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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Kind. Du weißt doch nicht einmal selbst, was gut für dich ist. Ich bin es, die Red will. Ich überlasse ihn dir jetzt, aber in Wahrheit gehörte er von Anfang an mir. Du kannst ihn nur haben, wenn du bei mir bleibst. Begreif das endlich.«
    Die Kälte erstickte den Schmerz, der Kris’ Brust zu zerreißen drohte.
    »Nein, Céleste. Du irrst dich. Ich begreife es sehr gut.« Er leckte sich über die spröden Lippen. Ihm war klar, dass seine Wut und sein verletzter Stolz nun deutlich in seiner Stimme zu hören waren. Aber das war ihm egal. »Ich frage mich nur, ob
du
begreifst, wer hier eigentlich wen verrät. Ich wäre dir auch ohne Schwur in die Ewigkeit gefolgt, aber du legst mich an die Kette wie einen streunenden Hund. Ich gratuliere. Dein Plan hat funktioniert. Ich werde bleiben. Nur eins solltest du nicht vergessen: Meine Loyalität gehört von nun an einzig und allein Red September. Nicht dir. Niemals mehr dir, Schwester.« Er holte tief Luft. Einmal. Zweimal. Erst dann fühlte er sich in der Lage, weiterzusprechen, ohne all seinen Frust laut herauszuschreien. »Ich bin nicht mehr so jung und schwach, wie du glaubst. Du wirst ihn nicht zurückbekommen. Und mich auch nicht. Das schwöre ich dir.«
    Célestes Augen wurden schmal. »Wage es nicht, mir zu drohen«, sagte sie frostig. »Das wirst du bereuen.«
    Kris schüttelte den Kopf. Es fiel ihm schwer, seine Stimme gelassen zu halten. »Ich würde dir niemals drohen. Ich warne dich nur davor, mich zu unterschätzen. Wenn Red sich eines Tages für mich entscheidet – wie willst du mich dann noch aufhalten?«
    »Das wird niemals passieren.«
    Kris zischte höhnisch. »Das werden wir sehen, Céleste. Bald.«
    Steif wandte Céleste sich ab. »Du solltest jetzt gehen, Kris. Und sorge besser dafür, dass Red sich nicht an diese Nacht erinnert.«
    Kris lächelte freudlos. Ja, er sollte gehen. Es kostete ihnunglaubliche Willensanstrengung, nicht sofort aus der Tür zu stürmen. »Ganz wie du willst. Ich wünsche eine ruhige Nacht.«
    Er erhielt keine Antwort mehr. Doch das war ihm nur recht. Ruckartig wandte er sich ab und verließ mit raschen Schritten den Turm, durchquerte den Korridor im zweiten Stock und stieg die Treppe hinab in den von Menschen bewohnten Teil des Hauses. Doch erst als auch die Eingangstür hinter ihm zugefallen war, der kühle Nachtwind sein Gesicht streichelte und das Rauschen der Bäume das Einzige war, was er noch hörte, gestatte Kris sich endlich, zu zittern.
    Vor Wut. Und vor Verzweiflung. In der er sich so gern an Céleste geklammert und seinen Schmerz herausgeschrien hätte, damit sie ihn tröstete. So, wie sie es früher getan hatte.
    Aber er konnte es nicht. Nicht mehr. Diese Macht durfte er ihr niemals wieder in die Hand geben, wenn er sich ihr nicht endgültig ausliefern wollte.
    Ihr – und der Gefangenschaft.
    Warum nur hatte es so lange gedauert, bis er es erkannte? Bis er begriff, wie ähnlich sie sich waren, die beiden Vampire, denen Kris sein ganzes Dasein verdankte. Gregor, der Uralte, der ihn von seinem jämmerlichen menschlichen Leben erlöst hatte – um ihn dann in einen Keller zu sperren und vor dem Rest der Welt zu verbergen, dass er Nacht für Nacht von Kris das verbotene Blut trank.
    Und Céleste, Gregors ältere Tochter, die Kris von ganzem Herzen liebte, weil sie ihn aus dieser Schande befreit hatte. Sie war es gewesen, die ihm die Klinge zusteckte, mit der er seinen Vampirvater in dreiundzwanzig Teile geschnitten hatte – während sie ihn festhielt, als er noch berauscht von Kris’Blut am Boden lag. Sie hatte ihm geholfen, die zuckenden, blutigen Stücke an dreiundzwanzig Orten auf der ganzen Welt zu vergraben, so dass sie nie wieder zusammenfinden konnten. Sie hatte ihn befreit – um ihn auf ihre Art erneut gefangen zu nehmen. Der heutige Abend war nur das hundertste Schloss an der langen Kette, mit der sie ihn seit Jahrzehnten an sich gefesselt hielt.
    Und dafür hasste er sie.
    Wer, dachte Kris und starrte mit brennenden Augen in den schwarzen Himmel hinauf, würde wohl als Nächstes kommen und versuchen, ihn zu retten?
    Er ließ seinen Blick zum Mond schweifen, der bereits die Wipfel der Baumkronen berührte. Es war längst Zeit, nach White Chapel aufzubrechen. Er war spät dran. Hoffentlich hatte Sid daran gedacht, seine Botschaft auszurichten.
    Kris schüttelte leicht den Kopf und machte sich langsam auf den Weg.
    Eine Familienfeier
, dachte er mit bitterer Belustigung.
Gar nicht so sehr gelogen.
Denn um

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