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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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seltenen Momente, in denen Cedric sich beinahe wünschte, die Gabe der Psychischen Manipulation zu besitzen. Zumindest hätte er sich dann sicher sein können, dass seine Worte ihre beruhigende Wirkung nicht verfehlten. »Wir können nicht selbst in die Dirty Feet gehen, Katherine. Das weißt du. Bitte, rede mit ihm. Beschreib ihm, woran du dich erinnerst.«
    Katherine atmete mehrmals tief aus und ein. Dann wandte sie sich zu dem Menschen um. Cedric folgte ihrem Blick.
    Chase saß noch immer in der gleichen Haltung im Sessel. Und er grinste.
    Es war ein blasses Grinsen, kaum mehr als ein verächtliches Verziehen der Mundwinkel.
    Aber es genügte, um Katherine zornig zu machen. Ihr Gesicht erstarrte, und Cedric spürte, wie sich unter seiner Hand ihr Herzschlag beschleunigte.
    Er musste etwas tun, um eine Eskalation der Situation zu verhindern. Kurz entschlossen legte Cedric mit festem Griff den Arm um Katherines Schultern.
    »Setz dich«, murmelte er und führte sie weiter in den Raum hinein, zum Besucherstuhl. Katherine warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Cedric rang sich ein halbes Lächeln ab und bat sie stumm um Verzeihung.
    Chase grinste nun nicht mehr. Er wirkte eher ungeduldig.
    Katherines Hände schlossen sich fest um die Armlehnendes Stuhls, und Cedric sah, wie sie mit sich selbst um Fassung rang. Es dauerte eine Weile. Aber am Ende gewann sie den Kampf. Ein letztes Mal atmete sie tief durch. Dann reckte sie das Kinn nach vorn.
    »Also schön. Was willst du wissen?«
    Chase nahm den Fuß vom Beistelltisch und legte ihn über sein Knie. Seine Finger spielten mit den Schnürsenkeln seiner schweren Stiefel.
    »Alles«, sagte er und fixierte Katherine aus seinen hellen Augen.
    Dieser Mensch war wirklich ein ungewöhnlich furchtloses Exemplar, dachte Cedric. Und er hatte eine beunruhigend eindringliche Stimme. Eine, die man nicht so schnell wieder vergaß. Rau und ein wenig rauchig. Cedric hoffte, dass Katherine sich durch diese Stimme nicht zu sehr verunsichern lassen würde. Aber sie schien sich für den Moment gut im Griff zu haben.
    »Wie komme ich am besten rein? Wo soll ich mit dem Suchen anfangen? Wie sieht dieses Tagebuch aus? Ich kann da nicht ewig rumhängen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Katherine kniff für einen winzigen Moment die Lippen zusammen und warf einen kurzen Blick zu Kris hinüber. Dann straffte sie wieder die Schultern.
    »Es gibt ein zerbrochenes Kellerfenster, das zur Straße zeigt«, sagte sie mit betont sachlicher Stimme. »Da hindurch kommst du in meinen alten Unterschlupf. Dort kannst du mit der Suche anfangen, wenn du schon einmal da bist – es wäre möglich, dass ich das Buch irgendwann dorthin geschleppt habe. Wenn du es im Keller nicht findest, geh nach oben ins erste Stockwerk, zweite Tür links. Das ist das Arbeitszimmer. Sieh im Schreibtisch nach, der unter dem Fenstersteht. Es ist ein Notizbuch von Moleskine, DIN A5, ziemlich mitgenommen. Das Papier hat … Wasserwellen.«
    Katherine verstummte. Trotz aller Selbstbeherrschung war ihre Stimme mit jedem Wort dünner geworden, als läge eine Schlinge um ihren Hals, die sich langsam immer weiter zuzog.
    Chase aber schien davon nichts bemerkt zu haben – oder es kümmerte ihn einfach nicht. Er nickte knapp. »Was weißt du noch über das Haus? Wie viele Ausgänge gibt es, und wo sind die?«
    Katherine schluckte mühsam. »Hinter dem Haus ist ein großer Garten mit Terrasse. Durch die Terrassentür kommt man ins Wohnzimmer. Ansonsten gibt es noch die Vordertür auf der Veranda, und den Zugang durch die Garage in den Keller.«
    »Großartig.« Chase lehnte sich mit einem entspannten Ausatmen im Sessel zurück. Dann ließ er seinen Blick zu Cedric hinüber schweifen. »Morgen Abend haben Sie Ihr Buch, Doktor. Sofern es noch in dem Haus ist, versteht sich.«
    Cedric runzelte die Stirn. »Das wäre überaus erfreulich«, sagte er und gab sich kaum Mühe, die Zweifel in seiner Stimme zu verbergen. »Aber vergiss nicht, dass Katherine sich bei ihren Schilderungen auf Erinnerungen beruft, die an die zweihundert Jahre alt sind. Es dürfte fraglich sein, ob sich auch nur ein Bruchteil der Gegebenheiten noch so darstellt, wie es in ihrem Kopf abgespeichert ist.«
    Chase zuckte mit unbeeindruckter Miene die Schultern. »Das werde ich dann sehen.« Er richtete sich auf und kam auf die Füße.
    »Wie auch immer – Sie hören bald von mir.« Er grinste,aber es war kein freundliches Grinsen. »Jetzt muss ich gehen. Ich habe heute

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