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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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bestand, der Küche, Schlafzimmer und Stube in einem war. Auf dem Feuer stand ein Topf, dessen Inhalt vor sich hinblubberte und dem ein köstlicher Duft entströmte. Robert zog Marie zu einer Bank und setzte sich neben sie. Die Frau reichte den beiden eine Schale mit Suppe, die nach Wild schmeckte, und dazu dunkles Brot. Gleichgültig starrte Marie auf die Suppe.
    „Ihr müsst unbedingt etwas essen“, ermahnte sie Robert, „sonst werdet Ihr bald keine Kraft mehr haben, um weiterzugehen.“
    Marie warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, griff dann aber nach dem Holzlöffel und begann ohne sonderlichen Appetit zu essen. Robert war zufrieden. Hungrig verschlang er seine Suppe und ließ sich die Schale danach noch ein zweites Mal füllen.
    Die Frau sah ihnen beim Essen zu.
    „Was sucht Ihr hier?“, fragte sie nach einer Weile.
    Robert öffnete schon den Mund, um ihr zu antworten, als ihn die unverhohlene Neugier, die in ihren Augen stand, zögern ließ. Ihm wurde klar, dass sie in einer so menschenleeren Gegend wie dieser zwangsläufig Aufsehen erregen mussten. Und falls der Bischof sie verfolgen ließe, wäre es ein Leichtes für ihn, herauszufinden, dass sie hier gewesen waren.
    „Wir befinden uns auf dem Weg zu unseren Verwandten“, antwortete er der Frau daher knapp.
    Er erhob sich und zog Marie wieder von der Bank hoch. Dann öffnete er seinen Beutel und reichte der Frau eine Münze. „Habt Ihr noch etwas Brot und Käse für unterwegs?“
    Die Frau nickte, steckte das Geldstück beinahe ehrfürchtig ein und begann sofort, einen Laib Brot und ein großes Stück Käse für sie in ein Tuch einzuwickeln, das sie zuletzt mit einem Knoten zusammenband.
    „Es braucht nicht jeder zu erfahren, dass wir hier waren“, sagte Robert langsam und ließ die Frau dabei nicht aus den Augen. Die nickte und sah Marie dabei an. Das Mädchen schien ihr etwas verwirrt zu sein. Ihre dunklen Augen wirkten fast ein wenig unheimlich und ihre Haut wie blutleer. Ob sie vielleicht krank war?
    Da drang auf einmal ein lautes Stöhnen durch das offene Fenster zu ihnen hinein. Die Augen der Frau weiteten sich erschrocken, und gefolgt von Robert und Marie stürzte sie aus dem Haus. Ein Mann mittleren Alters schleppte sich stöhnend auf sie zu. Sein lederner Wams war blutüberströmt, und seine grauen Haare klebten ihm nass geschwitzt am Kopf. Er hielt seine beiden Hände fest auf den Unterleib gepresst, doch er konnte das Blut nicht aufhalten, das dort unaufhaltsam aus einer Wunde heraus und über seine Hände lief und den Boden unter ihm rot färbte. Es gelang ihm kaum noch, sich auf den Beinen zu halten.
    Robert und die Frau sprangen auf ihn zu, um ihn zu stützen und ihm zu helfen. Gemeinsam gelang es ihnen, den Schwerverletzten ins Haus zu schleppen und auf die Bank zu legen. Die Frau eilte davon und holte Tücher, die sie auf die Wunde presste.
    Auch Marie beugte sich nun über den Mann und berührte seine Stirn leicht mit der Hand.
    Robert bemerkte voller Sorge, dass Marie noch blasser wurde, als sie eh schon war. Er trat an sie heran, um sie zu fragen, ob sie sich nicht lieber setzen wolle, als sie bewusstlos zusammenbrach und er sie gerade noch auffangen konnte. Krämpfe schüttelten ihren Körper, und ihr schönes Gesicht begann sich zu verzerren.
    Die Frau bekreuzigte sich und begann laut zu beten. Es gelang ihr nicht, ihr Entsetzen zu verbergen, und sie starrte angstvoll auf das Mädchen, das sich abwechselnd aufbäumte und wieder in sich zusammensackte.
    „Ich habe Durst, bring mir etwas zu trinken, Frau.“ Widerwillig löste die Frau ihren Blick von dem Mädchen und sah ihren eben noch schwer verletzten Mann an, als wäre er eine Erscheinung. Sie fuhr fort, sich zu bekreuzigen, und rührte sich nicht von der Stelle.
    Währenddessen erhob sich ihr Mann von der Bank. Er wusste nicht, wie ihm geschah, aber es ging ihm schlagartig wieder gut, und er hatte keine Schmerzen mehr. Er warf die rot gefärbten Tücher auf den Boden und schob sein Wams hoch.
    Erstaunt sah er an sich hinunter. Die eben noch weit auseinanderklaffende Wunde war wie durch ein Wunder verschwunden. Fassungslos strich er sich mehrmals mit der Hand über die unversehrte Haut.
    Endlich kam Bewegung in seine Frau. Sie füllte Wein in einen Tonbecher und reichte ihn mit zitternden Händen ihrem Mann.
    Robert hatte von alledem nichts mitbekommen. Er saß neben Marie auf dem Boden und streichelte ihr immer wieder über das glänzende Haar. Einmal mehr fühlte er sich

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