Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
den Com’yn , deren einer ein blutiges Gesicht hatte, während der anderen den Arm in einer improvisierten Schlinge trug. Nun erst fühlte Kerwin die Erschöpfung von der Arbeit der vergangenen Nacht; auch Auster schien am Ende seiner Kräfte zu sein. Als sie durch den Regenbogenschleier schritten, schien der schwache, stechende Geruch die letzte Energie aus seinem Körper zu saugen. Ohne den anderen noch einen Blick zuzuwerfen, stieg er die Treppe hinauf und schmetterte die Tür seines Zimmers hinter sich zu.
    Im Badezimmer zog er sich aus; jede Armbewegung verursachte rasende Schmerzen. Er steckte seinen Kopf unter den eisigen Wasserstrahl und fühlte, wie seine Gedanken sich klärten. Der pelzige Nichtmensch, der ihn bediente, glitt in das Zimmer und sah ihn aus grünen, pupillenlosen Augen entgeistert an, murmelte ein paar unverständliche Silben und verschwand. Einen Augenblick später kehrte das Wesen mit Bandagen und einer dicken gelben Salbe zurück und verband mit eigenartig geschickten, daumenlosen Pfoten seine Wunden. Gerade als es damit fertig war, betrat Auster das Zimmer. Kerwin deutete auf Rannirls Messer, das auf dem Tisch lag.
    „Wenn du in einem neuen Anfall von Geistesverwirrung ein Messer brauchst – da liegt es“, sagte er. „Wenn nicht, dann scher’ dich zum Teufel!“
    Auster war bleich, Blut klebte noch an seinem Gesicht, und er berührte seine schmerzende Nase. „Ich nehme dir deinen Haß auf mich nicht übel, Kerwin“, sagte er, „aber ich habe mit dir zu reden.“
    „Terraner kämpfen nicht auf diese Art“, knurrte Kerwin. „Das ist ein fauler Darkovaner-Trick. Es klingt nicht sehr überzeugend, wenn du sagst, daß es dir leid tut, nachdem du dafür gesorgt hast, daß ich gestochen wurde.“
    „Vielleicht verdiene ich deinen Vorwurf“, meinte Auster. „Du kannst glauben, was du willst. Mir liegen nur zwei Dinge am Herzen, und du zerstörst beide. Vielleicht bist du dir nicht klar darüber – aber das macht es noch schlimmer.“
    „Dann rede deutlich, Auster, oder verschwinde!“
    „Kennard sagte, deine Erinnerung sei blockiert. Ich klage dich nicht des vorsätzlichen Verrats an.“
    „Wie nett von dir!“
    „Du willst uns nicht betrügen“, erklärte Auster, und er sah plötzlich verstört aus. „Du weißt immer noch nicht, was es heißt, daß die Terraner dich auf uns angesetzt haben. Sie wußten, was geschehen würde; wir würden dich als einen von uns betrachten, der du zu sein scheinst…“ Seine Stimme versagte. In fassungslosem Staunen bemerkte Kerwin Tränen in Austers Augen; der Mann zitterte am ganzen Körper. „Und wir sind darauf hereingefallen, auf dich – und wie sollen wir dich dafür hassen?“
    Kerwin schloß die Augen. Gerade diesen Gedanken hatte er immer weit von sich gewiesen. Seit seiner Ankunft in Darkover war er immer herumgeschoben worden. Wer von den Terranern stand dahinter, welchen Grund konnte er haben, ihn den Com’yn zu präsentieren? Er war also eine geschickt angelegte Falle. Die Com’yn in Arilinn hatten ihn aufgenommen, und nun konnte er jeden Augenblick hochgehen.
    Auster nahm Jeff sanft an der Schulter und gab sorgfältig auf seinen verwundeten Arm acht. „Ich wünschte“, sagte er, „wir wären bessere Freunde gewesen. Du mußt ja nun denken, ich sage das nur, weil wir wirklich keine Freunde waren.“
    Kerwin schüttelte den Kopf, denn Austers Schmerz und seine Aufrichtigkeit mußten jedem, der nur ein Spur telepathischer Befähigung hatte, unmißverständlich klar sein. „Nein“, antwortete er, „aber was soll ich tun? Und was konnten sie zu erreichen hoffen?“
    „Ich glaube, sie hofften, der Kreis würde auseinanderbrechen, sobald du dazugehörtest“, flüsterte Auster fast unhörbar.
    „Jetzt haben wir aber den Spion entdeckt, und wir können ihn doch wieder fangen!“
    „Wenn es nur das wäre, Kerwin. Aber es ist noch etwas, und ich habe versucht, es zu übersehen.“ Sein Gesicht war ernst und blaß. „Was hast du Elorie getan?“
    Jeff war nicht fähig, zu antworten. Seine Schuld und Austers Furcht hingen wie Miasmen im Raum. „Geh fort, Jeff“, bat Auster ernst. „Bei der Liebe zu den Göttern, die du auf Terra angebetet haben magst, bitte ich dich: geh fort. Ich kenne deine Gefühle, aber wenn es wahr ist, wenn dir auch nur einer von uns teuer ist, beschwöre ich dich: geh, bevor du uns alle zerstörst, bevor es zu spät ist.“
    Auster verließ das Zimmer, und Kerwin warf sich auf das Bett. Auster hatte

Weitere Kostenlose Bücher