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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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sich erholen konnte, aber Marie hatte nicht länger warten wollen. Es hatte Tage gegeben, an denen sie geglaubt hatte, ihre Familie und Elsa niemals wiederzusehen. Und deshalb wollte sie nun endlich so schnell wie möglich ihrem Elternhaus einen Besuch abstatten.
    Die Herbstwinde fegten die letzten bunten Blätter von den Bäumen und kündigten den nahenden Winter an. Es war ein kalter, wenn auch sonniger Tag, und Marie schlug den warmen Umhang, den Mathilda ihr geschenkt hatte, etwas enger an ihren Körper.
    Robert hatte für sie eine rotbraune sanfte Stute ausgewählt, weil Marie nur wenig Übung im Reiten besaß. Überrascht stellte er fest, dass sie jedoch keine Mühe hatte, sich den Bewegungen des Pferdes anzupassen und es mit weicher Hand zu lenken.
    Während sie nebeneinander durch die leicht hügelige Landschaft ritten, dachte Marie an ihren Verlobten Renaud Chandos. Der Gedanke an ihn beunruhigte sie, doch Robert fegte ihre Sorgen fort wie der Wind die Blätter.
    „Es ist viel Zeit vergangen, seitdem wir Bourges verlassen haben, und die Ehe zwischen Euch wurde aus geschäftlichen Gründen arrangiert. Habt Ihr mir nicht erzählt, dass Eure Schwester Agnes noch unverheiratet war? Wahrscheinlich ist sie längst an Eure Stelle getreten, und wenn nicht, werde ich mit Eurem Vater über die Mitgift verhandeln. Die Ernte im letzten Jahr war gut, und ich konnte einiges an Silber zur Seite legen.“
    Robert nutzte die Reise, um Marie zu erzählen, was während der Zeit ihrer Trennung alles geschehen war. Als er ihr vom Tod Philippas erzählte, sah er, dass Marie Tränen in die Augen stiegen.
    „Wir werden gemeinsam für ihre Seele beten“, versprach sie, und Robert, der sich noch immer Vorwürfe machte, fühlte sich durch ihre ehrliche und warme Anteilnahme getröstet.
    Als die Umrisse der Kathedrale von Bourges vor ihnen auftauchten, wurde Marie immer aufgeregter. Sie parierte ihr Pferd durch und sah Robert bittend an.
    „Bitte lasst uns noch, bevor wir meine Familie besuchen, in die Kathedrale gehen und Gott danken“, bat sie.
    Bernard, der dicht hinter ihnen ritt, hatte ihre Worte gehört.
    „Das ist viel zu gefährlich, denkt daran, dass wir dort dem Bischof begegnen könnten“, warnte er besorgt, noch bevor Robert etwas erwidern konnte.
    „Früher oder später werden wir uns ihm sowieso stellen müssen, und dann wird er für seine schändlichen Taten büßen“, meinte Robert entschlossen.
    „Ich habe Euch schon einmal gewarnt“, entgegnete ihm Bernard. „Ihr wisst, dass ich keinem Kampf aus dem Weg gehe, aber skrupellose und gefährliche Gegner wie Radulfus sollte man niemals unterschätzen. Und genau das tut ihr.“
    Er machte sich große Sorgen um den Freund, aber auch um Marie, und beschloss deshalb insgeheim, so lange bei ihnen zu bleiben, bis die Angelegenheit endgültig geklärt und jede Gefahr gebannt sein würde.
    Als sie in Bourges angekommen waren, hatte Bernard Jack den Auftrag erteilt, sich nach einer Unterkunft für die Pferde umzusehen, die dringend getränkt und gefüttert werden mussten. Währenddessen wollten sie die Kathedrale aufsuchen und danach zu Maries Elternhaus gehen.
    Auf dem großen Vorplatz der Kathedrale saßen wie immer verdreckte und zerlumpte Bettler, um an die Herzen der Gläubigen zu appellieren. Alles schien unverändert, als seien sie niemals weg gewesen. Marie betrat die Kathedrale, und sofort stieg ihr der vertraute Geruch von Weihrauch und Wachs in die Nase. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse und stellte beglückt fest, dass die starken Mauern noch immer die altgewohnte Geborgenheit ausstrahlten. Es war beruhigend, zu sehen, dass sich während ihrer Abwesenheit nichts an der Kathedrale verändert hatte. In der kleinen Kapelle ihrer Familie sank sie auf die Knie und begann zu beten.
    Nachdem sie sich wieder erhoben hatte, fühlte sie sich leicht und frei und konnte es kaum noch erwarten, ihre Familie und besonders Elsa endlich wiederzusehen.
    Nicht einmal Bernard bemerkte, dass sie schon die ganze Zeit über beobachtet wurden, obwohl er jeden Gläubigen, dem sie begegneten, misstrauisch musterte und sich immer wieder aufmerksam nach allen Seiten umsah.
    Radulfus erstarrte, als sein Blick eher zufällig auf die junge Frau fiel, die, begleitet von zwei Männern in Waffenröcken, die Kathedrale betreten hatte. Er befand sich in der Schattenzone des mittleren Triforiums, von wo aus er unbemerkt verfolgen konnte, was in der Kathedrale vor sich ging. Die ganze

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