Die Bluterbin (German Edition)
war? Das Auftauchen des Dominikaners ist der beste Beweis dafür, dass er gar nicht daran denkt, aufzugeben.“
„In meiner Burg sind wir sicher. Ich werde die Wachen verstärken und jeden kontrollieren lassen, der die Burg betritt. Wenn der Dominikaner noch einmal auftauchen sollte, werden wir unsere Aussagen machen und alles aufklären. Die Dominikaner handeln im Auftrag der Heiligen Inquisition und gelten als unbestechlich. Sie dienen nur dem Herrn.
Wir haben ein reines Gewissen und – wie Ihr wisst – nicht das Geringste mit dem Mord an Bruder Gregor zu tun. Radulfus wird also keine Gelegenheit haben, an Marie heranzukommen, dafür werde ich schon sorgen.“
Bernard wirkte allerdings nicht sehr überzeugt.
„Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr recht behaltet, denn die Kirche verfügt über mehr Macht, als ihr denkt.“ Robert war sich längst nicht so sicher, wie er vorgegeben hatte zu sein, doch er wollte Marie nicht beunruhigen. Sie hatte bereits genug durchgemacht. Das glatte Gesicht des Dominikaners tauchte wieder vor ihm auf und damit das unmittelbare Gefühl von Gefahr. Würde die Vergangenheit denn niemals Ruhe geben?
Marie lag schläfrig in seinen Armen, und er trug sie hinauf in die Kammer, wo er sie behutsam auf das Lager bettete. Während Bernard längst neben ihm lag und schnarchte, streichelte er Marie noch lange über ihr weiches Haar.
An diesem Abend waren sie die einzigen Gäste gewesen und hatten daher das breite Bett in der muffigen Kammer über der Herberge für sich allein.
Nur Jack war bei den Pferden geblieben und übernachtete im Stall.
Immer wieder dachte Robert darüber nach, ob er einen Fehler machte, indem er Marie mit nach Forez nahm. Aber er durfte sie unter keinen Umständen noch einmal in Gefahr bringen, und wohin sonst konnten sie gehen?
Seitdem er nach dem Tod seines Vaters die alleinige Verantwortung für die Grafschaft übernommen hatte, war es ihm nicht mehr möglich, die Burg zu verlassen. Andererseits war er auch nicht bereit, sich noch einmal von Marie zu trennen.
Dabei wusste er nur zu gut, dass er Marie nicht den gleichen Schutz gewähren konnte, den sie innerhalb der mächtigen Burganlage von Coucy genossen hatte. Dort war sie sicherer gewesen, als sie es in Forez je sein würde.
Erregt setzte er sich auf. Sie waren lange genug auf der Flucht gewesen, nun war es an der Zeit, für sein Glück zu kämpfen und sich Radulfus zu stellen. Immerhin war er der Graf de Forez und nicht mehr der unerfahrene Kathedralenschüler von einst. Radulfus hatte keine Macht mehr über ihn, trotzdem durfte er kein Risiko eingehen.
Plötzlich fiel ihm der Ring ein, den König Ludwig Marie geschenkt hatte.
Ob Marie den Ring noch besaß? Der König war für seine Gerechtigkeit bekannt, außerdem hatte er versprochen, Marie zu schützen, sollte sie jemals seine Hilfe brauchen.
Wieso hatte er nicht schon viel früher daran gedacht? König Ludwig allein hatte schon immer die Macht dazu gehabt, Marie aus den Händen Enguerrands zu befreien. Denn Enguerrand hätte es nicht gewagt, sich seinem Befehl zu widersetzen. Dann fiel ihm jedoch erleichtert ein, dass der König ja gerade erst von seinem Kreuzzug zurückgekehrt war und er sich daher keinen Vorwurf zu machen brauchte.
Dennoch ging ihm der Ring nicht mehr aus dem Kopf. Selbst wenn der König Marie längst vergessen hätte, würde der Ring ihn an sein Versprechen erinnern.
Es konnte nicht schaden, einen Verbündeten im bevorstehenden Kampf gegen den Bischof zu haben, schon gar nicht, wenn es sich um einen so mächtigen handelte wie den König von Frankreich.
Gleich am nächsten Morgen nahm er Marie zur Seite.
„Habt Ihr eigentlich noch den Ring, den König Ludwig Euch damals geschenkt hat?“
Marie sah ihn überrascht an. Roberts Gesicht war ernst, und er schien besorgter zu sein, als er am Abend zuvor zugegeben hatte.
Er macht sich Sorgen um mich, dachte sie glücklich.
Lächelnd griff sie unter ihren Umhang, zog den kleinen Beutel hervor, in dem sie den Ring aufbewahrte, und öffnete ihn. Stolz holte sie das kostbare Schmuckstück, dessen Rubine in der Sonne wie Blutstropfen funkelten, heraus und hielt es Robert hin.
Robert nahm den Ring und betrachtete ihn nachdenklich.
„Ihr müsst gut auf ihn achten, vielleicht werden wir ihn eines Tages noch brauchen.“
„In dem Fall ist es besser, wenn Ihr ihn bei Euch behaltet“, sagte Marie entschlossen.
Nach nur vier Tagen Reise später trafen sie auf der Burg
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