Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
sie sich dort orientieren? Würde sie überhaupt irgendetwas finden? Doch, etwas musste da sein. Cedric hatte es gesagt. Er wusste, wovon er sprach, ermahnte sich Katherine. Sie warf einen Blick zurück die Treppe hinunter. Der Kellerflur war noch da. Und wenn sie nun zurückging und sich zuerst dort ein wenig umsah?
    Nein. Wenn das Sinn machen würde, hätte Cedric entsprechendeAnweisungen gegeben. Entschlossen machte Katherine einen Schritt nach vorn. Dann noch einen. Und noch einen, bis der Nebel sie völlig verschluckt hatte. Unsicher blieb sie stehen. Was nun? Wohin sollte sie jetzt gehen? In welche Richtung sie sich auch wandte, überall sah sie nur dicke, weiße Schwaden.
    Oder doch nicht? War da nicht etwas?
    Katherine blieb stehen, wo sie war, und wartete. Und tatsächlich erkannte sie nach einer Weile, dass der Nebel sich zu lichten begann. Bruchstückhaft traten Einzelheiten ihrer Umgebung aus dem Weiß heraus, nahmen Farben und Formen an, bis schließlich nur noch wenige dünne Schlieren die Details verdeckten.
    Sie stand in einem kleinen Vorraum, hinter sich die offene Kellertür. Eine Treppe führte ins obere Stockwerk. Die Tür auf der linken Seite musste die Haustür sein. Eine Fußmatte lag davor, darauf ein Stapel Briefe, der durch den Briefschlitz in der Tür gefallen sein musste. Er wuchs an und schrumpfte immer im Wechsel, so dass Katherine ein wenig schwindelig wurde, als sie zu lange hinsah. Sie schloss kurz die Augen und überlegte. Wie sollte sie nun weiter vorgehen? Sie musste versuchen, irgendwelche Hinweise auf ihre Vergangenheit in diesem Haus zu finden. Da war es wohl am klügsten, alle Räume systematisch zu durchsuchen. Katherine schlug die Augen wieder auf. Vielleicht halfen ihr die Briefe weiter. Sie griff nach dem Stapel und konzentrierte sich darauf, ihn in der Hand zu halten, bis sie die Adresse auf dem obersten Umschlag lesen konnte.
    Dr. Susan Harris. 83 Eastpark Avenue. Absender war die Universität von Kenneth, Fakultät für Biologie. Susan Harris … Das war also ihr menschlicher Name gewesen? Erfühlte sich seltsam fremd an. Katherine legte den Brief auf die kleine Kommode neben der Haustür und betrachtete den nächsten Umschlag. Vermutlich eine Rechnung. Natürlich die gleiche Adresse. Aber diesmal stand ein anderer Name in der ersten Adresszeile.
    James Harris.
    Katherine ließ den Brief sinken. James? Ihr Blick fiel auf die Garderobe. Sie war behängt mit Jacken, die verschwanden und wieder auftauchten, mal an diesem Haken hingen und mal an jenem. Durch die Überreste des Nebels wirkten sie unscharf.
    Katherine blinzelte und trat näher, um besser sehen zu können. Nein, kein Zweifel. Das waren nicht nur ihre Jacken. Dieser Mantel dort zum Beispiel wäre ihr viel zu groß gewesen. Und … waren das nicht auch Kinderjacken? Tatsächlich – und dort im Regal standen mehrere Paar Kinderschuhe, die munter ihre Plätze mit Stiefeln und Turnschuhen tauschten.
    Ein seltsames Gefühl kribbelte in Katherines Brust. Weit entfernt glaubte sie, das Echo einer Kinderstimme zu hören. Sie hob den Kopf. Kam die Stimme nicht aus dem oberen Stockwerk?
    Ohne noch lange nachzudenken, lief sie mit schnellen Schritten die Treppe hinauf. Das Erdgeschoss interessierte sie vorerst nicht mehr. Dort oben waren das Schlafzimmer und das Kinderzimmer, das wusste sie mit plötzlicher Bestimmtheit. Sie hatte eine Familie gehabt! Eine Familie, die im ersten Stock auf sie wartete! Das Ziehen in ihrem Magen fühlte sich nun fast panisch an, während sie den Flur im oberen Stockwerk entlang stürmte.
    Doch als sie etwa die Hälfte des Wegs zurückgelegt hatte,verlangsamten sich ihre Schritte, ohne dass sie sich bewusst dazu entschlossen hätte. Katherine hatte mit einem Mal das eigenartige Gefühl, dass ihr die Kontrolle über ihr Handeln aus den Händen glitt.
Wie in einem Traum
, dachte sie.
Ich kann nur zusehen.
    Wie von selbst bewegten ihre Füße sich weiter. Die Tür zum Zimmer am Ende des Gangs öffnete sich. Auf der Schwelle blieb Katherine stehen.
    Ein Mädchen saß mit einem jungen Mann auf dem Fußboden. Sie waren dabei, das Modell eines Dinosaurierskeletts zusammenzubauen. Bei Katherines Eintreten sahen beide auf.
    Ein Lächeln ließ das Gesicht des Mädchens aufleuchten. »Hallo, Mum! Guck mal, wir haben einen Tyrannosaurier gemacht!« Sie strahlte vor Stolz.
    Katherine spürte, wie ihr die Brust eng wurde. Sie hatte eine Tochter gehabt …?
    »Hallo, Jody«, hörte sie sich sagen, während

Weitere Kostenlose Bücher