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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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vergrub Kerwin den Kopf in seinen Händen und versuchte, diese Gedanken aus seinem Herzen zu verbannen. Das war ja noch schlimmer als Austers Vorwurf, er sei ein Spion Terras!
    Am Morgen des vierten Tages vernahm er Elories Stimme auf der Treppe. In einem einsamen nächtlichen Kampf hatte er die Schlacht gegen sich gewonnen. Es gab nichts anderes für ihn als Entsagung.
    Er liebte Elorie; aber diese Liebe konnte ihre Fähigkeiten als Wärterin zerstören, die Arbeit, die sie für Darkover tat, in Gefahr bringen. Ein Versagen würde das Gesamt-Darkovaner-Syndikat zur Veranlassung nehmen, mit den terranischen Fachleuten die gesamte Wirtschaft von Darkover nach terranischem Muster umzubilden.
    „Wäre das denn wirklich so schlimm?“ flüsterte ihm eine verräterische Stimme zu. Früher oder später würde Darkover doch ein Abklatsch des Imperiums werden…
    Und das wäre auch besser so!
    Selbst für Elorie – diese Vereinsamung, dieser Verzicht auf alles, was schön und gut war im Leben, war zuviel für ein junges Mädchen. Und wenn wir versagen, dann versagen wir eben, und es ist völlig gleichgültig, ob Elorie Wärterin ist oder nicht, dann kann sie mein werden…
    Verräter! sagte er in bitterem Vorwurf zu sich selbst. Diese Mensehen nahmen dich auf, sie gaben dir die Möglichkeit, auf Darkover zu bleiben, sie betrachteten dich als einen der ihren!
    Und du willst sie vernichten!
    Was immer auch geschehen würde, Elories Seelenfriede durfte nicht gestört werden.
Aber der Klang ihrer Stimme rührte alles von neuem in ihm auf. O Gott, Elorie, Elorie… Er war zur Tür gegangen, aber dann war er wie blind zurückgetappt und hatte sich quer über sein Bett geworfen; verzweifelt lehnte er sich auf; er konnte ihr noch nicht gegenübertreten…
    Später kam Rannirl an seine Tür. „Kerwin? Willst du herunterkommen?“
    Er wappnete sich mit all seiner Selbstbeherrschung, als er Rannirl die Treppe hinab begleitet. Die Com’yn hatten sich vor dem Kamin versammelt, aber er hatte nur Augen für Elorie, die wieder das dünne, mit Kirschen bestickte Gewand trug, das an ihrem Hals mit einem einzigen Kristall befestigt war und allen Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen schien. Ihre kupfernen Locken wurden von einem schimmernden Blumenband zusammengehalten. Sie hob den Kopf, als Kerwin eintrat, und Jeff fühlte sich sehr erleichtert, denn ihr Lächeln war so freundlich, ruhig und unberührt wie je zuvor.
    Hatte sie denn gar nichts gefühlt? Bildete er sich alles nur ein?
    Kennards wissender Blick streifte Kerwin, und die Geste, mit der er seine Hand unter Jeffs Ellbogen legte, war fast väterlich. Irgendein Wissen schien zwischen ihnen zu schweben, und plötzlich ahnte Jeff die Wahrheit: Die Wärterinnen sind auf eine Art geschult, die man sich kaum vorstellen kann. Irgendwie war es Elorie in diesen drei Tagen gelungen, zu ihrer entrückten Ruhe, ihrer unberührten Kühle zurückzufinden. Sie lächelte Kerwin an; äußerlich war es dasselbe herzliche Lächeln voll Zuneigung, aber unter der Oberfläche dieses Lächelns spürte er eine neue, katastrophenträchtige Bewußtheit, die Sprödigkeit und Verletzlichkeit ihrer äußerlichen Ruhe.
    „Auster sagte mir, daß sein Fallenmatrix fertig ist, Jeff. Wir wollen heute abend die Sache klären, und Auster möchte gern die Falle stellen. Ich sagte ihm, du seiest damit einverstanden.“
    „Natürlich“, antwortete Jeff. „Aber was ist eine Matrixfalle?“ Elorie zog eine kindliche Grimasse. „Eine schäbige Umkehrung einer ehrenwerten Wissenschaft“, erklärte sie hitzig.
    „Nicht unbedingt“, schwächte Kennard ab. „Es gibt verschiedene Arten. Der Regenbogenschleier am Eingang des Turmes von Arilinn ist eine davon. Er schließt alle aus, die nicht als Com’yn akzeptiert werden. Auster, wie sieht die deine aus?“
    „Eine Barrierenfalle. Irgend jemand drängt sich in unsere Gedanken. Wenn jemand versucht, heute abend unsere Barriere zu durchbrechen, dann wird der, in dessen Gedanken sich der andere drängt, ihn festzuhalten versuchen, und damit wird er für uns sichtbar.“
    „Das ist fair“, gab Kennard zu. „Glaube mir, wenn jemand spioniert, dann bin ich selbst sehr daran interessiert, ihm auf die Schliche zu kommen.“
    Elorie stand auf. „Gut, fangen wir also an. Ich…“ Sie biß sich auf die Lippen und zögerte. „Ich möchte ein wenig kirian.“ Kennard warf ihr einen mißbilligenden Blick zu, aber sie ging an ihm vorbei und goß sich selbst ein Glas ein.

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