Die Blutgabe - Roman
darauf hinauslaufen, dass du etwas für mich besorgst. Und zwar aus einem Haus in den Dirty Feet – ohne dass einer der anderen Executives etwas davon bemerkt, versteht sich.«
Eine kleine Falte erschien zwischen Chase’ Brauen, und Kris konnte sehen, wie er nachdachte.
»Céleste darf nichts davon wissen, nehme ich an?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Klingt nach harter Arbeit.« Chase runzelte die Stirn. »Da musst du mir schon einen verdammt hohen Preis bieten.«
Kris nickte langsam. Er hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Aber er war vorbereitet. Dieses Angebot würde Chase nicht ausschlagen. Niemals.
»Den höchsten aller Preise.« Kris machte eine bedeutungsvolle Pause. »Ich biete dir das, was Céleste dir niemals geben wird.«
Chase’ Augen weiteten sich. Er verstand.
Und er biss an.
»Unsterblichkeit«, murmelte er wie zu sich selbst. Für einen winzigen Moment senkte sich sein Blick und blieb gedankenverloren an seinen Fingern auf dem Buchrücken hängen. Dann sah er wieder auf. Ein freudloses Grinsen lag in seinen Mundwinkeln, als würde er sich selbst auslachen. »Das ist ein Deal, du mieser Dreckskerl. Wir sind im Geschäft.«
Kris lächelte und stand auf. »Das freut mich zu hören. Gehen wir also. Ich möchte, dass du Dr. Edwards kennen lernst.«
Kapitel Zehn
Forschungsstation White Chapel, Kenneth, Missouri
Die Sonne warf ihre ersten schrägen Strahlen durch die halb geschlossenen Jalousien. Sie malte ein Streifenmuster auf das Gesicht des Menschen, der vor Cedrics Schreibtisch stand.
Die hellblauen Augen blinzelten nicht ein einziges Mal.
Sieh an. Wie unerschrocken
, dachte Cedric wider Willen belustigt.
Er hat überhaupt keinen Respekt.
»Bitte, macht es euch bequem.« Er stand auf und wies auf die Sitzgruppe am Fenster. »Ich würde gern warten, bis Katherine hier ist. Sid ist unterwegs, um sie zu holen.«
Ein überraschter Blick traf ihn, noch bevor er ganz ausgesprochen hatte. Kris, der sich hinter Chase im Schatten gehalten hatte, hob fragend die Brauen. Ganz offensichtlich hatte er nicht erwartet, dass noch jemand in ihr kleines Zwischenspiel eingeweiht würde.
Cedric lächelte schmal.
Auch Chase hatte Kris’ Blick bemerkt. Seine Augen verengten sich kurz. Dann aber schüttelte er fast unmerklich den Kopf und ging zum Fenster hinüber. Mit einer für einen Menschen bemerkenswerten Geschmeidigkeit ließ er sich in einen der Sessel fallen und stützte einen Fuß auf den niedrigen Beistelltisch. »Kein Ding, Doktor. Wenn’s nicht zu lange dauert.«
Cedric hob spöttisch einen Mundwinkel. Er konnte Katherines Schritte auf dem Gang längst hören. »Ich glaube,diese Sorge ist unbegründet. – Komm rein, Katherine«, sagte er im gleichen Moment, als es klopfte.
Die Tür öffnete sich lautlos.
Mit vorsichtigen Schritten betrat Katherine den Raum. Ihre gelben Augen huschten von einem zum anderen und blieben schließlich an dem Menschen hängen. Das Misstrauen war ihr deutlich anzusehen.
»Schön, dass du so schnell kommen konntest.« Cedric lächelte. Jetzt galt es, Ruhe zu bewahren und sachlich zu bleiben. Er kannte Katherine lange genug um zu wissen, wie empfindlich sie reagieren konnte, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlte. Und dieser Mensch, so viel glaubte Cedric auf den ersten Blick erkannt zu haben, war ein Spezialist, wenn es darum ging, andere zu verunsichern.
»Das ist Chase«, fuhr er in möglichst nüchternem Tonfall fort. »Ein guter Bekannter von Kris. Chase – das ist meine persönliche Assistentin Katherine Darleston.«
Die blauen Augen hinter dem Haarvorhang verengten sich kurz. Ansonsten rührte der Mensch sich nicht.
Cedric sah Katherine schlucken. Ihr Blick flog zu Kris, der sich inzwischen am Fenster positioniert hatte – dann zuckte sie zusammen, als ein schiefes Lächeln auf dem Gesicht des Biotechnikers erschien.
Cedric spürte Mitleid in sich aufsteigen. Dies war eine nicht ganz ungefährliche Situation, vor allem wenn man die Vorfälle der letzten Stunden im Hinterkopf behielt. Die Rückführung und der Vorfall mit Kris mussten Katherine immer noch zu schaffen machen. Und Cedric war nur zu klar, dass nichts von dem, was hier geschah, ihr gefallen würde.
Sanft legte er seine Hand auf ihren Rücken und hoffte, dass es sie beruhigte.
»Chase ist hier, weil er uns vielleicht helfen kann.« Er sah ihr fest in die Augen. »Er wird versuchen, dein Tagebuch zu finden.«
Katherine starrte ihn entgeistert an.
»Was?«
Es war einer der
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