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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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der Kutsche herunter.
    »Komm jetzt, wir haben es eilig.« Ohne sich umzudrehen, machte er sich auf, einen Matrosen nach dem Weg zum Schiffzu fragen. Gesine würde ihm schon folgen, da konnte er sich sicher sein. Er musste fast lächeln, als ihm ein Matrose schließlich mitteilte, sie müssten zunächst ein anderes Schiff überqueren, um die Maria Dora besteigen zu können. Den Burschen, die das Gepäck trugen, schien dies nicht viel auszumachen, sie liefen mit den Koffern über die hölzernen Stiegen und Planken, die als provisorische Brücke dienten. Wim blickte sich kurz um und sah, dass Gesine ihm mit gerafften Röcken und bitterer Miene folgte. Nachdem sie das Deck des ersten Schiffes überquert hatten, zögerte Gesine. Sie blicke über die Reling, wo das schmutzig braune Wasser des Hafens zwischen den Schiffen nach oben schwappte.
    »Oh nein, da gehe ich nicht rüber!«, hörte er ihre kreischende Stimme hinter sich.
    Wim zuckte nur die Achseln und machte sich auf den Weg über die Planken. Gesine hatte schließlich keine Wahl  – außer sie wollte in den Niederlanden bleiben. Und den Gefallen würde sie ihm nicht tun, da war er sich sicher. Und richtig: Den Rock gerafft und die Nase gen Himmel gereckt, um nicht in die schmutzigen Fluten unter sich blicken zu müssen, schwankte sie über die Planken hinüber auf das Schiff, das sie nach Surinam bringen sollte.
    Die Maria Dora wirkte jetzt im Vergleich zu anderen Schiffen gar nicht mehr so groß und schien alles in allem etwas heruntergekommen. Wim vermutete, dass es sich um ein Frachtschiff handelte, das einst auf einer wichtigeren Route gefahren war. Nach Nordamerika oder in die östlichen Kolonien fuhren inzwischen schnelle Klipper und sogar schon Dampfboote. Surinam hingegen war nur ein kleiner, unwichtiger Fleck auf der Schifffahrtskarte. Wim hatte es nicht anders erwartet und mehr als einmal versucht, Gesine darauf vorzubereiten. Was ihm nicht gelungen war, wie ihr mürrisches Gesicht jetzt zeigte. Sie sagte nichts, aber ihre Gesichtsfarbe hatte sich zu einem mehligen Blassgewandelt, sei es aufgrund des Schwankens des Schiffes oder einer nahenden Ohnmacht. Wim wandte sich ab.
    Ein Matrose führte sie zu den Kabinen. Dafür mussten sie zunächst durch die Messe, die gleich neben der halb offenen Kombüse lag und deren Holzbänke nicht gerade zu einem Kapitänsdinner einluden. Im Anschluss an den Speiseraum ging es in einen langen Gang, von dem links und rechts jeweils Türen zu den Kabinen führten.
    Wim und Gesine bekamen die dritte Kabine auf der linken Seite zugeteilt. Wim öffnete die Tür und betrat den Raum. Die kleine Kammer war mit dunklem Holz verkleidet, sie wirkte düster und wenig einladend. Aus ebensolchem Holz waren die beiden Etagenbetten, der Tisch und die beiden Stühle. Die Einrichtung schien verschlissen, ob nun durch unzählige Tage starken Seegangs oder jahrelangen Gebrauchs durch Reisende vermochte Wim nicht zu sagen. Ihm war es im Grunde auch egal. An ihrem abschätzigen Blick sah er Gesine hingegen an, dass es ihr hier deutlich an Bequemlichkeit mangelte. Ihre schmalen Lippen fest aufeinandergepresst, blickte sie sich im Raum um. Wim wuchtete unterdessen bereits sein Handgepäck auf die obere der beiden Kojen, in der Annahme, dass Gesine nicht oben schlafen wollte. Dabei stieß er gegen den Tisch und bemerkte, dass dieser fest im Boden verankert war. Wegen des Seegangs? Ihm wurde mulmig, er ließ sich aber gegenüber Gesine nichts anmerken. Sie stand immer noch in der Tür.
    »Das ist ja nicht größer als eine Abstellkammer!« Sie starrte ihn mit großen Augen an. »Wir können doch nicht wirklich hierbleiben! Wo ist das Bad?«
    »Mevrouw … den Gang hinunter«, antwortete eine Stimme hinter ihr. Ein junger hochgewachsener Mann öffnete gerade die Kabinentür auf der anderen Gangseite.
    Gesine sah sich verschreckt um und eilte sich dann, die Tür zu schließen. Fassungslos stand sie im Raum, während, so vermuteteWim, in ihr endlich die Erkenntnis reifte, dass dies keine behagliche Fahrt mit einem Touristenschiff werden würde.
    Wim versuchte, sich ein Lächeln zu verkneifen, innerlich freute er sich aber sehr über Gesines Entsetzen. Seine Frau würde nun, ob sie wollte oder nicht, aus ihrem kleinen, glänzenden Traumpalast herauskommen müssen. Er wusste, dass es noch das eine oder andere Mal schwer werden würde mit ihr, aber das erste Mal, seit sie verheiratet waren, fühlte er sich ihr wirklich überlegen. Er war jetzt am

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