Die Bluterbin (German Edition)
Robert prüfend.
Robert schluckte. Mit einer so hohen Summe hatte er nicht gerechnet. Dreißig Pfund Silber waren mehr, als er in bar besaß.
„Ich könnte Euch einen Schuldschein geben oder Euch einen Teil meiner Ländereien überschreiben“, bot er an.
Jean warf Marie einen kurzen Blick zu, vermied es aber ebenso wie Henry, ihr dabei direkt in die Augen zu sehen.
Im Grunde konnte er froh sein, dass es jemanden gab, der bereit war, Marie zu heiraten und auch noch dafür zu bezahlen. Er war außer sich gewesen, als man ihm berichtet hatte, dass seine Tochter verschwunden war.
Um seine Geschäftsverbindung mit Raymond Chandos dennoch zu festigen und das Geld, das er bereits in diese Verbindung gesteckt hatte, nicht zu gefährden, hatte er wenige Monate nach Maries Verschwinden zähneknirschend beschlossen, Renaud seine Tochter Agnes zur Frau zu geben.
„Ich bin einverstanden, wenn Ihr mir zehn Pfund Silber in bar gebt“, sagte er endlich.
Robert war erleichtert. Glücklich nahm er Marie bei der Hand.
„Wäret Ihr damit einverstanden, wenn ich Marie bis zur Hochzeit mit nach Forez nehme? Meine Mutter, die Gräfin, hat sie sehr in ihr Herz geschlossen und wird dort auf sie achten.“
„So soll es sein.“
Die beiden Männer reichten sich die Hand, damit war das Geschäft besiegelt, und Robert drängte auf einen schnellen Aufbruch.
Die Familie des Tuchhändlers schien darüber nicht unglücklich zu sein, und Robert konnte es kaum glauben. Konnte es tatsächlich möglich sein, dass sie nie begriffen hatten, welchen Schatz ihnen Gott da anvertraut hatte?
Marie gab vor, die Latrine aufzusuchen, um sich auf diese Weise noch einmal gesondert von Elsa verabschieden zu können.
„Nehmt mich mit Euch auf die Burg“, flehte Elsa, die den Gedanken, sich so schnell wieder von ihrem kleinen Mädchen trennen und im Haus der Machauts bleiben zu müssen, nicht ertragen konnte.
Marie lachte erfreut auf. Die Idee, Elsa mitzunehmen, war ihr noch gar nicht gekommen, umso glücklicher war sie jetzt über deren Vorschlag.
Elsa hatte sie ihr Leben lang geliebt und umsorgt wie eine Mutter, und so war es nur gerecht, wenn sie Elsa endlich auch einmal etwas Gutes tun konnte.
„Ich werde mit Robert reden“, versprach sie. „Wenn meine Eltern dich gehen lassen, wird er mir meinen Wunsch nicht abschlagen.“
Robert erklärte sich sofort damit einverstanden, Elsa mitzunehmen, und Jean Machaut schien es nicht sonderlich zu interessieren, ob Elsa fortging oder blieb. Mägde gab es schließlich genug, außerdem waren sie Frauensache, und sie würden schon bald einen adäquaten Ersatz für Elsa gefunden haben.
Martha sah zu ihrer Mutter hinüber. Doch aus deren immer noch abwesendem Blick schloss sie, dass diese ihrem Mann gar nicht zugehört hatte. Das Wiedersehen mit Marie, die sie alle längst tot geglaubt hatten, schien sie doch mehr getroffen zu haben, als Martha vermutet hatte.
Eine neue Magd zu finden, würde tatsächlich kein großes Problem sein, und Martha war froh darüber, Elsa endlich loszuwerden, der sie die ständige Bevorzugung ihrer jüngeren Schwester bis heute nicht verziehen hatte.
„Die Magd des Silberschmieds hat eine Tochter, die Arbeit sucht. Sie zieht ihr linkes Bein ein wenig nach, ist aber fleißig und kocht sehr gut. Ich werde gleich zu ihr hinübergehen“, bot sie eilfertig an.
Jean nickte ihr gleichgültig zu.
Damit war das Thema erledigt, und Elsa stieg mit vor Aufregung geröteten Wangen in ihre Kammer hinauf und schnürte ihr Bündel.
Die Verabschiedung verlief reserviert. Marie suchte ein letztes Mal den Blick ihrer Mutter. Eleonore wirkte immer noch verwirrt und in sich gekehrt, doch als Marie zu ihr trat, schenkte sie ihr ein scheues Lächeln.
Marie nahm dieses Lächeln mit sich auf den Weg. Es war ihr kostbar, galt es ihr doch als sicheres Zeichen dafür, dass sie und ihre Mutter sich zu guter Letzt doch noch versöhnt hatten.
45
Es war gar nicht so einfach, Elsa davon zu überzeugen, sich auf ein Pferd zu setzen. Sie hatte Angst vor den großen Tieren, deren Augen ihrer Meinung nach voller Heimtücke waren. Erst nach einigen Überredungskünsten gelang es Robert, Elsa so weit zu überzeugen, dass sie sich von ihm auf Jacks Pferd helfen ließ. Jack war nicht sehr begeistert davon, doch da ihn niemand nach seiner Meinung fragte, fand er sich notgedrungen mit den Tatsachen ab. Von oben betrachtet, nahm sich das Reiten aber noch viel bedrohlicher aus als von unten, und Elsa
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