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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ganze Geschichte hier passe“, bat er.
    „Ich werde es versuchen“, versprach Kennard und blickte nachdenklich auf seine Hände. „Elorie hat dir wohl schon gesagt, daß wir hier auf Darkover sieben Familien von Telepathen haben. Die Hasturs, die Ridenow, die Ardais, Elhalyn, die Altons – meine Familie – und die Aillard – die deine.“
    „Das sind aber nur sechs“, zählte Kerwin nach.
    „Über die Aldarans sprechen wir nicht.“ Kennards Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. „Sie haben unsere Welt an die Terraner verschachert. Das ist eine lange, beschämende Geschichte. Ich kann sie dir jetzt nicht erzählen, selbst wenn ich genug Zeit hätte. Jedenfalls hat sie nichts mit dir zu tun. Aber mit nur sechs Familien von Telepathen – weißt du eigentlich, wie sehr die Inzucht bei uns blüht?“
    „Heißt das, daß ihr nur innerhalb eurer eigenen Telepathenkasten heiratet?“
    „Nicht ausschließlich. Auch nicht absichtlich. Aber als Telepath ist man von den anderen isoliert, beschränkt auf die Kreise in den Türmen; es ist wie eine Droge.“ Seine Stimme schwankte. „Telepathie macht uns völlig unfähig für Kontakte mit anderen. Man kommt sich so völlig verloren vor, daß man diese andere Luft nicht mehr atmen zu können glaubt. Man kann diese Außenseiter nicht ertragen, Menschen, von denen man geistig angerempelt wird. Menschen, die nicht im Einklang stehen mit den eigenen Gefühlen, Wünschen und Notwendigkeiten, Nichttelepathen kommen einem vor wie Barbaren, wie wilde Tiere.“
    Er starrte irgendwohin, über Kerwins Kopf hinweg, erschauerte.
    „Jedenfalls betreiben wir noch mehr geistige als körperliche Inzucht, gerade wegen dieser Unfähigkeit, Außenseiter zu ertragen. Frisches Blut könnte uns retten, wenn wir uns dazu aufraffen könnten; aber die meisten von uns können es nicht. Es scheint also, daß wir aussterben werden. In jeder Generation haben immer weniger Personen die Gabe laran geerbt.“ Er sprach jetzt kurz und knapp, aber ohne jede Bitterkeit. „Es gibt zwei Richtungen bei den Com’yn. Die eine ist der Meinung, daß wir, so lange es uns möglich ist, dem Alten anhängen, uns gegen jede Neuerung wehren, bis wir sterben und sich diese Frage von selbst erledigt. Die andere hält es für besser, da Neuerungen nicht zu vermeiden sind, die besten Bedingungen auszuhandeln, bevor uns unerträgliche aufgezwungen werden. Wir wollten die Wahrheit durch den Matrixkristall herausfinden. Diese Leute meinen auch, daß Außenseiter soweit geschult werden könnten und sollten, daß sie die gleiche telepathische Arbeit wie die Com’yn tun können. Diese Gruppe war im Rat eine Zeitlang sehr stark, aber während dieser Zeit – eine Generation vor uns – entwickelte sich der Beruf des Matrixspezialisten. Wir erkannten, daß ganz gewöhnliche Menschen mit geringen telepathischen Fähigkeiten soweit geschult werden können, daß sie mit kleinen Matrixkristallen arbeiten können.“
„Ich habe einige davon kennengelernt.“
    „Du mußt immer davon ausgehen“, fuhr Kennard fort, „daß diese Sache dadurch kompliziert wurde, daß viele, sehr gefühlsbetonte Momente mitspielten. Es war fast eine religiöse Angelegenheit. Früher einmal waren die Com’yn so etwas wie eine Priesterschaft. Besonders die Wärterinnen waren Gegenstand eines religiösen Fanatismus bis zur göttlichen Verehrung. Selbst heute noch – nun, wir kommen jetzt zu dem Punkt, wo du in die Geschichte hineinpaßt. Vor dreißig Jahren, ich war damals noch ziemlich jung, gab es eine Wärterin, mit Namen Cleindori Aillard, das heißt Goldene Glocke. Sie gehörte zu einer der höchsten Familien auf Darkover, und sie war selbst Ratsmitglied. Sie war meine Pflegeschwester; ich hatte sie sehr gern.“ Kennards Miene wurde bitter. „Cleindori war eine Wärterin. Das heißt, daß sie Jungfrau bleiben mußte und außerdem eine vai leronis war. Aber Cleindori hielt all das für Aberglauben. Sie war das, was du vielleicht einen Reformator nennen würdest. Sie kämpfte erbittert gegen den neuen Rat und dessen Befehl, daß die Com’yn ihre Geheimnisse und den halbreligiösen Status beibehalten sollten. Immer wieder brach sie die Tabus. Und schließlich lief sie von Arilinn fort, mit einem Mann von der Erde.“
    Jeff hatte das zwar schon vermutet, aber es traf ihn doch wie ein Schock. „Jeff Kerwin. Mein Vater?“ fragte er.
    „Ja“, antwortete Kennard. „Deshalb haßt Auster dich, deshalb halten manche Leute schon deine

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