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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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feierlichen, leisen Singsang hin und her geschwenkt hatte. Die anderen Mädchen hatte Erika angewiesen, Inika in ihrem Tun nicht zu stören. Diese Handlung schien dem Kind ungemein wichtig zu sein.
    Erika freute sich darauf, bald besser mit diesem Mädchen kommunizieren zu können, auch wenn sie Angst hatte, ihm sagen zu müssen, dass es seine Eltern für immer verloren hatte.

Kapitel 10
    A ls Henry und Martin, begleitet von Kiri und Karini, in der ersten Augustwoche aus der Stadt zurückkehrten, wurde es nicht ruhiger auf Rozenburg. Während Julie und Jean alle Hände voll damit zu tun hatten, die Inder einzuarbeiten, und auch das Zusammenleben der ehemaligen Sklaven und der Inder im Dorf sich nicht gerade einfach gestaltete, stritten auch Henry und Martin sehr häufig miteinander. Manchmal wusste Julie nicht einmal, worum es ging, aber ihre Geduld wurde immer wieder auf die Probe gestellt.
    »Es sind junge Burschen«, ermahnte sie sich dann stets, doch manchmal, nach einem langen Tag, an dem sie versucht hatte, den indischen Frauen mehr oder weniger mit Händen und Füßen die Arbeiten und Tätigkeiten rund um das Plantagenhaus, den Garten und die Kostäcker zu vermitteln, konnte sie es sich nicht verkneifen, die Jungen scharf anzureden, wenn diese wieder lauthals zankten. Natürlich lag es auch daran, dass die Jungen hier auf der Plantage mehr Zeit hatten als in der Stadt. Und ein unglücklicher Umstand befreite sie sogar zunächst vom häuslichen Schulunterricht.
    Für ebendiesen Unterricht hatte Julie den jungen Lehrer Paul Rust engagiert. Paul Rust jedoch war noch nicht lange genug im Land, als dass sich sein Körper hätte akklimatisieren können, und so kämpfte er zusehends mit den Problemen, welche die Tropen für einen Europäer bereithielten. Jean hatte Julie genau davor gewarnt, aber ihr hatte die aufgeschlossene Art des jungen Niederländers gut gefallen. Der Hauslehrer, den sie im vergangenen Jahrauf Empfehlung eines Geschäftspartners aus der Stadt angestellt hatten, war ein mürrischer Kerl gewesen, und Julie wollte dieses Jahr nicht wieder den Fehler begehen, jemanden unbesehen einzustellen. Zumal sie eigentlich eine Person suchte, die diese Aufgabe bis zum Ende der Schulzeit der Jungen übernehmen konnte. So hatte sie in der Stadt Erkundigungen eingezogen und war dabei auf Paul Rust gestoßen.
    »Er ist noch keine acht Wochen im Land. Du weißt, was ihm droht«, hatte Jean ein wenig spöttisch angemerkt.
    Julie hatte den jungen Mann trotzdem eingestellt. Er war wenige Tage vor den Jungen angereist, um sich einzurichten, dann aber ereilte ihn in der Tat das von Jean vorhergesagte Schicksal: Durchfälle, Übelkeit, Fieber. An Unterricht war zunächst nicht zu denken. Paul Rust lag in seiner kleinen Gästekammer, und Liv mühte sich den ganzen Tag, ihm frisches Wasser, Tücher und Schalen zu bringen. Zumindest bezüglich des ausgefallenen Unterrichts waren Henry und Martin sich einig. Entspannt beobachteten sie das Leiden ihres Hauslehrers und sparten nicht mit Witzen.
    Als Julie schon in Erwägung zog, den kränkelnden Hauslehrer zurück in die Stadt zu schicken, besserte sich sein Zustand so weit, dass einige Stunden Unterricht am Morgen möglich waren. Dies brachte dann auch die Jungen wieder zu einem geregelten Tagesablauf und dämmte ihre gegenseitigen Sticheleien ein. Kaum aber war das eine Problem gelöst, tauchte ein neues auf.
    »Sie wollen in den nächsten Tagen nicht arbeiten!« Jean stieg mit großen Schritten die Treppe zur Veranda hinauf. Fast stolperte er dabei über Monks, der schon wieder fast die oberste Stufe erreicht hatte.
    Julie hatte sich dort in den Schatten gesetzt und genoss den leicht kühlen Lufthauch, der um die Hausecke strich. Es war Anfang Oktober, und die Hitzewelle hatte noch nicht einmal ihrvolles Ausmaß erreicht, lähmte aber am Tag schon jegliche Tätigkeit. Jean hatte bereits seine Sorge geäußert, dass die Zuckerrohrfelder zu trocken werden könnten, und war deshalb von einer nervösen Unruhe befallen, die seiner Laune nicht zum Besten gereichte.
    »Wer will nicht arbeiten?« Julie sah verblüfft von ihrer Zeitung empor. Jean war verschwitzt und ausgelaugt, seine Haare klebten an seiner Stirn und sein Gesicht war blassrot. Er war eindeutig zu lange in der Sonne gewesen. Zum wiederholten Male. Schnell reichte sie ihm ein Glas Wasser. »Du solltest bei dem Wetter nicht so lange auf den Feldern bleiben«, mahnte sie.
    Jean trank mit großen Schlucken, stellte

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