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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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verdiente. Ein Lächeln erschien auf Kris’ Gesicht, als ein vager Plan in seinem Kopf Gestalt annahm.
    Ja, sicher. Es würde sich lohnen. Dieses Mal würde er sich selbst retten.
    Und dann für immer frei sein.
     
    Das Labor auf der anderen Seite der Tür war nicht leer, wie er erwartet hatte. Janet saß noch an ihrem Platz, über ihr Mikroskop gebeugt, und betrachtete offenbar konzentriert eine Blutprobe. Bei Kris’ Eintreten jedoch hob sie den Kopf und musterte ihn aus schmalen Augen.
    »Na, ausgeschlafen?«
    Kris bemühte sich um ein unbefangenes Gesicht. »Mehr oder weniger.« Er lächelte. »Und du – hast du nicht schon seit einer halben Stunde Feierabend?«
    Janet schaltete das Mikroskop aus und wischte sich eine braune Locke aus der Stirn, die sich aus ihrem Zopf befreit hatte. »Ich wollte noch mit dir reden«, erklärte sie ohne Umschweife.
    Kris spürte, wie sein Lächeln verblasste. »Mit mir?«
    »Ich habe gehört, was Cedric zu dir gesagt hat.«
    Janet redete nie um den heißen Brei herum. Sie kam immer direkt zur Sache – eine Eigenschaft, die Kris bei aller Zuneigung stets als ein wenig unangenehm empfunden hatte.
    »Er hat einiges gesagt«, entgegnete er vorsichtig. Er hoffte, das Tempo des Verhörs so ein bisschen drosseln zu können, obwohl er natürlich ahnte, worauf es hinauslaufen würde. Aber er brauchte Zeit, um sich passende Antworten zurechtzulegen.
    Doch Janet gab sich völlig unbeeindruckt.
    »Denkst du nicht, du bist mir eine Erklärung schuldig?«
    Kris seufzte leise. Er hatte immer gehofft, dass es nie zu einem solchen Gespräch kommen würde. Dass es ausgerechnet jetzt soweit war, machte es nur noch schlimmer.
    »Wofür, Janet?«
    Janet schüttelte ungeduldig den Kopf. Natürlich bemerkte sie, dass er versuchte, Zeit zu schinden.
    »Du hast mir damals gesagt, du hättest mich durch Zufall gefunden. Das war gelogen, stimmt’s? Du weißt, wer ich als Mensch war.«
    Kris zwang seinen Atem zur Ruhe. Ja. Sicher wusste er das. Und er hatte gute Gründe, es ihr nicht zu sagen. Janet konnte niemals zu den
Bloodstalkers
zurückkehren. Janet, die eine der leidenschaftlichsten Vampirjägerinnen gewesen war, die Kris je getroffen hatte, und die als Mensch einen geradezu blinden Hass auf Bluter gehabt hatte – wie sollte sie damit zurechtkommen, nun selbst ein Vampir zu sein?
    »Du bist fest entschlossen, es herauszufinden«, stellte er fest.
    Janet nickte. »Versteh mich nicht falsch. Ich bin dir dankbar für alles. Dass du mich aufgepäppelt hast und mir geholfen hast, hier eine Anstellung zu bekommen und überhaupt.Aber dass du mich angelogen hast, das verstehe ich nicht. Und ich will wissen, warum.«
    Kris schwieg eine Weile. Das hier war schwierig. Viel schwieriger, als er es im Augenblick ertragen konnte.
    »Ich bin schon zu weit gegangen«, sagte er schließlich und musterte sie ernst. »Jedes weitere Wort bringt mich in Gefahr, von White Chapel ausgeschlossen zu werden. Du solltest mich nicht mehr danach fragen. Aber ich verstehe, dass du die Wahrheit wissen willst, und ich kann dir immerhin so viel sagen: Ich habe jemandem versprochen, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht. Und deine Vergangenheit zu kennen wird nicht dazu beitragen, glaub mir.«
    Janet kniff die Lippen zusammen. Sie war enttäuscht über seine Antwort, das konnte Kris deutlich sehen.
    »Ich will nicht, dass Cedric dich rauswirft«, sagte sie endlich langsam. »Darum werde ich nicht weiter fragen. Ich denke, das bin ich dir schuldig.«
    Kris atmete auf. »Ich danke dir.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Es ist schon spät. Gehen wir nach Hause.«
    Janet schüttelte den Kopf. »Geh nur. Ich mache das hier eben fertig.«
    »In Ordnung. Dann sehen wir uns morgen.«
    »Bis morgen. Schlaf gut.« Sie neigte sich wieder über ihr Mikroskop.
    Kris wandte sich ab und verließ mit langsamen Schritten die Forschungsstation. Etwas in Janets Blick beunruhigte ihn, ohne dass er es fassen konnte. Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte ihn sofort begleitet.
    Doch als er draußen stand und zusah, wie sich ein goldener Schimmer über den noch dunklen Morgenhimmel zog, war er froh, noch für eine Weile mit seinen Gedanken allein zu sein.

Kapitel Sieben
    46 West Street, Kenneth, Missouri
     
    Das Erste, was Katherine sah, als sie am nächsten Tag in Cedrics Wohnung aus dem Fahrstuhl trat, war die Liege. Er hatte sie in der Mitte seines Wohnraums aufgebaut, ein Metallgestell ähnlich denen, die sie in White Chapel für die

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