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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Jahren doch eher wenig um die Länder, aus denen die meisten Waren kommen, und es ist an der Zeit, das Thema wieder etwas aufzufrischen.«
    Karel van Honthorst prostete Wim zu und wandte sich dann wieder an seine Tochter. »Mein Kind, hast du dir das auch gut überlegt? Dieses Land ist weit weg und … ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie es dort um die Lebensumstände bestellt ist. Ich hoffe, mein Kind«, er tätschelte Gesine zärtlich den Oberarm, »dass du dort auch den angemessenen Komfort findest.« Und mit einem bestimmenden Blick zu Wim fügte er hinzu: »Du wirst dafürSorge tragen, dass meine Tochter einen angenehmen Aufenthalt hat.«
    Wim traute seinen Ohren nicht. Doch bevor er etwas entgegnen konnte, kam ihm Gesine zuvor.
    »Ach Vater, mach dir keine Sorgen, Wims Cousine erwartet uns dort. Sie hat eine große Plantage und wird sich sicher um uns kümmern. Ach, ich freue mich so! Exotische Bälle, ein Treffen mit dem Gouverneur … das alles wird sehr aufregend.«
    Wim starrte seine Frau an. Diese erwiderte seinen Blick mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck. Und ihr Blick gab ihr recht: Hier, in Gegenwart ihres Vaters, konnte Wim nicht sagen, dass er eigentlich geplant hatte, ohne Gesine zu reisen. Wütend ballte er die Fäuste, zwang sich aber zu einem Lächeln. »Ja, es wird eine schöne Reise werden.«

Kapitel 2
    I ch weiß nicht, Jean … ich weiß nicht.«
    Julie starrte gedankenverloren auf Helena, die zu ihren Füßen in einem weißen Flechtkörbchen lag und mit ihren kleinen Armen wedelte. Jean saß vornübergebeugt neben Julie, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und spielte über seiner Tochter mit der einen Hand in der Luft, mit der anderen hielt er immer noch den Brief, den er eben von Julie zum Lesen bekommen hatte.
    »Ich denke, wir sollten erst einmal abwarten. Wenn dein Cousin diese Reise wirklich antreten möchte, dann ist es jetzt zu spät, ihn schriftlich davon abzubringen. Und wenn er wirklich hier ankommt, werden wir schon sehen, was für ein Mensch er ist. Vielleicht schlägt er ja gar nicht nach deinem Onkel.«
    »Ach, Jean, wie sagt man doch so schön: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Mein Onkel wird es geschafft haben, Wim nach seinem Gutdünken zu manipulieren, genau wie er es schon immer mit allen und mit jedem gemacht hat. Dass Wim jetzt die Mühe auf sich nimmt, nach Surinam zu reisen, verheißt doch nichts Gutes. Wahrscheinlich … Karl hat damals durch seine Investitionen mit meinem Erbanteil irgendwelche Bande mit dem Kontor meines Onkels geknüpft, und Wim wird jetzt Forderungen stellen.« Natürlich wollte Julie gerne glauben, dass Wim immer noch der nette und ehrliche Junge von damals war, aber sie wusste nur zu gut, wie sehr sich Menschen im Laufe der Zeit verändern konnten.
    Jean schüttelte den Kopf. »Nein, das wüsste ich, ich kenne die Bücher der Plantage seit Langem und in den letzten Jahren …ich hätte bemerkt, wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre. Da brauchst du keine Angst zu haben.« Jean lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. »Natürlich werden auch Chargen von unserer Plantage an das Handelshaus Vandenberg geliefert, aber das geht alles mit rechten Dingen zu.«
    Julie schnaubte. »Wer weiß, was sie damals ausgehandelt haben, vielleicht liegen in den Niederlanden noch irgendwelche Schriftstücke, die Karl unterzeichnet hat, von denen wir gar nichts wissen. Er war doch nur auf das Geld aus! Damals stand es nicht gut um die Plantage, hätte Karl mich nicht geheiratet und mein Erbteil bekommen, er hätte doch aufgeben müssen!«
    »Ja, du hast recht, die Bücher sprachen damals eine deutliche Sprache.« Julie sah, dass sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. »Und schau, so hatte es doch etwas Gutes! Ich meine, jetzt sitzen wir hier. Zusammen.« Er machte eine ausschweifende Handbewegung mit dem Arm, was seine Tochter im Körbchen zum Glucksen brachte.
    Julie betrachtete ihn zärtlich. Natürlich hatte er recht, aber ihr Glück hier auf Rozenburg war zerbrechlich, es stand und fiel mit der Plantage. Sie seufzte. »Ja, noch. Du weißt besser als ich, wie schwer es in den letzten Jahren war, die Plantage zu erhalten. Schau dich doch mal um, überall werden Pflanzungen aufgegeben oder zu großen Betrieben zusammengelegt, von Geldgebern aus Europa, deren Verwalter sich dann hier darum kümmern und die nur darauf warten, dass nicht nur der Zucker in Säcken den Atlantik überquert, sondern auch das Geld. Rozenburg ist

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