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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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erwachte aus seiner Erstarrung und beeilte sich, seines Königs Befehl auszuführen.
    Zielstrebig lief er auf den Altar zu, wo ein älterer, wohlgenährter Mönch in einer schwarz gefärbten Kutte gerade damit beschäftigt war, die abgebrannten Kerzen gegen neue auszutauschen. „Wir brauchen sofort einen Arzt“, forderte er.
    Der Mönch sah kurz auf, wirkte aber nicht sonderlich beeindruckt.
    „Wer seid Ihr denn, dass Ihr glaubt, mir Befehle erteilen zu können?“, fragte er ihn, ohne dabei auch nur für einen Moment seine Arbeit zu unterbrechen.
    „Ich bin der Seneschall des Königs und gebe dessen allerhöchsten Befehl an Euch weiter.“ Der Mönch zögerte einen Augenblick.
    „Des Königs? Es hat uns niemand gesagt, dass der König in der Stadt ist.“ Der Mönch wirkte jetzt überrascht und begann den Mann vor sich genauer zu betrachten. Der kam ihm in seiner abgetragenen Lederkleidung allerdings eher wie ein verarmter Adliger vor.
    Joinville verlor langsam die Geduld.
    „Der König befindet sich hier in der Kathedrale und wünscht sofort einen Medicus“, wiederholte er schroff.
    Endlich kam Bewegung in den Mönch. Er legte die Kerzen beiseite und verschwand eiligen Schritts in der Sakristei.
    Joinville begab sich unterdessen zum König zurück, der sich besorgt zu Marie herabgebeugt hatte. Die eben noch blassen und verzerrten Züge des Königs wirkten entspannt, als würde er keine Schmerzen mehr leiden.
    Noch bevor Joinville Ludwig jedoch befragen konnte, was das zu bedeuten hatte, trat ein großer, schlanker Mann aus einer verborgenen Tür des Kreuzgangs und eilte mit großen Schritten auf sie zu. Seine harten Gesichtszüge wurden von einer spitzen Geiernase beherrscht, die den Betrachter auf den ersten Blick von seinen kalten Augen ablenkte. Über seiner schwarz gefärbten Kutte trug er einen kostbaren, pelzverbrämten Umhang, und das große, mit wertvollen Steinen besetzte, silberne Kreuz auf seiner Brust ließ vermuten, dass er das Amt des Bischofs bekleidete.
    Vom Sakristan hatte er erfahren, dass König Ludwig sich angeblich in der Kathedrale befinden sollte, und wenn das tatsächlich der Wahrheit entsprach, wäre dies eine einmalige Gelegenheit für ihn, die er auf keinen Fall verpassen wollte. Es konnte nicht schaden, mit dem König allein zu sprechen und ihm von seinen Sorgen zu berichten.
    Nach einem raschen Blick auf die beiden Männer, die vor ihm standen, deutete er eine leise Verbeugung an.
    „Seid willkommen in Bourges, Sire, mein Name ist Radulfus Berengar, ich vertrete den Erzbischof während seiner Abwesenheit“, wandte er sich an den älteren der beiden Männer, der, seinen Gewändern nach zu urteilen, der König sein musste.
    Dabei warf er einen abfälligen Seitenblick auf das zuckende Mädchen.
    „Sie braucht keinen Medicus, sondern einen Priester, der ihr die Dämonen austreibt“, stellte er gleichgültig fest.
    Joinville bemerkte, wie der König beim Anblick des Bischofs unwillig die Stirn runzelte. Allein schon der mit Pelz besetzte Umhang forderte seinen Zorn heraus, denn seiner Meinung nach geziemte es sich nicht für einen Mann Gottes, derart teure Kleidung zu tragen. Er selbst trug unter seiner Reitkleidung nur ein raues, kratzendes Büßergewand.
    Als Oberhirte seines Bistums traf der Bischof ebenso wie der Erzbischof selbstständig alle Entscheidungen, die das Bistum betrafen. Doch während der Erzbischof von einem Bistum seiner Provinz zum nächsten reiste, um dort im Auftrag des Papstes nach dem Rechten zu sehen, schien dieser Bischof zu den Männern Gottes zu gehören, die ihr Amt ausschließlich für ihre eigenen Zwecke nutzten und gegen deren Machenschaften Ludwig bereits seit Jahren kämpfte.
    „Der König hat Euch nicht um Eure Meinung gebeten“, antwortete ihm Joinville an Stelle des Königs. „Er wünscht einen Medicus, und zwar den besten, den Ihr auftreiben könnt.“
    Doch so einfach ließ sich Radulfus nicht aus der Fassung bringen. Demonstrativ sah er an dem Seneschall vorbei.
    „Sire, erlaubt mir, Euch in meine Gemächer zu führen, wo Ihr Euch von den Strapazen der Reise erholen könnt.“ Er warf einen kurzen Blick auf Marie. „Ich werde dafür Sorge tragen, dass man sich um sie kümmert“, setzte er hinzu.
    Der Bischof ist nicht nur überheblich, sondern auch noch dumm, dachte Joinville, während er gespannt auf Ludwigs Reaktion wartete.
    Der König musterte den Bischof kalt.
    „Ihr scheint vergessen zu haben, dass Ihr ein Mann Gottes seid. Muss

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