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Die Blut-Loge

Die Blut-Loge

Titel: Die Blut-Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Kickers
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Krug, der Pathologe, hatte ganze Arbeit geleistet. Bei dem Anblick der geöffneten Körper war selbst Thilo das sonst so freche Lachen vergangen. Überhaupt sah der Mittdreißiger mit den kurz geschnittenen, braungelockten Haaren eher aus wie ein Überbleibsel der 70er-Jahre, zumindest was sein Outfit anging. Da hatte er so etliche Modetrends verpasst. Evi dagegen war, wie immer, sachlich aber modern gekleidet.
    Am liebsten trug sie Hosenanzüge, mit Röcken und Kleidern hatte sie dagegen nicht viel im Sinn, obwohl ihr diese bei ihrer schlanken und durchaus weiblichen Figur gut gestanden hätten. Aber die Lust an diesen Kleidungsstücken war ihr seit ihrer Arbeit bei der Sitte gründlich vergangen. Zu oft hatte sie ihre Reize öffentlich zur Schau tragen müssen.
     
    „Also, warum ich sie hergebeten habe“, begann Dr. Krug zu erklären, „ist die Tatsache, dass diese drei Leichen wirklich so gut wie keinen Liter Blut mehr in den Adern haben. Ihre Arterien wurden wie bei einer Blutspende angezapft. Allerdings war am Tatort so gut wie kein Blut zu finden. Ansonsten waren alle Drei recht gesund, bis auf die Leber dieses Kerls hier“, er deutete dabei auf die männliche Leiche. Evi schnaubte verächtlich. Alkohol hatte das Leben ihres Vaters ruiniert. „Erzählen Sie mir nicht, die haben das freiwillig gemacht“, warf sie ein. Der Pathologe schüttelte den Kopf. „Sie wurden mit GHB betäubt, ein geruchs- und geschmackloses Mittel, auch als Vergewaltigungsdroge bekannt. Da kommt jeder Technofreak dran.“
    Thilo versuchte immer noch, seine Blicke von den Toten abzuwenden. „Dann sind sie sozusagen friedlich entschlafen“, bemerkte er auf die gewohnt zynische Art. Evi seufzte ergeben. Womit hatte sie den überdient? Dr. Krug fuhr ungerührt fort. „Ansonsten gibt es keine weiteren Gemeinsamkeiten, wenn man davon absieht, dass alle drei die gleichen Duftstoffe benutzten und diese bestehen – jetzt wird es interessant – unter anderem aus Pheromonen.“
    „Na, dann hatten sie doch noch mal richtig Spaß“, versuchte Thilo, zu scherzen.
    Dr. Krug sah ihn strafend an. „Ich habe den Duft analysiert, er besteht aus Tonkabohne, Moschus und einigen Fruchtkomponenten. Außerdem habe ich eine mir unbekannte Substanz darin gefunden, die dem menschlichen Blutplasma ähnelt, nur sehr viel stabiler. Ich werde da noch einige Tests machen müssen. Der Duft selbst ist guter Durchschnitt, würde ich sagen. Alles in allem, es handelt sich um „Red Honey“.“
    „Sagt mir nichts“, murmelte Evi.
     „Ist ja auch nicht die richtige Qualität für deinen Job“, unkte ihr Kollege. Evis Blick zu ihm sprach Bände. Sie würde um einen anderen Partner bitten, sobald ihre Prüfung gelaufen war. Soviel stand für sie fest.
     
    * * *
     
    Gerade spielte die Band „Shadows of Heaven“ in der Großdiskothek Exit to Nowhere in Berlin. Die Musiker waren bei STARK RECORDS unter Vertrag und sollten für rockige Stimmung auf der Promotionparty für das neue Parfüm sorgen. Schließlich wollte Stark vor allen Dingen die jungen Leute mit seiner Kampagne ansprechen. Lilly hatte festgestellt, dass Berlin selbst keine der Verkaufshochburgen für „Red Honey“ war, ganz im Gegensatz zu Tokio, Paris und Los Angeles. Daher hatten Gabriel und Ruben Stark diesen Großevent ins Leben gerufen.
    Natürlich waren auch Presse und Medien vertreten, ebenso wie die Fans der Band, die draußen vor der Absperrung kreischten und Plakate schwenkten Ein paar langbeinige Models verteilten Duftproben an die Gäste und draußen vor dem Lokal.
     
    Stark selbst war sehr zufrieden mit dem gelungenen Abend. Er und sein Sohn hatten einigen auserwählten Journalisten ein paar Interviews gegeben und schlürften nun genüsslich einen Cocktail in der VIP-Lounge des Clubs, in die man nur über eine Treppe gelangte und, die wie eine Terrasse angelegt war, von der aus man die Tanzfläche übersehen konnte. Ein paar Eiswürfel klirrten in den Gläsern, als diese zurück auf den Tisch gestellt wurden. „Menschen sind doch mit den einfachsten Dingen zufrieden zu stellen“, bemerkte der Konzernchef süffisant und warf einen Blick auf die wogende Menge vor der Bühne. „Man muss nur ihre Grundbedürfnisse erfüllen und sie fressen dir aus der Hand.“ Sein Sohn grinste zustimmend. „Bis sie selbst gefressen werden“, bemerkte er.
    Der Geschäftsführer der Diskothek hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen hochrangigen Besuch persönlich zu bedienen. „Nun,

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