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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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alten Zeit. Niemals hätten sie die Kathedrale auf diesem Berg errichten dürfen.“
    Sie hob den Kopf und sah an Elsa vorbei.
    „Vor langer Zeit haben die Christen die Biturigen mit Feuer und Schwert bekehrt. Jeder von ihnen, der sich weigerte, vor dem Kreuz zu beten, wurde umgebracht. Männer, Frauen und Kinder. Dunkle Mächte erhoben sich, und der Berg färbte sich rot vor Blut. Es ist ein Kampf der alten Zeit gegen die neue. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Doch erst dann, wenn es einmal niemanden mehr geben wird, der die Namen der alten Götter noch kennt, wird ihre Macht gebrochen sein.“
    Prüfend sah sie Elsa an, die entsetzt und blass auf ihrem Schemel hockte. Feine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn.
    Sie verstand nicht, was das alles mit Marie zu tun haben sollte, und konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen. Dann aber tauchte Maries trauriges Gesicht vor ihr auf, und sie nahm all ihren Mut zusammen.
    „Wirst du Marie helfen?“, fragte sie die Alte tapfer, wurde jedoch enttäuscht.
    „Niemand kann ihr helfen. Denn sie ist diejenige, die Hoffnung in diese armselige Welt bringt, indem sie die Schmerzen anderer auf sich nimmt.
    Es wird erst vorbei sein, wenn sie ihre Unschuld verliert, und auch nur dann, wenn ihr eine Tochter bestimmt ist, die ihr Erbe weitertragen wird. Deine Marie wird sehr viel Kraft brauchen, bis es so weit ist.“ Sie zog ein kleines Leinensäckchen unter ihrem Umhang hervor und reichte es der verstörten Elsa.
    „Zerstampfe immer nur ein Blatt davon und gib es ihr in den Wein, wenn ihre Kräfte nachlassen. Mehr kann ich nicht für dich tun. Geh jetzt.“
    Elsa erhob sich und machte sich auf den Weg durch die Dunkelheit zurück in die Stadt.
    * malfica, lat. Übeltäterin

13
    Der Frühling brach mit voller Macht herein. Kräftige, warme Winde trugen den Duft von Blumen und blühenden Gräsern in die Stadt, die einen Moment lang in der Luft hingen, bevor sie vom aufsteigenden Gestank in den Gassen wieder verschluckt wurden. Ein langer Zug von Menschen, Tieren und Wagen quälte sich durch den knöcheltiefen Matsch.
    Der heftige Regen der letzten Nacht hatte die Wege in schwer passierbare, rutschige Schlammbahnen verwandelt. Immer wieder blieben Wagen in dem braunen Dreck stecken und konnten nur unter größten Anstrengungen wieder herausgezogen werden.
    Ein lauter gotteslästerlicher Fluch übertönte das Brüllen der Ochsen, die immer wieder schmerzhaft die Peitschen zu spüren bekamen.
    König Ludwig IX. parierte seinen Hengst durch und wandte sich um. Seine dunkelgrauen Augen blitzten zornig. Zwei Räder eines mit Weinfässern beladenen Karrens waren gebrochen und der Karren auf die Seite gekippt. Nun drohte er vom Weg abzurutschen, noch dazu an einer Stelle, an der die Straße so schmal war, dass es für die hinteren Wagen keine Möglichkeit gab, an ihm vorbeizukommen.
    Sofort sprangen einige Männer herbei und brachten den Karren wieder in eine horizontale Lage, während andere damit begannen, die Fässer abzuladen und sie danach auf die anderen Wagen umzuverteilen.
    Auf der Stirn des Königs erschien eine steile Falte. Er war mehr als ungehalten, und es gelang ihm nur mit Mühe, seinen Unmut zu verbergen.
    „Wie können sie es wagen, in meiner Gegenwart zu fluchen?“, wandte er sich anklagend an seinen Seneschall, der neben ihm dahinritt.
    Jean de Joinville, ein schlanker, noch jugendlich wirkender Mann mit schwarz glänzendem Haar und funkelnden Augen, kannte den König gut genug, um zu wissen, dass dieser kurz davor war, seine Beherrschung zu verlieren. Und sollte es dazu kommen, würde er sich, wie schon so oft zuvor, zu einem vorschnellen und daher überzogenen Urteil hinreißen lassen.
    Dieses würde er im Nachhinein zwar sofort wieder bereuen und sich selbst dafür eine harte Buße auferlegen, doch das nützte den zuvor vom königlichen Zorn getroffenen, erbarmungswürdigen Menschen nur wenig.
    Noch bevor der König einen unüberlegten Befehl erteilen konnte, ergriff er daher das Wort:
    „Ihr habt ganz recht, Sire, und ich werde dafür sorgen, dass die Schuldigen umgehend ihre Strafe erhalten. Allerdings wird es wohl dennoch eine Weile dauern, bevor wir weiterziehen können. Was haltet Ihr davon, wenn wir ein Stück vorausreiten, um dem Geschrei des Mobs für eine Weile zu entkommen? Bei diesem Lärm kann man ja kaum noch einen klaren Gedanken fassen?“, schlug er vor.
    Joinville liebte seinen König und war voller Bewunderung für ihn, obwohl dessen fast schon

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