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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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saß, und schloss die Hand um das Probenröhrchen.
    »Hat er gesagt, wann er kommen will?«
    Sid baumelte gedankenverloren mit den Beinen und ließ seine Finger einen nach dem anderen mit dem Polster der Liege verschmelzen. Kurz darauf tauchten sie neben Sids Kopf aus der Wand wieder auf und kratzten die knochige Schulter des Vampirs.
    »Spätestens um Mitternacht.« Er gähnte, um klar zu machen, dass es ihn herzlich wenig interessierte, wann Kris wieder in White Chapel aufzutauchen gedachte. »Glaub ich zumindest, dass er das gesagt hat.«
    Cedric seufzte leidgeprüft. Neunzehn Minuten nach eins, stand in leuchtenden Ziffern auf der Zeitanzeige der Uhr über der Tür. »Wenn er um halb zwei nicht hier ist, fange ich ohne ihn an.«
    Sid grinste träge und ließ die Finger nun seine Haare zausen. »Sind Sie denn schon fertig mit ihrer Untersuchung, Doc? Bin ich in Ordnung?«
    »Dein Blut sieht aus wie immer.« Es widerstrebte Cedric, zu sagen, dass Sid »in Ordnung« war – denn das würde er wohl nie wieder sein. »Ich denke, es liegt am Energiemangel, dass du nicht so schnell vorankommst wie sonst. Scheint, als ob es Zeit für eine Neubestrahlung des Gebäudes wird.«
    »Na ein Glück, dass Sie so clever sind. Ich hab schon Angst gekriegt. Machen Sie’s jetzt gleich?« Sid kraulte nun seinerseits die Finger, die noch immer aus der Wand ragten und blinzelte zur Deckenlampe hinauf.
    Cedric hob die Brauen. Er bezweifelte, dass Sid überhaupt noch wusste, was Angst war. Aber es beruhigte ihn selbst ebenfalls, dass es keine Veränderungen im Blutbild des Wächters gab. Energiearmut war eine plausible Erklärung für die Trägheit, über die Sid sich beklagt und wegen der er Cedricin dieser Nacht aufgesucht hatte. Plausibel – und vor allem nicht allzu schwer zu beheben. Die durch Strahlung in Schwingung versetzten Moleküle des Gebäudes und eines Großteils der Einrichtung von White Chapel lieferten Sid die Energie, die er benötigte, um seinen Körper mit der Forschungsstation zu fusionieren. Wenn diese Schwingungen nun, nach rund sieben Jahren, schwächer geworden waren – dann brauchte Cedric nichts weiter zu tun, als die Forschungsstation für eine gute Stunde zu evakuieren und den Strahlengenerator im Keller einzuschalten. Das einzige Problem dabei waren die Menschen und die jungen Progressiven, die im zweiten Stock lebten. Sie konnten natürlich nicht im Gebäude bleiben, während es bestrahlt wurde – und sie in die Bunker und wieder zurück zu treiben, war bestenfalls anstrengend. Cedric dachte eine kurze Weile darüber nach. Gerade heute wollten sie eine neue Versuchsreihe anfangen. Und ihm gefiel der Gedanke nicht, das Versuchsobjekt innerhalb der kritischen Phase einer solchen Stresssituation auszusetzen. Sid würde warten müssen.
    Cedric warf dem Wächter das Röhrchen mit der Blutprobe zu. »Ende des Jahres«, sagte er. »Bis dahin wirst du es wohl aushalten.«
    »So lang! Ich weiß nicht, Doc.« Sid verzog unwillig das Gesicht. »Und wenn uns in der Zwischenzeit eine Horde Bluter überfällt?« Seine Augen blitzten bei den Worten, als wäre das weniger eine Sorge als vielmehr ein dringlicher Wunsch.
    Cedric lächelte spöttisch. »Dann wirst du trotzdem mit ihnen fertig werden. Du hast mein vollstes Vertrauen.«
    Sid fletschte die Zähne und kicherte. »Boom, Baby«, sagte er und zog seine Hand aus der Liege, um den Probenbehälter zu öffnen. Seine lange Zunge fuhr in das Röhrchen undsaugte das Blut auf. Dann streckte er den Arm nach der Deckenlampe aus. »Gibt ja auch so noch genug Energie hier, was, Doc?«
    Schnell griff Cedric nach Sids Arm und drückte ihn wieder nach unten. »Die dir aber nur im Notfall zur Verfügung steht.« Er warf dem Wächter einen strengen Blick zu. Eine kaputte Lampe und Scherben auf dem Boden seines Labors waren das letzte, was seine Nerven in dieser Nacht noch hätten ertragen können. »Reiß dich zusammen, Sid.«
    »B-O-O-M …«, flüsterte Sid und grinste, doch er machte keine Anstalten, sich gegen Cedrics Griff zu wehren. Nur seine Augen glommen in ihrem düsteren Blau, als ob er über einen Witz lachte, den nur er hören konnte.
    Vorsichtig ließ Cedric ihn wieder los.
    Mit versonnenem Blick legte Sid den Kopf schief und lauschte.
    »Übrigens, Doc – Kris ist gerade an der Vordertür. Sie müssen wohl doch nicht alleine arbeiten.«
    Cedric runzelte die Stirn. Das wurde aber auch Zeit, dachte er. Der junge Progressive, den Katherine am frühen Abend geschaffen

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