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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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nicht so sicher sein. Einerseits wusste sie nicht, was er in der besagten Nacht gesehen hatte, außerdem war Bogo sicherlich immer noch verletzt – und Inika wusste nicht, wie er aus dieser Verletztheit heraus reagieren würde. Was, wenn er immer noch verliebt war und sich durch eine Aussage an ihr rächen würde? Sie glaubte allerdings, ihn gut genug zu kennen: Wenn er noch Gefühle für sie hegte und außerdem etwas gesehen hatte, würde er sie vermutlich eher schützen denn verraten. Und außerdem … Bogo sprach nicht und es war fraglich, ob er dem Posthalter, falls er überhaupt etwas gesehen hatte, davon berichten konnte.
    »Du hast also nichts gehört oder gesehen.«
    »Nein, ich habe geschlafen, bis mein Mann mich am Morgen geweckt hat. Da standen dann Misi Juliette, Masra Jean und Masra Martin vor dem Kochhaus.«
    »Henry Leevken war da schon fort?«
    »Ja, Masra, Masra Henry war da schon fort.«
    »Ist dir sonst noch etwas aufgefallen an dem Morgen?«
    Inika wiegte den Kopf leicht hin und her. Jetzt galt es, sich zu konzentrieren. Das hier war die Chance, auf die sie gewartet hatte. Dann senkte sie betroffen den Blick und sprach mit leiser Stimme weiter. »Misi Juliette war sehr böse an dem Morgen, auch auf den armen Masra Pieter, obwohl er tot dalag. Sie hat geschimpft und geflucht, wie ich es von der Misi gar nicht kenne …«
    »Ah ja?« Erfreut bemerkte sie, dass sie die Aufmerksamkeit des Posthalters tatsächlich gewonnen hatte.
    Sie neigte den Kopf ein wenig, öffnete die Augen noch ein klein wenig mehr und mühte sich um einen traurigen Blick. »Masra, ich … ich bin nur ein Dienstmädchen, aber … ich bin auch ein gutes Mädchen und«, sie schniefte leise und tupfte sich eine Träne von der Wange, »ich denke, ich darf das nicht erzählen, weil … weil das nicht für meine Ohren bestimmt war, aber … aber ich habe gehört, wie Masra Henry und Misi Juliette sich am Abend vor … oh, der arme Masra Pieter … sie haben sich gestritten, weil … weil doch Masra Henry gar nicht der Sohn von Masra Leevken war, sondern von Masra Jean.« Wieder schniefte sie betont laut. »Bitte«, sie verlieh ihrer Stimme einen flehenden Tonfall, »ich bin nur ein Dienstmädchen, das zufällig etwas gehört hat. Aber der arme Masra Pieter … er wusste, dass … vielleicht ist er ja deshalb umgebracht worden.«
    Der Posthalter zog sich seine Brille von der Nase und warf Inika einen langen Blick zu. »Mädchen, du hast alles richtig gemacht. Mach dir keine Sorgen«, sagte er schließlich langsam. Er lehnte sich zurück und sagte lange kein Wort, Inika konnte die Gedanken hinter seiner Stirn förmlich kreisen sehen. Doch plötzlich kam Leben in ihn. »Aber dann wäre ja Pieter Brick samt seinem Sohn der rechtmäßige …« Er stand ruckartig auf. »Mädchen, du hast vielleicht den Fall gelöst!« Eilig verließ er den Raum.
    Inika atmete erleichtert auf. Der Samen war gesät, nun würden die Dinge sich von selbst entwickeln. Und zwar in ihrem Sinne.
    Keine zwei Stunden später verließ der Posthalter die Plantage. Martin und Inika sahen ihm nach, als er sein Boot bestieg und in Richtung Paramaribo davonfuhr.
    Martin sah Inika misstrauisch an. »Er war so aufgeregt. Hast du ihm irgendetwas erzählt? Irgendetwas anderes als beim letzten Mal?«
    Inika überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Dann fasste sie einen Entschluss. Wenn sich die Dinge nun tatsächlich in ihrem Sinne entwickelten, musste Martin fest zu ihr stehen. Sie blickte ihn an und schüttelte den Kopf. »Nein. Aber vielleicht … nun ja, vielleicht hat er bemerkt …«
    »Was?«
    »Martin«, sie nahm seine Hand. »Ich … wir bekommen ein Kind.«
    Martin sah sie mit großen Augen an. Die Überraschung stand ihm im Gesicht geschrieben. »Du bist schwanger? Und du bist sicher, dass ich …?«
    Inika zwang sich zur Ruhe. »Ja, Martin, ganz sicher. Es ist dein Kind«, hörte sie sich mit fester Stimme sagen.
    Martin strahlte über das ganze Gesicht. »Oh, das ist ja wundervoll!« Er nahm sie in seine Arme und drehte sie einmal im Kreis.
    Angesichts seines glücklichen Ausdrucks war Inika für einen kurzen Moment geneigt, selbst daran zu glauben. Aber sie wusste, dass die Idylle auf Lügen gebaut war und auf sehr wackeligen Beinen stand.

Kapitel 24
    K arini wusste nicht mehr, wie viele Männer sie in den letzten Wochen die Stiege hinaufbegleitet hatten. Sie zählte am Abend nur das Geld, legte die Münzen sorgsam zu den anderen in ihr

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