Die Blut-Prinzessin
etwas üppigere Frühstück am anderen Morgen hatte ich mir gegönnt. Dazu war ich nicht in irgendein Hotel oder ein Café gefahren, sondern brauchte nur nach nebenan zu gehen, wo Shao sich darauf freute, mir das Mahl zubereiten zu können.
Sie aß mit von dem Speck, den Eiern, nur Suko löffelte seinen Körnerbrei, der dem Aussehen nach auch in einen Futtertrog gepasst hätte. Für mich war das nichts, ich brauchte etwas Handfestes und hatte auch nichts dagegen, drei Tassen Tee zu trinken. Den Kaffee würde mir Glenda im Büro kochen.
Das Frühstück hatte ich nicht ohne Hintergedanken bei meinen Freunden nebenan eingenommen. Während wir aßen und tranken, konnte ich über die Vorgänge berichten, die mich in der vergangenen Nacht beschäftigt hatten. Nicht nur als agierende Person, sondern auch im Traum, der alles andere als angenehm gewesen war. Da hatte ich mich von zahlreichen Zombies umzingelt gesehen und war selbst waffenlos gewesen.
Vom Himmel war kein Engel erschienen, um mich zu retten, sondern eine in Blut getauchte Gestalt mit einem halb verwesten Körper und zwei aus den Höhlen hängenden Augen.
Der Traum war vorbei, ich ließ mir das Frühstück schmecken und lauschte darauf, was Shao zu sagen hatte. Sie machte es sehr kurz, aber treffend.
»Da rollt etwas auf euch zu!«
Ich nickte. »Und dabei wissen wir nicht, um wen es sich handelt.«
»Doch«, widersprach sie. »Hast du nicht von einer Blut-Prinzessin gesprochen?«
»Schon. Aber ich weiß nicht, ob sie auch tatsächlich existiert. Das muss nämlich nicht sein.«
Suko leerte seine Schüssel. »Wir haben schon oft genug erlebt, dass Legenden wahr werden können. Aber hier wird es schwierig werden, denn wir haben es mit einer sehr fremden Magie zu tun. Afrika...« Er hob die Schultern. »Viel Ahnung haben wir wohl beide nicht davon – oder?«
Da musste ich ihm leider zustimmen. »Aber es gibt einen Lichtblick. Wir müssen nicht in den fremden Kontinent reisen und können in London bleiben und hier unsere Nachforschungen durchziehen.«
Suko lächelte. »Genau.«
Wir waren der Meinung, dass wir bei den Menschen anfangen mussten, in deren Umfeld die beiden jetzt endgültig toten Frauen gelebt hatten.
»Nur die genauen Adressen müssen wir herausfinden«, meinte ich.
»Dein Freund Amos Durban könnte Bescheid wissen.«
»Das ist richtig.«
Anrufen konnten wir ihn vom Büro aus, in dem man uns erwartete. Auch Sir James wollte informiert sein. Es war ja möglich, dass er mit einer Idee noch etwas zur Aufklärung beitragen konnte.
Shao brachte uns bis zur Wohnungstür. »Und gebt Acht, dass euch keine Prinzessin ehelichen will. Das kann manchmal tödlich sein.«
Suko gab ihr einen Kuss. »Wir werden daran denken. Außerdem bist ja du meine Prinzessin.«
»Aha, das habe ich mir gemerkt. Ich werde dich gegebenenfalls daran erinnern. Zudem ist John Zeuge.«
»Ach, bin ich das?«
Shao warf mir einen funkelnden Blick zu. Da war es besser, wenn ich die Wohnung schnell verließ.
***
Wir nahmen nicht die U-Bahn, sondern den Rover. Zwar waren wir später gefahren als gewöhnlich, trotzdem steckten wir in der Rush Hour fest. Sir James, der auf uns wartete, rief mich über Handy an, und so musste ich ihm erklären, dass es noch etwas länger dauern würde.
»Das ist schlecht. Ich habe einen Termin.«
»Okay, Sir, dann setze ich Sie jetzt in Kenntnis.«
»Ich bitte darum.«
Der Superintendent war es gewöhnt, dass ich in Stichworten berichtete. Und zwar so präzise, dass er sich ein Bild von den Vorgängen machen konnte. Das war auch hier der Fall, und da er nach meinen Erläuterungen schwieg, war mir klar, dass er sich schon seine Gedanken machte, die er auch preisgab.
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, werden Sie Ausschau nach einer Blut-Prinzessin halten müssen.«
»So ist es.«
»Nubisch oder äthiopisch...«
»Darauf deutet es hin.«
»Ich könnte mich über einen Bekannten mit den Botschaften beider Länder in Verbindung setzen oder zumindest mit den Konsulaten. Was halten Sie davon?«
»Die Idee ist nicht schlecht, Sir. Nur möchte ich trotzdem davon abraten. Keiner von uns weiß, wie gut die Verbindungen dieser Unperson sind. Ich möchte nicht, dass sie zu früh gewarnt wird.«
»Das sehe ich ein.«
»Sie werden wieder von uns hören.«
»Viel Erfolg.«
Suko, der mitgehört hatte, nickte mir zu und zeigte ein Lächeln. »Ich hätte auch so reagiert. Nur nicht schon jetzt zu viel Staub aufwirbeln. Das geht meistens
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