Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
Euch um etwas mehr Diskretion bitten, meine Liebe«, flüsterte er seiner Gattin zu. »Sollte Euch die Königin der üblen Nachrede verdächtigen, wäre das Eure letzte Einladung zu einem ihrer Bankette.«
Louise beteiligte sich nicht an der erregten Diskussion des Ehepaars Bourdeille und bewunderte stattdessen lieber ihre Tochter dafür, wie geschickt sie ihrem Bruder den Weg ebnete.
Ohne die Gegenwart ihrer Rivalin wäre der Festtag das Paradies auf Erden für Louise gewesen, umso mehr noch, weil überall gemunkelt wurde, dass François nun endgültig der unbestrittene Thronfolger sei.
Sie sah zu Anne, und ihre Blicke kreuzten sich wie geschliffene Schwerter. Keine von beiden wollte nachgeben, und jede zwang sich, ihre Ängste und ihre mühsam unterdrückte Wut herunterzuschlucken. Doch dann war es Louise, die als Erste den Blick abwandte.
François’ Gefährten waren mittlerweile reichlich angeheitert.
»Ich trinke auf unsere heimlichen Spielchen, die vergessenen Lektionen und auf unsere jugendlichen Eroberungen, aus denen bald wahre Kämpfe werden sollen«, schmetterte Montmorency voller Euphorie.
Die aufreizende Duchesse de Nevers hatte sich offenbar für seinen derben kleinen Freund Chabot entschieden. Vor lauter Verzweiflung zählte Montmorency deshalb seiner üppigen Nachbarin, der Baronin de Bourdeille, seine phantastischen Heldentaten auf.
»Auf unsere künftigen Feldzüge!«, rief François. »Auf Euch, meine Waffenbrüder!«
Nicht ohne Bedauern ließ er den Blick von seiner bezaubernden Nachbarin und wandte sich an den Gatten seiner Schwester.
»Es heißt, Ihr seid ein hervorragender Fechter, Duc d’Alençon. Ich würde mich zu gern einmal mit Euch messen.«
Charles d’Alençon fuhr hoch und schien sofort auf der Hut.
»Wir sollen uns messen? Nichts lieber als das!«
»Wann?«
»Ich schlage vor, nach den Hochzeitsfeierlichkeiten, wenn es Euch genehm ist.«
Prinzessin Claude hatte sich, aufgeschreckt von einem lautstark vorgetragenen Abenteuer mit François in der Rolle des Helden, erhoben, wagte aber nicht, zu ihm zu gehen, obwohl er ihr Verlobter war, und trat stattdessen zu Marguerite.
»Mir scheint, Euer Bruder trinkt ziemlich viel, Marguerite«, meinte sie schüchtern.
»Sei doch nicht so streng, Claude, heute wird gefeiert. Nimm und trink«, antwortete Marguerite und reichte der Kleinen ihren goldenen Weinkelch.
Überrascht von dem vertraulichen Du nahm Claude den ziselierten Krug, aus dem Marguerite getrunken hatte, betrachtete ihn abwesend, drehte ihn in ihren kleinen Händen und trank ihn langsam aus, ohne dabei den Blick von François zu wenden, dessen Hand gerade in den zahllosen Falten der langen Robe von Françoise de Foix verschwand.
Der König ertappte sie dabei und sagte: »Nun, mein Kind, gefällt dir das schöne Fest? Unser guter François d’Angoulême verhält sich dir gegenüber doch sehr zuvorkommend, nicht wahr?«
Weil das Mädchen keine Antwort gab, mischte sich ihre Mutter
ein wenig gereizt ein: »Ich bitte Euch, Claude, seid doch nicht so trübsinnig. Kommt, setzt Euch ein wenig zu mir!«
Plötzlich gab es großes Geschrei, und jeder wollte wissen, was passiert war. Wie sich herausstellte, war der Baronin de Bourdeille ein Stück Torte auf den Boden gefallen, weshalb sie hysterisch kreischte, während sich Lakaien beeilten, die Kuchenreste zu entfernen.
»Wann soll der Kampf zwischen unseren beiden Fechtmeistern stattfinden?«, fragte Marguerite, um von dem Spektakel abzulenken. »Habt Ihr bereits Tag und Uhrzeit verabredet, meine Herren?«
»Wir wollen uns nach den Hochzeitsfeierlichkeiten treffen, direkt vor unserer Abreise in die Normandie«, erklärte Charles d’Alençon.
Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. Endlich tat sich etwas, was unterhaltsam zu werden versprach.
D’Alençon hatte blonde Locken und den hellen Teint der Leute aus dem Norden. Seine blasse Haut wirkte weich und zart – ein sonderbarer Kontrast zu seinem wilden Soldatengehabe.
Er strich seine über den Ohren eckig geschnittenen Haare aus dem Gesicht. D’Alençon war alles andere als hässlich. Das ein wenig vorstehende Kinn hätte eigentlich ein energisches Temperament vermuten lassen, gehörte aber seltsamerweise einem introvertierten Charakter, der nur auf dem Schlachtfeld mit den Kampfgefährten sein inneres Gleichgewicht fand.
Erst einige Monate zuvor war er zum Capitaine befördert worden wegen seines hervorragenden Verhaltens beim Kampf um eine
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