Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
Tisch der Gräfin zuwies. Da das Festmahl aber just in dem Moment zu Ende war, als sie hereinkamen, musste sich Louise verabschieden, während Alix noch von den Resten der süßen Köstlichkeiten naschte.
Anschließend bestürmten sie Marguerite und François mit tausend Fragen über Florenz. Vor lauter Begeisterung vergaßen sie sogar, Alix ihr Beileid zum Tod ihres Geliebten auszusprechen, was diese ihnen jedoch nicht übel nahm, weil sie das Thema ohnehin nicht anschneiden wollte.
Kaum hatten sie eine lebhafte Unterhaltung über den leuchtend blauen Florentiner Himmel, die prunkvollen Paläste und die prächtigen Marmorterrassen mit den duftenden Blumen begonnen, als plötzlich mit großem Tamtam Bonnivet, Chabot, La Marck und Montmorency auftauchten, die unzertrennlichen Freunde, und Alix ebenfalls über die Florentiner Kunst ausfragen wollten.
Marguerite sagte dann doch lieber erst einmal nichts von den Tapisserien, die sie bei der jungen Weberin in Auftrag geben
wollte, um damit die Wände von ihrem neuen Schloss in Alençon zu schmücken.
»Wie schön Ihr seid, Marguerite!«, meinte Alix beim Anblick der jungen Freundin mit ihren hochroten Wangen.
Der König als ihr Tischnachbar war nämlich sehr darauf bedacht gewesen, immer wieder ihren goldenen Kelch mit dem leichten, kühlen Wein nachfüllen zu lassen, der so schwer wird, wenn er einem zu Kopfe steigt.
»Und ob Marguerite schön ist!«, rief Bonnivet und ging auf Alix zu, »dieses junge Mädchen ist eine wahre Schönheit! Würdet Ihr mir freundlicherweise einen Kuss geben, schönes Fräulein?«
»Wieso sollte ich das tun?«, gab Alix lachend zurück.
»Verdammt noch mal, weil ich Euch darum bitte.«
»Was ist los mit dir, Bonnivet?«, mischte sich Montmorency ein, »hast du alle Anstandsregeln vergessen, die man dir eingebläut hat? Man flucht nicht in Gegenwart eines Fräuleins.«
»Nur damit Ihr es wisst, ich bin gar kein Fräulein, sondern Witwe.«
»Wie auch immer, dann seid Ihr aber eine ziemlich hübsche Witwe.«
Diese Bemerkung konnte Alix nicht kontern, weil Charles d’Alençon erschien, um Marguerite abzuholen.
»Warum wollt Ihr sie uns denn schon so früh wegnehmen?«, protestierte François. »Heute ist doch noch gar nicht Eure Hochzeitsnacht. Ihr habt noch genug Zeit, mein Schwesterchen zu liebkosen. Lasst sie uns noch ein wenig!«
»Ich bitte dich, François, nicht in diesem Ton!«, ermahnte ihn Marguerite.
»François hat doch recht«, erklärte Bonnivet, »er soll sie uns
noch ein wenig lassen, dann kann sie später ihren Rausch bei ihm ausschlafen.«
»Etienne!«, rief Marguerite empört. »Was ist das für ein Ton! Habt Ihr denn alle gute Manieren vergessen?«
»Erzählt uns doch ein bisschen von Eurem Junggesellenabschied, Duc d’Alençon«, mischte sich nun auch der junge La Marck in die Unterhaltung ein. »Was denkt Ihr, wie wollt Ihr bei Marguerite landen, wenn es endlich Zeit für das große Abenteuer ist?«
»Ihr seid wirklich abscheulich, Robert! Nachdem Euch der Wein scheinbar um den Verstand gebracht hat, gehe ich jetzt besser mit Charles. Kommt, mein Freund, lassen wir diese alberne Jungspunde allein.«
Und um weiteren anzüglichen Bemerkungen zu entgehen, beschloss sie sich zu verabschieden und umarmte und küsste Alix: »Ich wünsche Euch noch eine schöne Zeit, aber lasst Euch nur nicht von ihnen umgarnen – weder von den jungen Herrn hier noch von meinem Bruder!«
Mit einem Lächeln wollte ihr Alix zum Abschied winken, als sie den Duc d’Amboise auf sich zukommen sah.
»Charles! Was für eine Freude, Euch zu sehen!«, rief sie.
»Als ich hörte, dass Ihr unter den Gästen seid, habe ich mich sofort auf die Suche nach Euch gemacht.«
»Dann habt Ihr wohl von ihr geträumt, als ich Euch vorhin ansprach?«, spöttelte Robert La Marck.
»Und wenn schon«, entgegnete der Duc d’Amboise, ohne dem Blick des jungen Robert auszuweichen.
»Da seid Ihr aber zu spät dran! Mein Freund Bonnivet hat ihr bereits einen Kuss versprochen, den er sich nicht von Euch streitig machen lassen wird.«
»Gemach, gemach, Messire Bonnivet«, wies ihn Alix zurecht. »Erstens habt Ihr mir gar nichts versprochen, weil ich Euch um nichts gebeten hatte. Und wieso sollte ich außerdem einen Kuss von Euch annehmen? Ich kenne Euch ja gar nicht.«
»Mag sein, aber jetzt kennt Ihr mich!«
»Bitte, meine Herren, genug damit. Ihr benehmt Euch ja wie alberne Schuljungen!«, rief sie Charles d’Amboise sichtlich gereizt zur
Weitere Kostenlose Bücher