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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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neu angelegt und die Büsche beschnitten, aber noch war sie sowohl auf die Rationen angewiesen, die von der Plantage an die Arbeiter ausgegeben wurden, als auch auf Geschenke der Nachbarinnen. Traurig blickte sie über den Acker. Mit der Gewissheit, dass sich in Bezug auf das Wachstum hier auch heute wieder kein Wunder getan hatte, drehte sie dem Acker den Rücken zu und ging in die Hütte. Sie würde den Reis kochen und etwas Kassavebrot über dem kleinen Feuer, das nur brannte, wenn es gerade nicht durch das Dach regnete, rösten und warten, dass ihr Mann heimkam.
    Er würde, wie jeden Tag, essen und Schnaps trinken. Dann müsste sie sich auf die dreckigen Decken legen, ihren Sari hochziehen und … sie hatte schon wieder einen Kloß im Hals.

Kapitel 15
    H allo!«
    Karini schrak zusammen. Sie hatte für Liv einige Besorgungen erledigt und trug nun den großen geflochtenen Korb mit allerlei Gemüse zurück in Richtung Stadthaus, als jemand sie kurz nach Verlassen des Marktes von hinten ansprach. Sie drehte sich so schnell um, dass sie mit beiden Händen an den Korb fassen musste, damit ihr dieser nicht vom Kopf fiel.
    »Langsam«, lachte die Stimme. Karini mühte sich, das Gleichgewicht ihrer Last wiederherzustellen, und hob dann den Blick. Sie schaute geradewegs in das Gesicht des jungen Mannes, mit dem sie einmal zusammengestoßen war. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, und in ihrem Magen schienen plötzlich Tausende Schmetterlinge zu flattern. Sie hatte seine braunen Augen nicht vergessen können, und jetzt stand er plötzlich vor ihr.
    »Hallo«, stammelte sie.
    »Jetzt, da wir uns schon wieder begegnen, sollten wir uns vielleicht einander vorstellen.« Der junge Mann grinste immer noch über das ganze Gesicht. Er stellte den Korb mit Orangen ab, den er wieder bei sich trug, streckte Karini die Hand hin und verneigte sich leicht. »Ich bin Julius.«
    Karini war erstaunt, so huldvoll hatte sich ihr gegenüber noch nie jemand präsentiert. Langsam schwand ihre Nervosität. »Ich bin Karini.« Sie reichte ihm die Hand.
    »Freut mich, Mejuffrouw Karini.«
    Jetzt musste sie lachen. Fräulein hatte sie auch noch nie jemand genannt. »Ich denke, Karini reicht … Julius.«
    »Karini …«, er sah sie mit seinen warmen dunklen Augen an, und obwohl er jetzt gerade nicht mehr lachte, funkelten sie immer noch verschmitzt, »... darf ich dich ein Stück begleiten?«
    »Gerne.« Sie gingen nebeneinander, vom Markt fort in Richtung Stadt. Karini war verlegen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, aber Julius nahm ihr dieses Problem ab. Er erzählte vom Markt, welche Preise die Orangen in den letzten Wochen erzielt hatten und beschwerte sich über das diesjährige Wetter.
    Karini hörte zu und versuchte sich zwischendurch immer wieder an einem vorsichtigen Nicken. Was er sagte, bekam sie gar nicht richtig mit, sie lauschte wie gebannt nur dem Klang seiner warmen Stimme, betrachtete aus den Augenwinkeln seine braunen Augen, die lebhaft glitzerten, und die bronzefarbene Haut seines Gesichts. Karini schätzte, dass er ungefähr zwei Jahre älter war als sie, vielleicht war er schon siebzehn. Er sah sehr gut aus, musste sie feststellen, und genau in diesem Moment flatterte der Schmetterlingsschwarm in ihrem Bauch erneut auf.
    Viel zu schnell kamen sie am Stadthaus an.
    »Warte, ich helfe dir.« Julius stellte seinen Korb mit den Orangen beiseite und trat an Karini heran, um ihr beim Absetzen des Korbes behilflich zu sein. Er stand ganz dicht vor ihr, und Karini hatte für einen Moment das Gefühl, in Ohnmacht fallen zu müssen. Julius war fast einen Kopf größer als sie und hob nun mit seinen kräftigen Armen ihre Einkäufe von ihrem Kopf. Er roch nach Orangen und ein bisschen nach Salzwasser. Ob er am Meer lebte? Kurz überlegte sie, ihn danach zu fragen, aber sie war sich sicher, nur verwirrtes Gestammel hervorbringen zu können.
    »Dass ihr Frauen das so auf euren Köpfen tragen könnt! Ich habe es einmal versucht, frag nicht, was mit den Orangen passiert ist.« Er setzte den Korb ab und lächelte sie wieder an. »Gehst du am Freitag wieder zum Markt, Karini?« fragte er leise, fast schüchtern.
    »Ja, aber erst am Nachmittag.«
    »Vielleicht … wir könnten … ich hoffe, wir treffen uns dort wieder.«
    »Karini?« Livs Ruf ertönte aus dem Haus.
    Karini schreckte auf. »Ja … das wäre nett … vielleicht … bis Freitag … ich muss jetzt ins Haus.« Karini nahm den Korb und ging zum Eingang für die

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