Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
Vom Netzwerk:
abgehen sahen, »nun, wir werden ja sehen«. Diese Worte bezogen sich auf den Zirkus der Plaza de Sevilla und der junge Mann war bald in der Lage, sich sehen zu lassen. Sein Gönner hatte ihm ein abgelegtes Galakleid eines unbekannten Toreros gekauft. Man veranstaltete für wohltätige Zwecke eine Corridamit jungen Stieren und einflußreiche Leute hatten es durchgesetzt, daß auch er als Torero teilnehmen durfte.
    Der Sohn der Frau Angustias sträubte sich dagegen, unter seinem Spitznamen »Schuster« aufzutreten, er wünschte vielmehr, ihn der Vergessenheit anheimfallen zu lassen. Er wollte unter dem Namen seines Vaters bekannt werden, um die großen Männer, die in Zukunft seine Freunde sein würden, durch keinen Spitznamen an seine Herkunft zu erinnern.
    Der ganze Bezirk Feria lief voll Aufregung und aus Lokalpatriotismus zu diesem Stiergefecht. Der Zirkus konnte nicht alle fassen und draußen warteten noch Tausende von Personen voll Spannung auf das Ergebnis der Corrida. Gallardo trat an, wurde von einem Stier erfaßt, ohne aber verwundet zu werden und hielt das Publikum durch seine Kühnheit, welche meist Erfolg hatte und immensen Beifall seitens der Zuschauer fand, in beständiger Aufregung. Manche Habitués, welche bei keiner Veranstaltung fehlten, lächelten voll Anerkennung. Er hatte zwar noch viel zu lernen, doch zeigte er Mut und das war die Hauptsache. Die Freundinnen des jungen Torero waren wie toll von Begeisterung. Sie gaben ihm unter hysterischen Bewegungen des Körpers und Tränen in den Augen Kosenamen, welche die Sprache der Liebe sonst nur in stillen Stunden zu gebrauchen pflegt. Eine warf ihren Mantel in die Arena, eine andere, welche mehr tun wollte, ihre Bluse und ihr Mieder, eine dritte wollte sich sogar ihres Rockes entledigen, und die Zuschauer mußten sich lachend ins Mittel legen, sonst hätten sie sich in die Arena gestürzt oder sich bis aufs Hemd ausgezogen. Voll Stolz saß der Mann von Juans Schwester Encarnacion, ein Riemer, dereinen Laden hatte, auf seinem Sitz. Er war ein kluger Mann, ein Feind jedes Müßigganges. Er hatte sich mit der Zigarrenarbeiterin verheiratet und ihr den strikten Befehl gegeben, alle Beziehungen zu ihrem Bruder abzubrechen. Gallardo hatte sich, eingeschüchtert durch die abweisende Haltung seines Schwagers, niemals getraut, dessen Laden zu betreten oder ihn anders als mit »Sie« anzusprechen, wenn er ihn manchmal im Hause seiner Mutter traf. Und jetzt saß der stolze Mann da, grüßte ihn, rief ihn beim Namen, duzte ihn sogar und war ganz stolz, als der junge Torero vor ihm stehen blieb und mit einer Bewegung des Degens auf seine Zurufe antwortete. Das Ergebnis war ein triumphales. Die Menge stürzte sich auf Juan, als wollte sie ihn im Überschwang der Begeisterung erdrücken. Glücklicherweise stand der Schwager neben ihm, um Ordnung zu schaffen, ihn mit seinem Körper zu schützen und den Gefeierten bis zur Kutsche zu führen, wo er sich an seine Seite setzte.
    Als er zum kleinen Häuschen im Bezirk La Feria kam, da war die Menge hinter dem Wagen zu einer unabsehbaren Schar angewachsen, welche durch ihre Hochrufe die Leute vor die Häuser lockte. Angustias und ihr Sohn standen in der Türe des Hauses. Einige Nachbarn, welche der Corrida beigewohnt hatten, sagten der Frau Artigkeiten und die Freundinnen konnten sich nicht genug an Ausrufen tun. Die arme Frau blickte sie ganz erstaunt und zweifelnd an. War es denn möglich, das Juan diese Leute in solche Begeisterung versetzt hatte? Waren sie alle verrückt geworden? Doch plötzlich verschwand alles, was in der Vergangenheit lag, als ob diese nur ein Traum, ein Schein gewesen wäreSie legte ihre Arme um den Hals ihres Sohnes und Tränen der Rührung benetzten seine Wangen. »Mein Junge, mein Juan, wenn dich dein armer Vater so gesehen hätte.« »Weine nicht, Mutter, heute ist ein Freudentag. Schau, wenn Gott es will, so wirst du ein Haus haben und man wird im Wagen vorfahren, uns zu besuchen ...«
    Am Abend sprach man in den Weinschenken und Kaffeehäusern des Stadtviertels nur von Gallardo. Er war der kommende Mann, der alle Stierkämpfer aus Cordoba in den Schatten stellen würde. Aus diesen Bemerkungen sprach der Stolz der Sevillaner, die in ständiger Rivalität mit den Leuten aus Cordoba standen, welche gleichfalls tüchtige Stierkämpfer stellten.
    Seit diesem Tage änderte sich die Lebensweise Gallardos. Die Herren grüßten ihn, und luden ihn ein, bei ihnen im Kaffeehaus Platz zu nehmen. Die guten

Weitere Kostenlose Bücher