Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
Lächeln geschenkt.
Während Marguerite nicht begriff, warum sich ihr Gatte so merkwürdig verhielt, wusste der König sehr wohl, dass ein Soldat manchmal nichts mit dem galanten Leben am Hofe – und sei es an seinem eigenen – anfangen konnte.
Von Natur aus ernst und äußerst reserviert und eher an kriegerische Auseinandersetzungen als höfisches Geplänkel gewöhnt, kam sich Charles d’Alençon hier tatsächlich fehl am Platze vor. Entweder fühlte er sich nun aber vom König ermuntert, oder er wollte Marguerite nicht länger so kühl begegnen. Wie auch immer, ein wenig ungeschickt ergriff er die Hand seiner jungen Frau und gab ihr einen etwas hastigen Handkuss.
»Ich fürchte, es wird ein wenig dauern, mein lieber Herzog, bis Ihr Euch von Euren Soldaten- und Waffenbrüdersitten trennen könnt, um Euch voll und ganz Eurer reizenden Gattin zu widmen«, meinte der König amüsiert.
Auf sein Zeichen hin füllte ihm der Mundschenk sofort seinen Weinkelch, den er vor seinem hochroten Kopf schwenkte und mit lauter Stimme rief:
»Ein Hoch auf unsere Marguerite, die viel Aufmerksamkeit verdient, weil sie eine einfache und zugleich edle Blume ist.
Und aufgepasst, d’Alençon, die Marguerite lässt sich nur sehr behutsam entblättern!«
Als François dies mit Beifall bedachte, beeilte sich jeder, es ihm gleichzutun. Und während die versammelten Gäste die Braut begeistert hochleben ließen, warf der Duc de Bourbon Louise gewagte Blicke zu.
»Lasst uns auch auf das Wohl unseres guten Volkes anstoßen, mein lieber Herzog«, sagte der König und führte den Kelch an den Mund.
»Bravo, Sire! Trinken wir auf das Wohl Eures braven Volks!«, rief der junge Bonnivet und sprang dabei so ungestüm auf, dass sein Stuhl mit lautem Gepolter umfiel, was aber sogleich im allgemeinen Beifall unterging.
Was nimmt sich dieser Bonnivet heraus, dachte sich die Königin und musterte ihn abfällig. Ich verstehe nicht, wie der König diese ungehobelte Truppe um François d’Angoulême dulden kann.
Ihr Blick wanderte zu ihrem Gatten, der gerade wieder mit hochrotem Gesicht den Apotheker wegstieß und nach seinem Mundschenk rief.
»Auf das Wohl von Marguerite!«, rief La Marck, der in Begleitung zweier junger Dichter aus der Küche kam.
»Ja, auf das Wohl meiner geliebten Schwester! Trinkt mit mir, Mutter!«, stimmte François lautstark ein und hob seinen Weinkelch in Richtung Louise.
Die Königin konnte ihren Ärger nicht länger unterdrücken.
»Ah, die heilige Dreifaltigkeit von Angoulême!«, spottete sie.
Gerade legte ihr Mann einen Arm beschützend um Marguerite. Offensichtlich machte er sich keine Gedanken wegen der Königin und wollte sich erst recht nicht um ihre schlechte Laune kümmern, die sich mehr und mehr bemerkbar machte.
»Wie verführerisch Ihr seid, schöne Marguerite«, flüsterte Louis und suchte weiter nach seiner Serviette, ehe er sich den Mund einfach mit dem Handrücken abwischte.
»Ihr dürft nicht vergessen, dass wir Euch am Hofe brauchen«, fuhr er fort, wobei er mühsam ein erneutes Aufstoßen unterdrückte. »Die Hakenerstuten, die Euch geschenkt wurden und die Ihr mit Euren schönsten Geschirren schmücken dürft, sind für Eure Reisen gedacht.«
»Für meine Reisen?«, fragte Marguerite freundlich.
»Aber natürlich. Oder warum sollten sie in den Stallungen von Alençon eingesperrt werden? Und warum solltet Ihr uns Eurer Gegenwart am Hofe berauben?«
Wieder nahm er einen langen Schluck. Seine Augen waren blutunterlaufen, und seine Bewegungen wurden immer langsamer.
»Sperrt die schöne Marguerite ja nicht auf Eurer normannischen Festung ein, d’Alençon!«
»Hört, hört, der König widerspricht sich«, tuschelte man.
»Was soll das heißen, der König widerspricht sich?«, fragte Baron de Bourdeille leise seine Frau.
»Unser guter König redet, wie es ihm gefällt«, flüsterte die Baronin ihm zu. »Eben noch hat er dem Gatten seine junge Braut ans Herz gelegt, und jetzt will er sie ihm am liebsten wegnehmen.«
»Es hat ganz den Anschein, als hätte er sich in unsere junge Herzogin vergafft«, meinte ihr Sitznachbar, ein kahlköpfiger Wicht, und kratzte sich am bartlosen Kinn.
»Angeblich geht ihm die Bretonin allmählich auf die Nerven!«, platzte die Baronin heraus.
Der von Natur aus sehr zurückhaltende Baron de Bourdeille
sah sich mit gequälter Miene nach der Königin um, doch die unterhielt sich gerade mit ihrem Kammerherrn und schien nichts gehört zu haben.
»Darf ich
Weitere Kostenlose Bücher