Die Blut-Loge
bereits besser zu gehen.“ Mit diesen Worten der Erleichterung begrüßte seines Vaters Sekretärin ihn, als er das Vorzimmer betrat. „Ich war wirklich nur eine Minute weg. Haben Sie den Kerl erwischt?“, erkundigte sie sich dann.
„Rufen Sie die Security und lassen Sie die Tiefgarage aufräumen“, wies Ruben sie ungehalten an, ohne auf ihre letzte Frage einzugehen. Auch wenn sein Vater viele normale Menschen beschäftigte, so waren alle Führungspositionen wie auch die Sicherheitskräfte mit Angehörigen der Loge besetzt. Diese würden wissen, was sie mit Lauras leblosem Körper dort unten zu tun hatten. Im Klartext hieß das, dass man der Vampirin den Kopf abschlagen würde, um auszuschließen, dass sie sich regenerieren würde, was bei ihrem jungen Vampirstadium relativ unwahrscheinlich war. Zumindest ging Ruben Stark davon aus, aber die Loge ging lieber auf Nummer sicher. Für die Beseitigung der Überreste würde dann der mächtige Heizkessel sorgen, der nur selten in Betrieb genommen wurde, was unter anderem an den klimatischen Bedingungen in Kalifornien lag.
Ruben Stark stürmte in das Büro des Konzernchefs. Der mächtige Vampir lag auf dem Ledersofa, das teure Seidenhemd halb offen. Seine Selbstheilungskräfte hatten bereits eingesetzt. Dennoch schmerzte seine Brust noch.
„Cleveres Kind, die Kleine. Und du hast gedacht, du hättest sie im Griff“, stöhnte Gabriel, als er seinen Sohn hereinkommen sah. Dabei presste er seine Hand auf die linke Seite, wo ein großer Blutfleck auf seinem Hemd und Jackett die Wunde markierte. Mittlerweile war ihm klar geworden, dass er auf einen Doppelgänger hereingefallen war, der so perfekt nur mit Hilfe des von ihnen entwickelten Serums entstanden sein konnte. Deshalb kam für ihn nur diese Laura Henning in Frage. Sie musste den Brand überlebt haben!
Ruben nahm in dem Sessel gegenüber Platz. „Das war sie, in der Tat“, gab er zur Antwort.
„Also ist diese Sache erledigt“, stellte Gabriel zufrieden aber gleichzeitig bedauernd fest. „Nur schade um das Serum. - Was machen eigentlich unsere Drag Queens?“, erkundigte er sich dann.
„Ohne ihre Stars ist die Truppe nur halb so viel wert. Wirklich schade, wie schnell der Ruhm verblasst. Soviel ich weiß, hat das STARDUST ihren Vertrag vorzeitig gekündigt. Dieser Sid ist fast in Tränen ausgebrochen“, meinte sein Sohn voller Verachtung. „Sie müssten eigentlich schon auf den Weg zurück nach Deutschland sein. – Und wie sehen deine neuen Pläne aus?“, fragte er dann seinen Vater mit gespieltem Desinteresse.
Um Gabriels schmalen Mund spielte ein wissendes Lächeln. „Warte es ab, mein Junge. Unsere Forscher sind bereits wieder fleißig bei der Arbeit. Und diesmal interessieren sie sich für die Welt der Düfte. Einige davon werden uns sehr reich machen und auch sehr einflussreich“, erklärte mit hintergründigem Tonfall.
„Und?“, hakte Ruben nach. Er hasste es, wenn ihn sein Vater so auf die Folter spannte.
„Es handelt sich um Stoffe, auf die Menschen selbst fliegen wie die Schmetterlinge auf die Blüten, und das Beste ist, dass sie selbst bereits die Grundlagen dafür erarbeitet haben. Unsere Labore entwickeln sie nur weiter. Sobald wir die ersten Produkte auf den Markt bringen, werden sie uns alle ins Netz gehen, nicht nur unserer Firma, auch der Loge“, erläuterte der alte Stark.
Ruben dachte kurz nach. Sein Vater musste über diese Pheromone reden, auch wenn er nicht wusste, welche Produkte er genau meinte.
Gabriel Stark nickte, als er Rubens Gedankengängen telepathisch folgte.
„Wir haben viel Zeit, um eine hübsche Sammlung anzulegen“, meinte der mächtige Vampir dann mit einer gewissen Heiterkeit in der Stimme.
Ruben stand auf, um ihnen beiden einen Drink einzuschenken. Eines der Gläser reichte er seinem Vater, der sich inzwischen wieder aufgerichtet hatte. Es schien, als hätte der alte Stark sich mittlerweile vollständig von dem Attentat erholt.
„Erst betäuben, dann aufspießen“, grinste Ruben spöttisch und prostete seinem Vater zu.
Beide Männer brachen in ein schallendes Gelächter aus.
* * *
II.
„Genießen Sie Red Honey, den neuen Duft, der die Sinne betört und ihrem Leben eine neue Dimension schenkt.“ So oder ähnlich lauteten die Werbebotschaften, die seit Wochen in den Medien rauf und runter liefen und von STARK COSMETICS produziert worden waren.
Gabriel Stark war nicht nur einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt,
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