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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Existenz für ein Sakrileg. Auster hat noch einen besonderen Grund für seine Bitterkeit. Cleindori ging nicht allein. Der Rat nannte sie Verräter. Auch Auster war unter den Terranern geboren; wenn er sich selbst nicht daran erinnert: auch er lebte im Waisenhaus der Raumfahrer. Es gelang uns, Auster zurückzuholen; und auch das ist eine komische Geschichte.“ Kennard lächelte. „Aber der Rat war sehr erbost über Cleindoris Verrat, ihr Sakrileg, wie sie es nannten. Allein deine Existenz war eine Beleidigung für sie, das Kind einer Wärterin, die ihr heiliges Gelöbnis gebrochen hatte – mit einem Terraner! Du hast Glück gehabt“, meinte er grimmig, „daß die Terraner dich auf die Welt deines Vaters brachten. Es gab viele Fanatiker, die nur zu gern die Ehrlosigkeit einer vai leronis damit gerächt hätten, daß sie das Verräterkind töteten.“
    „Wenn das so ist“, antwortete Kerwin kalt, „was, zum Teufel, habe ich dann hier zu suchen?“
    „Die Zeiten haben sich geändert“, stellte Kennard fest. „Wir sterben aus. Wir sind zu wenige. Wir hier in Arilinn haben eine Wärterin, die noch die vollen Kräfte des laran hat. Auf unserem ganzen Planeten gibt es nur noch zwei oder drei Unterwärterinnen, ein paar Junge Mädchen, die gerade heranwachsen, die vielleicht einmal Wärterinnen werden. Die Fanatiker sind entweder ausgestorben, oder sie sind altersmüde geworden. Im Rat sitzen heute andere Menschen. Als du nach Darkover zurückkamst, dauerte es nicht sehr lange, bis ich ahnte, wer du sein mußtest. Und dann sah Elorie dich im Schirm und bestätigte meine Vermutung. Sie sprach vor dem Rat für dich, genau wie ich auch. Und wenn es auch nur die kleinste Möglichkeit gab, daß du laran geerbt hast – nun, wir sind nicht in einer Lage, die es uns erlauben würde, auf Menschen mit dieser Gabe zu verzichten. Also riefen wir dich, und du kamst. Und jetzt bist du hier.“
    „Ja, ich bin hier. Ein Außenseiter …“
    „Eigentlich nicht“, antwortete Kennard, „denn sonst hättest du nicht durch den Regenbogenschleier gehen können. Vielleicht warst du der Meinung, daß wir Nicht-Telepathen um uns haben wollen. Es ist unangenehm, besonders wenn wir arbeiten. Deshalb haben wir auch keine menschliche Dienerschaft, deshalb ist auch Mesyr hier und versorgt den Haushalt, obwohl sie schon lange nicht mehr am Matrix arbeitet. Die Nichtmenschen sind Telepathen, sie empfangen von uns, aber wir nicht von ihnen. In Menschenworten ausgedrückt: sie sind taubstumm.“ Er lächelte. „Ich fühle mich wohl in deiner Gegenwart; das ist ein gutes Zeichen.“
    „Ihm wäre es lieber, wenn es ihm ebenso ginge“, warf Taniquel ein und streckte den Kopf durch die Tür herein. „Aber du wirst es lernen. Du hast nur zu lange unter den Barbaren gelebt, das ist alles.“
    „Necke ihn nicht, Tani“, mahnte Kennard in nachsichtigem Tadel. „Er ist auch an dich noch nicht gewöhnt, und das muß nicht unbedingt heißen, daß er ein Barbar ist. Bring uns lieber etwas zu trinken. Wir haben schon genug Sorgen, auch ohne dich.“
    „Noch nichts zu trinken“, warf Rannirl ein, der gerade an der Tür vorbeiging. „Elorie wird sofort kommen, wir warten auf sie.“
    „Das heißt, daß sie sich entschieden hat“, sagte Taniquel. Anmutig wie eine Katze ließ sie sich auf die Kissen sinken und lehnte ihren Kopf an Kennards Knie. Sie breitete die Arme aus und streifte Kerwin mit einer Hand; dann gähnte sie und legte unbekümmert den Arm um Kerwins Fuß, gab ihm einen leichten Klaps, zog aber die Hand nicht zurück; ihre Koboldaugen glitzerten vor Übermut. Kerwin wurde sich der Berührung fast unangenehm bewußt. Endlich hatte es sich das Mädchen bequem gemacht und lehnte zwischen Kennard und Kerwin, je einen Arm um die Knie der beiden Männer geschlungen. Kennard tätschelte liebevoll Taniquels Arm, aber Kerwin rückte ein wenig ab. War das Mädchen nur so ausgelassen, oder war es so kindlichunschuldig, daß es in jedem Mann einen ungefährlichen Bruder sah? Dann kam plötzlich Elorie in den Raum, und Kerwin fühlte sich noch ungemütlicher. Verdammt, die Umgangsformen von Telepathen waren ihm noch immer ein Rätsel!
    Zusammen mit Elorie kamen Auster, Mesyr und Corus in die große Halle. Auster warf Kerwin einen forschenden Blick zu, und Taniquel rückte von ihm weg.
    Corus stand zögernd vor einem Schrank mit Flaschen und Karaffen. Gewohnheitsmäßig fragte er: „Was wollt ihr trinken? Das übliche, Kennard, Mesyr? Elorie, ich

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