Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
Augenblicke und kostete es in vollen Zügen aus, wenn sie ihren Hofdamen die Namen von zwei Heiratskandidaten ins Ohr flüsterte, die sie zusammenbringen wollte, damit das Gerücht schleunigst verbreitet wurde.
Morgen weiß es der ganze Hof, dachte sie sich vergnügt, während Germaine de Foix die Hitze immer unerträglicher fand.
So war die Königin nun einmal. Es brauchte nicht viel, damit sie eine Freundschaft aufgab. Unter ihren Hofdamen herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, und wenn Anne de Bretagne beschlossen hatte, eine von ihnen unter die Haube zu bringen, begann sie unverzüglich nach der für ihre Zwecke geeigneten Partie zu suchen.
Durch ihre große Flexibilität im Umgang mit weiblichen Gefühlen beherrschte sie ihre Entourage, ohne dass diese ihr zu nahekommen konnte.
Jongleure begeisterten ihr Publikum mit ihrem Auftritt, ehe die großen Obsttorten serviert wurden.
Längst hatten sich François und seine Kameraden ihrer aufwändigen Jacken entledigt, unter denen feine weiße Hemden zum Vorschein kamen. Angesichts der immer drückender werdenden Hitze begannen auch die Frauen Pelze und Hauben abzulegen. Lange, glänzende Locken ergossen sich über die zarten weißen Schultern der jungen Mädchen, die gegenseitig ihre kunstvoll gedrehten oder geflochtenen Frisuren mit Haarnadeln aus Perlmutt, Rubinen und Smaragden bewunderten.
Das Fest hatte seinen Höhepunkt erreicht, und die Gesichter der vornehmen Herrschaften waren von der Hitze und dem Alkohol gerötet. Allmählich gerieten die Gäste in Bewegung und rutschten unruhig herum. Man begann Plätze zu tauschen, wobei Diskretion nur noch auf die Wahl der Worte beschränkt blieb.
Montmorency und Chabot hatten sich zu einer temperamentvollen, hübschen Person mit üppigen Kurven und verführerischen Katzenaugen gesellt, der Duchesse de Nevers, deren Mann sich ans andere Tischende gesetzt hatte. Die beiden jungen Männer bemühten sich sehr um die bezaubernde Herzogin und unterhielten sie mit jugendlichem Eifer und Ungeschick.
Blasierter als seine Freunde und immer auf der Suche nach einer weltanschaulichen Debatte hatte La Marck die Gesellschaft der Musiker und Dichter gesucht, die sich im Nebenzimmer einsangen und ihre Instrumente stimmten, als er plötzlich Charles d’Amboise über den Weg lief, dessen Gattin sich gerade mit einer Hofdame Königin Annes unterhielt. D’Amboise schien ganz in Gedanken versunken, verträumt, den Blick in die Ferne gerichtet, als würde er irgendetwas oder irgendwen erwarten. Lauschte er den Akkorden, die die Musiker auf ihren Instrumenten spielten, hörte er sie überhaupt, die Fideln und Flöten, die Manichordeons, Geigen und Oboen mit ihren abgehackten, harten Tönen, die ein bisschen wie Hagel an einem Frühlingsabend klangen?
»Wenn ich mich nicht täusche, seid Ihr Seigneur d’Amboise!«, rief der junge La Marck eifrig.
Sofort tauchte d’Amboise aus seiner Träumerei auf und fragte höflich, mit wem er denn die Ehre habe.
»Ich bin Robert La Marck, Seigneur de Fleurange. Meine Freunde Chabot, Montmorency und Bonnivet und ich sind die Gefährten von François d’Angoulême. Stehe zu Euren Diensten, Messire d’Amboise.«
Er machte eine tiefe Verbeugung, die sein Gegenüber immerhin zu einem Lächeln veranlasste.
»Bestimmt habt Ihr gerade von Euren italienischen Eroberungen geträumt, Seigneur d’Amboise?«
»Ja, das stimmt, und der Sieg von Agnadello war mit Sicherheit einer der schönsten, dessen sich König Ludwig rühmen kann. Leider habe ich dort meinen Onkel Georges d’Amboise verloren.«
»Leider, leider, ich weiß«, antwortete der junge La Marck mit
bemüht trauriger Stimme, aber seine vom vielen Wein geröteten Wangen und die lachenden Augen straften seine Worte Lügen.
D’Amboise schien ihm das jedoch nicht übel zu nehmen, dazu war man viel zu festlich und heiter gestimmt.
»Habt Ihr mit Eurem Onkel an der Seite des Königs gekämpft ?«, wollte La Marck nun wissen.
»Nein, ich hielt mich zu der Zeit in Florenz auf, um verschiedene Künstler zu treffen. Erst nachdem ich die traurige Nachricht erhalten hatte, bin ich nach Venedig zurückgekehrt.«
Roberts Augen funkelten vor Begeisterung. Die Unterhaltung war ganz nach seinem Geschmack.
»Haben die Kanonen wirklich so schrecklich gedonnert?«, fragte er neugierig weiter.
»Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen wie sehr!«
»Teufel noch eins! Wie gerne wäre ich dabei gewesen! Und stimmt es auch, dass sich die Venezianer sofort
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