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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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kannst schlafen gehen.“
    Kaum war er wieder allein, als seine Gedanken auch schon zu Robert wanderten. Er fieberte der Rückkehr des Grafen entgegen und beschloss, sofort nach der Frühmesse Bernard von Auvergne aufzusuchen, der noch immer in der Krankenstube des Klosters lag.
    Die Nachricht, die ihn dann jedoch am nächsten Mittag erreichte, war äußerst besorgniserregend und ließ alle seine anderen Pläne vorerst in den Hintergrund treten.
    Der Dienstmann, dem der kriegerische Dienst und Schutz des Klosters oblag, war noch im Morgengrauen aufgebrochen und hatte die Jungen mit Hilfe seiner Hunde gefunden und in die Abtei zurückgebracht.
    Der Anblick ihrer bleichen Gesichter war eine einzige stumme Anklage. Gequält von seinem schlechten Gewissen, gab der Prior den Befehl, die drei Leichen in der Kapelle aufzubahren, und ließ den Abt rufen.
    Mit gerunzelter Stirn starrte Abt Simon auf die Jungen hinunter.
    „Wer hat das getan?“, befragte er den Dienstmann, einen rauen Burschen, den so leicht nichts aus der Fassung brachte. Doch der Anblick der an den Ästen baumelnden Kinderleichen hatte selbst ihn erschüttert.
    „Ich vermute, dass der Herr von Coucy dahintersteckt, wer sonst könnte so grausam sein? Wir haben die Jungen unweit der Grenze in seinen Wäldern gefunden, sie hatten drei Hasen an ihren Gürteln befestigt.“
    Abt Simon sandte sofort einen Boten zu Gilles le Brun und zog sich dann nachdenklich in seine Gemächer zurück.
    Der Tod der Jungen würde die Aufmerksamkeit der Mächtigen auf die Abtei lenken und vielleicht sogar einen Krieg mit dem Herrn von Coucy auslösen, in den die Abtei unweigerlich mit hineingezogen werden würde.
    Verzweifelt sank er auf die Knie und begann zu beten.

41
    Der Franziskaner Guillaume de Saint-Pathus, der zur Rechten König Ludwigs im Thronsaal Platz genommen hatte, hatte sich gerade in ein heftiges Streitgespräch mit den weltlichen Ratgebern des Königs verstrickt, als ein Diener die Versammlung unterbrach und das Eintreffen des königlichen Oberfeldherren Gilles le Brun meldete.
    König Ludwig war insgeheim froh über die Unterbrechung.
    Die in den Augen seiner Ratgeber und Finanzminister unverhältnismäßig hohen Ausgaben für den Bau der Franziskaner- und Dominikanerkonvente in Paris hatten den vorangehenden Streit entfacht, der für seinen Geschmack immer unangenehmer verlaufen war, weil nicht mehr viel gefehlt hatte, um seine großzügigen Stiftungen für die Häuser der Ordensgeistlichen ebenfalls noch unter Beschuss geraten zu lassen. Und so kam Ludwig die Meldung des Dieners gerade recht, um die unliebsame Diskussion abzubrechen.
    Mit einer herrischen Handbewegung brachte er die Männer zum Schweigen.
    „Kein Wort mehr! Alles was ich habe, hat Gott mir gegeben. Und all dieses Geld ist, so glaube ich, gut für all die vortrefflichen Brüder verwendet, die aus der ganzen Welt in die Pariser Konvente strömen, um die heilige Lehre zu studieren, und die diese Lehre, um der Liebe Gottes willen und zum Heil der Seelen, danach wieder in die ganze Welt zurücktragen und dort verkünden.“
    Niemand der Männer wagte daraufhin noch etwas zu erwidern.
    Der Streit war beendet.
    König Ludwig achtete nicht mehr auf die hasserfüllten Blicke, die sich die Kontrahenten hinter seinem Rücken zuwarfen, sondern ging mit ausgebreiteten Armen seinem Freund und Vertrauten Gilles le Brun entgegen und umarmte ihn zum Zeichen seiner Freundschaft.
    „Es ist schön, Euch zu sehen, mein Lieber, und ich hoffe sehr, dass es keine unangenehmen Dinge sind, die Euch zu mir führen“, bemerkte er nach einem besorgten Blick in das veränderte Gesicht des Freundes.
    Er hielt große Stücke auf den hageren, blonden Mann, der kein Franzose war, sondern aus dem Hennegau stammte, und dessen tiefe Frömmigkeit und beispielhafter Mut ihn während des Kreuzzugs tief beeindruckt hatten.
    Er führte Gilles le Brun in seinen privaten Schreibraum, um ihm so die Möglichkeit zu geben, unter vier Augen mit ihm zu sprechen.
    „Es ist nicht zu übersehen, dass etwas geschehen sein muss, das Euch tief bedrückt, mein Freund“, begann der König, nachdem sie auf den kostbar geschnitzten Stühlen neben dem Kamin Platz genommen hatten.
    „Ich möchte Euch dafür danken, dass Ihr mich sofort empfangen habt. Es ist in der Tat etwas geschehen, das mein Herz und das meiner Verwandten tief betrübt.“
    Und Gilles le Brun berichtete dem König, was geschehen war.
    „Philipp war wie ein Sohn für mich und

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