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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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versucht hatte herauszufinden, was Sarina konnte, und diese daraufhin unter eifrigem Nicken nachdrücklich Nähbewegungen gemacht hatte, hatte Julie es darauf ankommen lassen. Und es nicht bereut.
    Eben war Sarina dabei, ein weiteres Paar geänderter Vorhänge wieder aufzuhängen. Julie beschloss, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und Sarina nach dem Fest zu fragen. Die Inderin hatte in den letzten Wochen eifrig einige Wörter und Sätze Niederländisch gelernt, somit war zumindest schon einmal eine einfache Konversation möglich. Julie war dafür dankbar, denn außer Sarina und deren Mann Kadir zeigte keiner der Inder Interesse, die Sprachen des Landes zu lernen.
    »Dann müssten sie ja auch verstehen und gehorchen«, unkteJean manchmal, dem die mangelnde Sprachkenntnis auf den Feldern mehr Schwierigkeiten bereitete als Julie im Haus.
    »Sarina, was für ein Fest wollen deine Leute feiern?« Julie zupfte den Stoff vor den Fenstern zurecht.
    »Oh Misi, feiern durga puja. Wichtiges Fest. Großes Fest. Ist für Göttin Durga.« Sarina strahlte, dann aber huschte ein Schatten über ihr Gesicht. »Wird nicht Fest wie in Indien. Können feiern nicht richtig, fehlen viele Dinge.«
    »Vielleicht können wir diese Dinge ja noch besorgen«, warf Julie beruhigend ein, bevor sie zögerlich fortfuhr: »Aber … wann werdet ihr wieder arbeiten? Der Masra macht sich Sorgen wegen …«
    »Masra nicht Sorgen machen – nicht lange dauern Fest, arbeiten wieder in Tagen …« Sarina zeigte mit den Fingern in die Luft.
    »Elf?« Julie seufzte. Elf Tage ohne die indischen Arbeiter, wie sollte sie das Jean beibringen?
    »So lange? Das geht nicht! Nein!« Jean war wie erwartet zornig, als er beim Abendessen von den Plänen seiner neuen Arbeiter hörte. Mit einem ernüchterten Gesichtsausdruck warf er seine Serviette auf den Tisch und sah Julie vorwurfsvoll an.
    Julie versuchte, ihn zu beruhigen. »Sarina hat gesagt, dass … dass nicht alle die ganze Zeit feiern, einige könnten auch arbeiten, und sie hat versprochen, mit Kadir zu reden, dass er das organisiert. Ich habe ihr gesagt, dass sie feiern dürfen, solange die Plantage nicht darunter leidet.«
    »Julie, du weißt doch gar nicht, was und wie sie feiern. Wenn sie … wie … und das elf Tage lang?«
    Die Schwarzen feierten selten, aber wenn, dann waren ihre dansi rauschende Feste.
    »Nein, schau dir die Leute doch an, sie entsagen doch jeder Völlerei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich wild betrinken, dass es Probleme gibt.«
    »Das hoffe ich. Elf Tage lang sturzbetrunkene Arbeiter können wir momentan wirklich nicht gebrauchen.«
    Die Inder betranken sich nicht. Trotzdem brachten sie den Rhythmus auf der Plantage mit dem durga-puja -Fest ordentlich durcheinander. Am Morgen ertönte das helle Klingen eines Glöckchens, und während sich die Schwarzen noch einmal in ihren Hängematten umdrehten, pilgerten die Inder, begleitet von melodischem Singsang, zum Fluss, um sich zu waschen. So weit erschien Julie noch nichts sonderlich außergewöhnlich. Am Tage gingen die Männer sogar arbeiten, während die Frauen die Wege zwischen den Hütten schmückten und allerlei Süßigkeiten zubereiteten. Die Frauen brachten jeden Nachmittag ihrem Masra und ihrer Misi eine Schale voll davon als Geschenk. Die Jungen waren begeistert, und selbst Jean ließ sich von dem Süßzeug milde stimmen. Ab dem fünften Tag aber begannen die eigentlichen Festlichkeiten, und Julie war froh, dass es auf der Plantage keinen christlichen Missionar gab. Dieser hätte wohl sein Heil in der Flucht gesucht. Stattdessen war es Karini, die eines Abends plötzlich verschreckt auf der hinteren Veranda auftauchte und mit großen Augen berichtete, die Inder würden jetzt schaurige Geister herumtragen.
    »Das müssen wir uns ansehen. Los, Henry.« Martin wollte schon loslaufen, als Julie ihn stoppte.
    »Ihr bleibt schön hier. Ich gehe erst mal schauen, was da los ist.«
    Die Jungen quittierten das Verbot mit missmutigem Gequengel, sie seien doch keine kleinen Kinder.
    »Geht rein. Es wird gleich dunkel, ihr könnt morgen gucken, heute nicht mehr.« Julie schob die beiden Jungen durch die Hintertür ins Haus. Karini ging freiwillig mit, sie hatte ganz offensichtlich wenig Lust, die Geister noch einmal zu sehen.
    »Wenn Sie erlauben, Mevrouw Riard, werde ich Sie begleiten.« Paul Rust war ebenfalls auf die Veranda getreten.
    »Gerne.« Julie kam das Angebot des jungen Lehrers ganz recht. Jean war noch auf

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