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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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parlamentarisch geförderten Wissenschaftler auswies, und schob sie in das Lesegerät neben der Tür am Ende des Mittelgangs. Dann legte er seinen Zeigefinger auf das Schloss. Eine grüne Diode blinkte, und die Tür entriegelte sich mit einem Zischen.
    Der Raum, den Cedric nun betrat, war von dem gleichen dumpfen Dämmerlicht erfüllt wie die alte Bibliothek. Hier gab es keine Bücher, keine Regale und keine Kordel, die ihn auf einem vorgeschriebenen Weg führte. Die lang gestreckten Wände und die Regale waren bis unter die Decke mit säuberlich beschrifteten Metallschubladen bedeckt, chronologisch geordnet nach Jahrhunderten und Jahren. Nur die Fensterfront war frei gelassen worden. Dort standen Tische, und jeder Arbeitsplatz war mit einem kleinen Bildschirm ausgestattet. Jetzt, am helllichten Tag, arbeitete dort niemand. Cedric war allein. Aber das war ihm nur recht. Er hatte kein Bedürfnis nach Gesellschaft. Er setzte sich an einen der Arbeitsplätze, wo er sich sicher sein konnte, dass ihn auch in ein oder zwei Stunden die Sonne nicht belästigen würde. Die zunehmende Lichtempfindlichkeit war in Cedrics Augen eine der ärgerlichsten Nebenwirkungen des Älterwerdens. Zwar brauchte ein Vampir ab einem gewissen Alter praktisch keinen Schlaf und auch keine Nahrung mehr, und seine Kräfte wuchsen ebenfalls mit jedem Jahrzehnt. Doch gleichzeitig wurde es auch immer schwerer, die Strahlen der Sonne auf der blassen Haut zu ertragen. Zumindest, wenn man nicht schon als Mensch das Glück gehabt hatte, mit dunkler Pigmentierung gesegnet zu sein. Aber Cedric wollte nicht klagen. Die Progressiven hatten es weitaus schwerer. Ihre weiße Haut war von Anfang an kaum pigmentiert, und ein Aufenthalt in der Sonne für sie daher praktisch unmöglich, ohne dass sie sich schwere Verbrennungen zuzogen.
    Cedric seufzte und rief das Suchprogramm der archiveigenen Software auf. Im Geiste wiederholte er noch einmal die Stichpunkte, auf die er seine Nachforschungen stützen wollte.
    Bloodstalkers.
    Blutkrieg.
    Und: Gregor Laurenti.
    Der Name war ihm während seines Gesprächs mit Kris am frühen Morgen schlagartig wieder eingefallen und hatte ihm seither keine Ruhe gelassen. Cedric musste einfach wissen, ob das, an was er sich zu erinnern glaubte, tatsächlich in den Zeitungen gestanden hatte. Damals, vor nun rund hundert Jahren. Und ob es möglich war, dass diese Ereignisse mit Kris in Verbindung standen.
    Mit unwillkürlich zitternden Fingern tippte er die Worte in das Eingabefeld und drückte auf den Knopf.
    Sekundenbruchteile später erschien eine Liste von Artikeln auf dem Bildschirm. Cedric spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann, als er die Titel überflog.
    Kein Zweifel. Er war auf der richtigen Spur.
    Hastig stand er auf und ging zu den Metallschubladen hinüber. Zielsicher zog er die erste heraus: zweiundzwanzigstes Jahrhundert, im Jahr 2159. In der Schublade lagen, in Schaumstoff eingebettet, zwölf kleine Würfel aus Kristall. Cedric zog sich ein Paar der Gummihandschuhe über, die in einem Spender an der Wand hingen, und nahm den ersten Würfel heraus: Sämtliche Zeitungsartikel des Monats Januar im Jahr 2159 waren hier gespeichert. Das würde ihm schon sehr weiterhelfen. Er legte den Kristall in ein Kästchen und öffnete eine zweite Schublade. 2054, im Spätherbst. Cedric platzierte die Datenträger für Oktober und November sorgfältig neben dem für Januar 2159. Dann kehrte er mit dem Kästchen zu seinem Arbeitsplatz zurück und schob die Würfel behutsam in die dafür vorgesehene Fassung des Lesegeräts. Das Gerät schaltete sich mit einem Surren ein, und zwei winzige Lampen scannten die gespeicherten Daten.
    12.   376.   221 Artikel gefunden
, meldete kurz darauf eine Nachricht auf dem Bildschirm.
Sie können nun einen Suchbegriff eingeben.
    Laurenti, Gregor
, schrieb Cedric in das Eingabefeld.
    126 Artikel gefunden
, meldete der Computer, und die Liste der Titel erschien auf dem Bildschirm.
    Cedric starrte auf die Liste. Das war nur der Anfang, dachte er. Er würde mehr als zwei Stunden brauchen. Vermutlich sollte er sich sogar darauf einrichten, den ganzen Nachmittag hier zu verbringen. Aber dafür würde er hinterher auch um einiges klüger sein. Und er hoffte sehr, dass er dann auch wissen würde, welches Vorgehen in Zukunft das beste war.
    Mit einem letzten tiefen Atemzug tippte Cedric auf die Überschrift des ersten Artikels – und begann zu lesen.
     
    Er kehrte erst in seine Wohnung zurück, als

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