionsstation in Paramaribo und konzentrierte sich auf die Erziehung ihres gemeinsamen Sohnes Reiner. Nach langen Jahren der Trennung und Ungewissheit, in denen Erika nichts von Reinhard hörte, machte sie sich auf die Suche nach ihm. Sie verdingte sich als Kindermädchen auf einer Holzplantage im Hinterland, um die für die Suche notwendigen finanziellen Mittel ansparen zu können; die Erlebnisse dort gehörten zu den dunkelsten Kapiteln ihres Lebens, die sie stets weit in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins verdrängte. Doch selbst als ihr schließlich mit Reiner die Flucht gelang, hielt Gott weitere Prüfungen für sie bereit. Zum einen trug sie das Kind des gewalttätigen Plantagenbesitzers unter ihrem Herzen, Hanni, das sie bis heute nie so hatte lieben können, wie sie es sich wünschte. Ebenso schwer wog der Schock, als sie Reinhard schließlich fand, auf der Leprastation Batavia. Seine schwere Erkrankung machte ein Zusammenleben unmöglich und so unterstützte sie ihren Mann aus der Ferne, der dort seiner Bestimmung in der Missionstätigkeit folgte. Nach Reinhards Tod spielte sie kurz sogar mit dem Gedanken, zurück nach Europa, in ihre alte Heimat Deutschland zu reisen. Aber ihre Kinder waren in Surinam fest verwurzelt. Sie waren hier geboren und aufgewachsen, sprachen kaum Deutsch, dafür fließend Niederländisch und taki-taki . Erika beschloss, in Surinam zu bleiben.
    Juliette bestärkte sie darin: »Deine Heimat ist nun hier, die Zukunft deiner Kinder liegt hier, und genau deswegen solltest du das Kinderhaus übernehmen.«
    Erika überlegte eine Weile und übernahm dann gemeinsam mit Minou die Leitung. Und während Minou inzwischen die Organisation des Alltags oblag, kümmerte sich Erika um die Beziehung zwischen dem Haus und der Kolonialverwaltung sowie um Spenden, denn diese Aufgaben konnte Minou nicht übernehmen – wer hätte sie schon angehört, sie war ein Mulattenkind. Suzannas Sohn Wico hatte zunächst bei Juliette und Jean auf der Plantage gearbeitet, dann aber einen guten Posten auf einer Holzplantage angenommen. Nicht ohne Stolz brachte er, wenn er einmal im Jahr in die Stadt kam, dem Kinderhaus eine kleine Spende mit. Juliette hatte Suzanna versprochen, auf Minou und Wico achtzugeben und gegebenenfalls für sie zu sorgen. Sie waren die Kinder von Karl Leevken, wenn auch ohne jeglichen Anspruch auf ein Erbe oder sonstige Versorgung. Erika rechnete es Juliette hoch an, dass sie sich trotzdem um die beiden kümmerte.
    »Wir sind da.« Erika sprach jetzt mit ruhiger Stimme, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass ihre beiden indischen Schützlinge sie nicht verstanden. Sie half ihnen aus der Droschke und führte sie zum Haus.
    Minou stutzte sichtlich, als sie die beiden sah. »Ich dachte … als der Botenjunge sagte, am Hafen wären zwei …«
    Erika lachte kurz auf. Von Zeit zu Zeit wurden sie zum Hafen gerufen, um dort Kinder aus dem Hinterland abzuholen. »Ja, ich habe auch gedacht, sie wären jünger und … schwarz, aber heute morgen ist das Schiff mit den indischen Kontraktarbeitern angekommen. Die beiden hier sind übrig geblieben. Weiß der Himmel … Ich vermute, ihre Eltern …« Erika brach ab, das Schicksal der beiden ging ihr nahe. Nicht auszudenken, was sie erlebt haben mussten!
    »Oh nein!« Auch Minou wirkte ehrlich bestürzt. »Wie schrecklich, so eine lange Reise und dann auch noch …« Erika sah, dass sie schluckte und einen Moment schwieg, wie um sich zu sammeln.
    Dann wandte sich Minou mit freundlicher Miene an die beiden Kinder, die sie aus großen, müden Augen anschauten.
    »Na, kommt mal mit.«
    Doch die Kinder rührten sich nicht.
    »Sie verstehen uns nicht, oder?«, wandte sich Minou Hilfe suchend an Erika.
    »Ich befürchte, nein.« Erika schob die beiden sanft in Richtung Tür. In der Küche setzte Minou sie an den Tisch und stellte ihnen zwei Schälchen mit dampfender Suppe hin. Die Kinder griffen sofort hungrig zu. Erika und Minou warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Während sie die beiden beim Essen beobachteten, krempelte Erika sich bereits die Ärmel ihrer Bluse hoch. Der unappetitliche Geruch, der von den beiden ausging, durchzog inzwischen die ganze Küche.
    »Sie brauchen dringend ein Bad.«
    Minou nickte. »Ich werde gleich Wasser in den Zuber bringen, dann können sie baden, danach sollten wir sie zu Bett schicken, sie sehen erschöpft aus.« Minou schaute zu dem Jungen, der fast über seinem Teller einnickte.
    Inika versuchte, der

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